NS-„Reichskristallnacht“ – Das Juden-Pogrom in der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 in Dorsten: Zerstörung der Synagoge und heftige Angriff auf jüdische Bürger und ihr Eigentum

Jüdisches Gemeindehaus mit Synagoge in der Wiesenstraße; weißes Giebelhaus auf der rechten Seite im Hintergrund

Von Wolf Stegemann

In der Nacht vom zum 10. November 1938 brannten in Deutschland Synagogen, wurden jüdische Geschäfte zerstört und Juden ermordet. Das war die von den Nationalsozialisten gelenkte Reaktion auf die Ermordung des deutschen Botschaftsangehörigen vom Rath in Paris durch den polnischen Juden Herschel Grynszpan. Es kam nie zu einem Prozess gegen ihn, denn die Nazis befürchteten, dass das Homosexuellen-Motiv des Mordes an von Rath öffentlich bekannt werden würde. Als Grynszpan vom besiegten Frankreich an Deutschland ausgeliefert worden war, verbrachte er als „Sondergefangener“ den Krieg im Konzentrationslager Sachsenhausen. Er soll überlebt haben; seine Spur verliert sich in den Wirren der letzten Kriegsmonate.
Durch den Mord war der Weg für die Juden vorgezeichnet. Im Volksmund hieß diese Nacht „Reichskristallnacht“, weil so viele Glasscherben der zerstörten jüdischen Geschäfte auf den Straßen lagen. An den von den Nationalsozialisten aufgerufenen Gewalttaten waren neben der SS, SA und Hitlerjugend auch Teile der Bevölkerung, die Verwaltung, das Finanzamt, die Feuerwehr und Polizei aktiv beteiligt. Auch in Dorsten.

Dorstener Volkzeitung vom 13. November 1938 (o.) und 11. November 1938

Die Nacht in der Dorstener Wiesenstraße

Am Spätnachmittag des 9. November 1938, als es schon dunkelte, drangen uniformierte und zivil gekleidete Menschen mit Brandfackeln in der Hand in das jüdische Gemeindehaus an der Wiesenstraße ein, in dessen oberen Etage sich der Gebetsraum befand. Friedhelm Potthoff, als Junge war er Augenzeuge vom Nebenhaus, erkannte in der johlenden Menge viele Dorstener, darunter Jugendliche in HJ- und BDM-Uniform. Angeführt wurde der Haufen von SS-Männern. Etwa 25 von ihnen drangen in das Haus ein, andere standen an der Rückseite der Synagoge. Sie grölten und pfiffen.

Die Randalierer stürmten die Treppe hoch. Da sie das Haus wegen der engen Bebauung in dieser Straße nicht in Brand setzen konnten, zerstörten sie den Gebetsraum und warfen die sakralen Gegenstände wie Tora, Leuchter, Schriftrollen und Gebetsschals aus dem Fenster, schleppten sie unter johlenden Rufen zum Marktplatz und verbrannten sie direkt vor dem Alten Rathaus. 1983 brachte die Forschungsgruppe Dorsten unterm Hakenkreuz am Alten Rathaus eine Gedenktafel an, die Jahre später von der Stadtverwaltung wieder abgenommen und eingelagert worden war. Erst durch Protest aus der Bürgerschaft wurde ein neuer Platz an einem Haus an der Wiesenstraße gefunden, da die alte Stelle an der Seitenwand des Alten Rathauses zwischenzeitlich durch eine Geschichtsstation belegt war.

In der Essener Straße und in der Lippestraße wurden die Fenster der jüdischen Geschäfte Perlstein eingeschlagen und Juden der Landgemeinden verhaftet, was offiziell „Schutzhaft“ hieß. Aus dem Gefängnis kamen sie erst wieder frei, nachdem sie sich bereit erklärten, ihr Geschäft zu „verkaufen“ („Arisierung“) und das Land zu verlassen. Die junge Frau Adele Moises aus Wulfen wurde von SA-Männern nachts halbnackt aus dem Dorf gepeitscht. Sie suchte Schutz bei der Polizei.

In dieser Nacht wurden reichsweit 259 Synagogen angezündet und mehrere hundert zerstört. Es gab 91 Tote. Juden wurden zu Tausenden misshandelt und teils schwer verletzt. Die deutschen Juden hatten danach weit über eine Milliarde Reichsmark als „Wiedergutmachung“ des durch die Zerstörungen verursachen „Schadens am Volksvermögen“ an die Reichskasse abzuführen. Auch wurden Glasschaden-Versicherungszahlungen (vor allem Allianz-Versicherung) nicht an die geschädigten Juden, sondern an das Reich gezahlt.

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Kommentar: Testfall für die physische Ausschaltung

Die „Reichskristallnacht“ war für die Nazis der Testfall, wie weit sie bei der Bevölkerung gehen konnte, die Juden nach der gesellschaftlich-sozialen Absonderung auch physisch auszuschalten.
Während die „Reichskristallnacht“ weithin auf öffentliche Ablehnung gestoßen war, und zwar nicht wegen der antisemitischen Stoßrichtung, sondern wegen der Durchbrechung der öffentlichen Ordnung, vollzogen sich die anschließenden Schritte der Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben und ihre vollständige soziale Absonderung, ohne dass nennenswerter Widerstand oder Proteste geltend gemacht wurde. Die NS-Satrapen, denen Himmler die grauenvolle Wahrheit enthüllte, waren wenig geneigt, davon mehr als das Nötigste weiterzugeben.
Der Gesamtzusammenhang der Ermordung von mehr als viereinhalb Millionen europäischer Juden blieb daher den Zeitgenossen verborgen. Einzelheiten des Geheimnisses waren hingegen in ihren vielfältigen Facetten vermutlich der Mehrheit der erwachsenen Deutschen in dieser oder jener Form vertraut. Die Größe des Verbrechens und dessen moralische Dimension machten es unbegreiflich. Das gilt auch für die ausländische öffentliche Meinung und die alliierten Regierungen, die zögerten, die ihnen zukommenden Informationen vollständig zu rezipieren. Dabei gehörte nicht viel dazu, das Schicksal der deportierten Juden zu ermessen.
Diejenigen, die sich einmal dazu durchgerungen hatten, den fundamentalen Unrechtscharakter des NS-Herrschaftsregimes innerlich zu akzeptieren, erfuhren genug,   )um sich in dieser Beziehung zu vergewissern. Aber das war eine kleine Minderheit. Die große Mehrheit fügte sich in die vom Regime feilgebotene kollektive Verantwortung.

Prof. Dr. Hans Mommsen (†)

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Quellen/Literatur: Entnommen: www.dorsten-unterm-Hakenkreuz.de. –  Wolf Stegemann/Johanna Eichmann: „Juden in Dorsten und in der Herrlichkeit Lembeck“, 1989. – Wolfgang Benz (Hg.) „Legenden, Lügen, Vorurteile“, 1992.
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Hitzetage: In den letzten Wochen brannte es an allen Ecken und Enden – Feuerwehren waren Tag und Nacht im Einsatz und die Polzei sucht nach Brandstiftern

W. St. – Durch den Klimawandel begünstigte Waldbrände vernichteten 2022 weltweit doppelt so viel Baumbestand wie noch vor 20 Jahren. Jede Minute wurde eine Fläche von 16 Fußballfeldern durch Feuer zerstört, wie aus einer Studie der US-Universität Maryland hervorgeht. Die Studie ergab, dass seit 2001 jedes Jahr schätzungsweise zusätzlich drei Millionen Hektar Wald durch Feuer vernichtet werden – eine Fläche so groß wie Belgien. Die Daten zeigen, dass 2021 eines der schlimmsten Waldbrand-Jahre seit der Jahrhundertwende war – weltweit gingen 9,3 Millionen Hektar Baumbestand verloren. Das ist mehr als ein Drittel des gesamten Baumverlustes im vergangenen Jahr, wie die erhobenen Daten zeigen. Weitere Faktoren waren Waldrodung und Schädlinge. In Westeuropa gab es 2022 so viele Brände wie nie zuvor, wie der EU-Satellitenüberwachungsdienst mitteilte. In Frankreich, Spanien und Portugal gingen Zehntausende Hektar Wald verloren. Den Forschern zufolge ist der Klimawandel wahrscheinlich eine „Hauptursache“ für die zunehmenden Brände, natürlich auch, die Situation nutzend, Brandstiftung. Extreme Hitzewellen, die Wälder austrocknen, sind heute fünfmal wahrscheinlicher als noch vor 150 Jahren. Das Wetter im Juni, Juli und teilweise im August war geprägt von extremer Hitze und Trockenheit und war besonders sonnenreich. An den hohen Temperaturen waren in Deutschland laut einem Bericht des Deutschen Wetterdienstes (DWD) warme Luftmassen „zwischen einem Tief über der Biskaya und einem Hoch über dem Alpenraum, die aus Nordafrika nach Mitteleuropa geströmt waren“. Auch dem Zeitungsleser in Dorsten fiel auf, dass wohl in keinem Zeitraum zuvor so viele Meldungen über hitze- bzw. brandstiftungsbedingte Flächen- und Waldbrände in und rund um Dorsten zu lesen waren, wie in den Frühjahrs- und Sommermonaten 2022. Weiterlesen

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Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg, Bruder der Dorstener Nonne und Künstlerin Sr. Paula, trat 1932 in Recklinghausen in die NSDAP ein, Hitler gab ihm 1938 die Hand und am 10. August 1944 wurde er als 20. Juli-Attentäter gehängt

Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg am 10. August 1944 vor dem Volksgerichtshof. Er wurde am gleichen Tag hingerichtet.

Von Wolf Stegemann

Am 20. Juli 2022 brachte Landrat Bodo Klimpel im Sitzungssaal des Kreishauses ein Bronzerelief an, das die Köpfe der beiden Hitler-Attentäter aus dem Adel, Claus Graf Schenk von Stauffenberg und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg zeigt. Geschaffen hatte das Bronzerelief viele Jahre zuvor die Dorstener Nonne und Künstlerin Tisa Gräfin von der Schulenburg, Schwester des abgebildeten Fritz-Dietlof. – Der vor 78 Jahren, am 10. August 1944, als Mitglied der Attentäter vom 20. Juli hingerichtete Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg war der Lieblingsbruder der später in Dorsten 50 Jahre lang im Ursulinenkloster lebenden und 2001 verstorbenen Elisabeth Gräfin von der Schulenburg, als Künstlerin unter Tisa und als Nonne unter Sr. Paula bekannt. Sie kam 1948 von Hamburg in den Kreis Recklinghausen. Anlass war der Aufenthalt ihres hingerichteten Bruders im Kreis Recklinghausen von 1928 bis 1932, er war im Landratsamt Recklinghausen tätig. Ab 1930 gehörte der studierte Staatswissenschaftler innerhalb des Landratsamtes der Staatlichen Verwaltung an, wo er es vornehmlich mit Polizei-Angelegenheiten und als Stellvertreter des Landrates  der Reorganisation der Kreisverwaltung zu tun hatte; zeitweise auch für die Straßen und den Verkehr zuständig war. Als solcher kam er auch mehrmals nach Dorsten. – Das folgende Foto zeigt Fritz-Dietlof von der Schulenburg (1. Reihe, 5. v. r.) u. a. mit Landrat Schenking 1931 in Dorsten).

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Mit der Etablierung des Frauenfußballs übernahm der FC Rhade in Dorsten eine Vorreiterrolle. Die Fußballmädchen hatten es anfangs nicht leicht, sich in der Bastion der Männerwelt zu behaupten – doch sie setzten sich durch

Von Wolf Stegemann

Frauenfußball bezeichnet die Sportart Fußball, wenn sie nur von Frauen ausgeübt wird. Das Regelwerk unterscheidet sich nach anfänglichen Abweichungen inzwischen nicht mehr von dem im „Männerfußball“. Frauenfußball galt zeitweilig als moralisch verwerflich und in vielen Staaten kämpft er noch immer um gesellschaftliche Anerkennung. Entstanden ist der „Frauenfußball“ im 12. Jahrhundert in Frankreich, wo sich Frauen genauso wie Männer an einem Spiel namens „la sioule“ beteiligten, einem Vorläufer des heutigen Fußballs. Auch bei den Inuits nahmen Frauen an einem fußballähnlichen Spiel teil. Erst Jahrhunderte später, im Jahr 1971, erlaubte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Deutschland die Bildung von Frauenmannschaften. Frauenfußball wurde damals von vielen als Eingriff in die Männerdomäne verstanden. In jenem Jahr entstand in Dorsten der Frauenfußball. Ein Blick in die Zeit seines Entstehens und die ersten zehn Jahre seines Bestehens zeigt, dass es der Frauenfußball nicht einfach hatte. Wegen ihrer angeblich „schwächeren Natur“, so damals die offizielle Begründung des Deutschen Fußball-Bundes, mussten Frauen anfänglich eine halbjährige Winterpause einhalten. Stollenschuhe waren verboten, die Bälle kleiner und leichter als bei den Männern. Auch 90 Minuten Fußball traute man Frauen noch nicht zu. Ihre Spielzeit betrug zunächst 70, später dann 80 Minuten. Weiterlesen

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Vertreter der Stadt Dorsten nahmen 2022 in Riga an Gedenkveranstaltungen für die ermordeten Juden teil. Auch Dorstener Juden wurden dort getötet. Nur einer überlebte: Ernst Metzger

Achim Schrecklein (li.) und Friedhelm Fragemann im Juli 2022 in Riga; Foto: Janis Salins (DZ)

Delegierte aus 39 Städten des Riga-Komitees haben an zahlreichen Orten an die Opfer des Holocaust in Lettland vor über 80 Jahren erinnert. Das Riga-Komitee, die Deutsche und die Österreichische Botschaft in Riga und die dortige jüdische Gemeinde haben dazu eine Reihe besonderer Gedenkveranstaltungen in der lettischen Hauptstadt realisiert. Die Stadt Dorsten gehört dem Riga-Komitee an und wurde durch den 2. stellvertretenden Bürgermeister Achim Schrecklein und Ratsmitglied Friedhelm Fragemann vertreten. Riga, malerisch an der Ostsee gelegen, war in den nationalsozialistischen Jahren für Zehntausende jüdischer Menschen aus dem „Großdeutschen Reich“ die letzte Station einer Fahrt in den Tod. Riga zählt damit zu einem der ersten Orte des Massenmordes an Juden im Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1942 wurden die noch in Dorsten lebenden Juden nach Riga transportiert, dort zum Teil sofort erschossen und andere in Konzentrationslager im Osten verbracht und ermordet. Erst nach dem Ende der Sowjetunion konnte in Riga der ermordeten Juden und Jüdinnen gedacht werden. Das Riga-Komitee, gegründet im Jahr 2000, arbeitet daran, den Toten, soweit möglich, ihre Namen zurückzugeben und einen würdigen Ort der Trauer und des Gedenkens zu schaffen. Der Rat der Stadt Dorsten hat in seiner Sitzung am 30. Juni 2021 einstimmig den Beitritt der Stadt zum Deutschen Riga-Komitee beschlossen. Zum Erhalt und zur Pflege der Gräber- und Gedenkstätten in den Wäldern von Bikernieki wird ein jährlicher Förderbeitrag in Höhe von 2000 Euro geleistet. Diesen Betrag finanziert maßgeblich die Dorstener Bürgerschaft durch Spenden. Während der dreitägigen Riga-Reise haben Achim Schrecklein und Friedhelm Fragemann unter anderem an einer Gedenkveranstaltung an der Ruine der Großen Choral-Synagoge teilgenommen und mit anderen den Jungfernhof mit den Überresten des ersten Konzentrationslagers in Lettland besucht. Weiterlesen

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Namensnennung Johannes-Rau-Platz: Politik entschied sich gegen überwiegend andere Namensvorschläge. Warum also Umfragen? Verzeichnis über Dorstener Straßen und Plätze, die nach Personen genannt sind bzw. waren

Vestische Allee vor Verbreiterung ihrer Unterführung

Von Wolf Stegemann

10. Juli 2022. – Nach den kontroversen öffentlichen Diskussionen haben CDU und SPD im Bauausschuss am 14. Juni 2022 mit ihrer Mehrheit beschlossen, dass der Bahnhofsbereich künftig „Johannes-Rau-Platz“ heißen wird. Damit wurde der frühere SPD-Politiker, Bundespräsident und NRW-Ministerpräsident geehrt und eine mitunter heftige öffentliche Diskussion um den Namen des Bahnhofvorplatzes beendet. Die Grünen wollten die Entscheidung vertagen, um zu prüfen, ob eventuell eine lokale und weibliche Person als Namensgeberin infrage käme, deren Lebenswerk man damit ehren könnte. Mitglieder der Bürgerrunde Feldmark kritisierten, dass sich Verwaltung und Politik schon auf einen Namen verständigt hätten, bevor ihre Stadtteilkonferenz getagt habe. Dem widersprach die Verwaltung, denn bei neuen Straßenbezeichnungen würden Bürger zwar angehört, die Entscheidung treffe allerdings die Politik. Weiterlesen

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Vor über 40 Jahren der technische Fortschritt bei der Dorstener Zeitung, damals Ruhr-Nachrichten: Die letzte Bleiseite kam ins Dorstener Heimatmuseum – wo ist sie verblieben?

Übergabe der letzten Bleiseite 1981 – Von links: Bürgermeister Lampen (†), Stadtdirektor Dr. Zahn (†), Beigeordneter Mörs (†) und Redaktionsleiter Plümpe (†); Foto: Wolfgang Krüger (†)

Von Wolf Stegemann

Bis zum 30. Dezember 1980 wurden die Textvorlagen der Redaktion für den Druck der Dorstener Tageszeitung „Ruhr-Nachrichten“ (heute „Dorstener Zeitung“) täglich noch Buchstabe für Buchstabe gesetzt und dann in Blei gegossen. Technischer Fortschritt konnte auch an der Herstellung der Zeitung nicht vorbeigehen. Deshalb war der Übergang zum Fotosatz und zu einer moderneren Art des Druckens (Flachdruck statt Hochdruck) seit längerem nur noch eine Frage des Zeitpunktes.
Die Silvesterausgabe 1980 der Ruhr-Nachrichten war die letzte Ausgabe, die im Bleidruck im Recklinghäuser Verlagshaus Bitter hergestellt wurde. Danach stellte den Fotosatz der Dorstener Ausgabe der „Ruhr-Nachrichten“ der technische Betrieb der Ruhr-Nachrichten in Dortmund her. Am Donnerstag, den 15. Januar 1981, wurde die letzte Bleiseite der Dorstener Zeitung vom Redaktionsleiter Rolf Plümpe dem Dorstener Stadtmuseum im Beisein von Bürgermeister Hans Lampen, des Stadtdirektors Dr. Zahn und des Beigeordneten und Kulturdezernenten Werner Mörs überreicht. Rolf Plümpe: „Alle zeigten sich hocherfreut über dieses Geschenk, das künftigen Generationen demonstrieren soll, wie ,annodazumal’ Zeitung gemacht wurde. Weiterlesen

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Das Porträt: Sechs Jahre lang wohnte Rudolf Assauer – Profi-Fußballer, FC Schalke 04-Manager, Ruhrpott-Macho und „Schlitzohr“ – in Dorsten-Wulfen

Von Wolf Stegemann

1944 in Sulzbach-Altenwald/Saar bis 2019 in Herten. – Schlagzeilen machte der Fußball-Profi immer schon in den Tageszeitungen, Sportmagazinen und Zeitschriften, vor allem seit er 1981 von Bremen zum Gelsenkirchener FC Schalke 04 wechselte. Schlagzeilen machte er auch in Dorsten, denn Rudi Assauer wohnte von 1981 bis 1987 in Dorsten-Wulfen in einem Haus an der Straße Markeneck. Viele Dorstener erinnern sich auch an seine Tochter, mit der sie zur Schule gingen. Ein früherer Nachbar: „Er war zwar oft nicht anwesend, aber wenn, dann konnten wir uns mit ihm gut unterhalten. Oft kamen aktive und prominente Schalke-Spieler, zu deren Treffen dann auch die Nachbarschaft manchmal mit einbezogen wurde. Ich erinnere mich gut an ihn! Es war schade, dass er 1987 nach Herten verzog!“ Assauer war in seiner Wulfener Zeit mit Ingrid Assauer verheiratet. Schlagzeilen machte er aber nicht nur als aktiver Sportler und Sportmanager, sondern auch noch nach seinem Tod im Jahr 2019, in denen es um familiäre Auseinandersetzungen um sein Testament ging und aktuell noch geht. Weiterlesen

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Pfingsten – ein Fest der Kirche, der Schützenvereine, der Ausflügler und Touristen, der Autobahnstaus. Die Pfingstrose – Symbol der weiblichen Erotik; der Pfingstochse – Symbol des Langschläfers

Von Wolf Stegemann

Juni 2022. – Pfingsten (von pentēkostē hēméra, deutsch ‚fünfzigster Tag‘) ist ein christliches Fest. Die Bezeichnung war im Deutschen ursprünglich ein Dativ Plural „an den Pfingsten“, dann Nominativ Plural „die Pfingsten“, schließlich Nominativ Singular „das Pfingsten.“ Der Festinhalt ist die Sendung des Geistes Gottes zu den Jüngern Jesu und seine bleibende Gegenwart in der Kirche. Ikonografisch wird Pfingsten auch „Aussendung des heiligen Geistes“ (Foto: sakrale Darstellung San Sebastian) oder auch „Ausgießung des heiligen Geistes“ genannt. Der Pfingstsonntag ist der 50. Tag der Osterzeit, also 49 Tage nach dem Ostersonntag, und liegt zwischen dem 10. Mai (frühester Termin) und dem 13. Juni (spätester Termin). Im Neuen Testament wird in der Apostelgeschichte erzählt, dass der Heilige Geist auf die Apostel und Jünger herabkam, als sie zum jüdischen Fest Schawuot („zum 50. Tag“) in Jerusalem versammelt waren. Dieses Datum wird in der christlichen Tradition auch als Gründung der Kirche verstanden. Obwohl Pfingsten vom Ursprung her ein kirchliches Fest ist, war und ist die Feier der Pfingsttage überwiegend vom weltlichen Festwesen in allen sozialen Schichten bestimmt. – In der wiederergrünten Natur kam es im Mittelalter zu großen Festen unter freiem Himmel. Die bretonische Sagenwelt erinnert an die glanzvollen Pfingstfeste des sagenhaften König Artus zu Glamorgan (5./6. Jh.). Kaiser Barbarossa feierte zu Pfingsten des Jahres 1184 zu Mainz die Schwertleite zweier Söhne im Beisein von angeblich 70.000 Menschen. Pfingsten blieb der beliebteste Termin der höfisch-ritterlichen wie der patrizischen Turniere und wurde es auch für die großen Schützenfeste der Städte und Dörfer. Pfingstliche Tradition haben beispielsweise das Schützenfest der Dorf-Holsterhausener und andere. Lediglich der Pfingstmontag gilt heute auch als gesetzlicher Feiertag. Pfingsttage waren stets auch Ausflugstage. Ging man zu Fuß über die Felder, um das sprießende Grün in Demut vor Gott zu bewundern, oder fuhr man in der Kutsche durch die Parks spazieren, so reihen sich heute zu Pfingsten Stoßstange an Stoßstange. Die Unfallbilanz der Polizei sieht oft erschreckend aus. Weiterlesen

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Zurückgeblättert: „Schulkinder, die wüstesten Radfahrer“ – Daher wurden 1951 auch in Dorsten Schüler mit einer Fahrrad-Prüfung belegt

So sahen die Fahrräder Anfang der 1950er-Jahre aus

24. Mai 2022. –Immer wieder liest man in der Lokalzeitung oder hört es von Nachbarn und Bekannten, wie unvorsichtig und wüst so manche Schulkinder mit dem Fahrrad unterwegs seien. Darüber klagen Autofahrer wie auch Fußgänger. Inzwischen wechseln immer mehr Jugendliche auf Pedelecs, was das wüste Fahren noch verstärkt, worüber auch die Polizei-Meldungen Auskunft geben. Unlängst sagte ein Nachbar zu dem Autor, beide in den Siebzigern, dass es „doch in unserer Zeit so etwas nicht gegeben hatte“. Da möchte er Recht haben, was seine persönlichen Erkenntnisse betrifft. Doch Klagen über wüstes Radfahren von Schulkindern hat es schon Anfang der 1950er-Jahre gegeben. Davon berichtet ein Artikel im Lokalteil „Dorsten – Nachrichten – Haltern“ der „Ruhr-Nachrichten“ vom 18. Juli 1952 unter der Überschrift „Schulkinder, die wüstesten Radfahrer“. Der Artikel fängt mit der Aufforderung zu einem Eingeständnis an: Weiterlesen

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Zurückgeblättert: Durch die Insolvenz des Mercaden-Managers Koprian geriet das Einkaufszentrum wieder einmal in die Schlagzeilen, wie so oft seit der Planung vor zehn Jahren – Hier unsere Artikel-Dokumentation von 2012 bis heute

Das Mercaden im Eröffnungsjahr 2016

Zusammengestellt von Wolf Stegemann

Mai 2022. – Und wieder sind die Mercaden am 19. Mai 2022 in die Schlagzeilen geraten, denn Koprian IQ aus Hamburg, zuständig für das Centermanagement der Mercaden,  hat Insolvenz angemeldet. Das berichtet die „Dorstener Zeitung“ mit der Schlagzeile „Centermanagement der Mercaden meldet Insolvenz an“ und einer kommentierenden Headline „Probleme des Managers sind nicht die Probleme der Mercaden“. Eigentümerin der Mercaden ist die „OFB Projektentwicklung GmbH“, eine Tochtergesellschaft der Landesbank Hessen-Thüringen. Die finanzielle Schieflage der Koprian IQ, wodurch auch immer verursacht, hat deswegen erstmal keine Auswirkungen auf das Dorstener Einkaufszentrum. Wie sich die Insolvenz des Hamburger Mercaden-Managers auf die Entwicklung des Dorstener Einkaufszentrums am Kanal auswirken wird, bleibt abzuwarten. Blickt man auf die 2012 angefangene und umstrittene Geschichte der Planung und der Realisierung des Mercaden-Zentrums am Kanal zurück, dann sieht man stets anhaltende Probleme dieser Unternehmung am Rande der Innenstadt. Daran waren auch die Stadt Dorsten, Verwaltung und Politik „blinden Auges“ beteiligt – nicht gerade zum Nutzen der Stadt und ihrer Bürger sowie der Dorstener Handelsgeschäfte.
Darüber informiert und kommentiert seit 2012 das Online-Magazin „Dorsten-transparent“. Es entstand eine Dokumentation über Planung, Entstehen und all die Probleme, die es bis heute in und um Mercaden seit 2012 gab und gibt. Wir haben alle Titelzeilen der 28 Artikel im Folgenden aufgeführt und einen kurzen Abriss des Textes dazugestellt. Die Artikel sind durch Anklicken zu öffnen und in ihrer Länge zu lesen. – Das Fazit: Das Einkaufszentrum war von Anfang an mit Problemen behaftet. Über sein Bestehen wurden wohl immer wieder schöne Worte gesagt und geschrieben, ein sprudelnder Brunnen eingebaut, die Rolltreppen und vieles andere kundenfreundlicher umgebaut, doch Mercaden blieb und bleibt eine wirtschaftliche „Totgeburt“. Das belegt die folgende – übrigens textlich sehr lange – Chronologie: Weiterlesen

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Was ist das für ein Tag: Freitag, der 13.? – „Was freitags wird begonnen, hat nie ein gut’ End genommen!“ – Stimmt das? Darüber gibt die Geschichte, die Religion und der Aberglaube Auskunft

Von Wolf Stegemann

13. Februar 2022. – Was wird der heutige Tag bringen, den es in der Benennung nur einmal im Jahr 2022 gibt? Und warum stellen sich viele gerade heute diese Frage? Es ist ein Tag, der gleich aus zwei Unglückbegriffen zusammengesetzt ist – mit dem Freitag und mit der Zahl 13. So sehen es zumindest abergläubige Menschen mit christlicher Orientierung, vor allem in den USA – aber auch in Deutschland. Seit Jahren lässt der Freitag und die Zahl 13 Menschen erzittern. Die komplette Reisebranche und vieles im täglichen Leben folgen dem Aberglauben. Hotels, Flugzeuge, Kreuzfahrtschiffe – selten gibt es dort ein Zimmer, Sitz oder Deck mit der magischen Zahl 13. In Fahrstühlen steht noch oft statt 13 die Zahl 12a und in manchen Krankenhäusern gibt es das Zimmer mit der Nummer 13 nicht, wie in manchen Theatern auch keine Plätze mit der Nummer 13 Die Wissenschaft hat für die abergläubige Angst der Menschen vor einem Freitag, den 13. auch einen sperrigen Namen: Paraskavedekatriaphobie. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und ist recht einfach übersetzbar – paraskeví bedeutet Freitag, dekatría dreizehn und fóbos Furcht. Medizinisch ist dieser Befund tatsächlich nachweisbar. Schätzungsweise 20 Millionen Menschen leiden alleine in Deutschland an dieser Angsterkrankung. Eine Million davon melden sich an dem Tag sogar krank. Das zumindest zeigt eine Statistik der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), die über zwei Jahre hinweg Daten zu der Phobie erhob. Sogar einige historische Berühmtheiten zählen zu den Paraskavedekatriaphobikern. Darunter Napoleon Bonaparte, Arnold Schoenberg, Franklin D. Roosevelt, Giaochino Rossini und Alejchem Sholem, der in seinen Manuskripten die Seitenzahl 13 ausließ. Doch woher kommt eigentlich die Angst vor Freitag, dem 13.? Weiterlesen

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8. Mai 1945 – Ende des Weltkriegs und des großen Sterbens. Totenzettel, auf denen nationalsozialistische Todesideologie mit der christlichen vermengt ist, erinnern daran

Von Wolf Stegemann

Am 8. Mai 1945 endete mit der deutschen Kapitulation vor 77 Jahren in Europa der Zweite Weltkrieg. In Deutschland war der 8. Mai für die einen ein Tag der Befreiung, für andere ein Tag der Niederlage und wieder für andere ein Tag der Katastrophe. Für alle war es auch der Tag, mit dem die Auseinandersetzung mit den unvorstellbaren Gräueltaten von Deutschen und im deutschen Namen begann bzw. beginnen sollte. Viele suchten die Auseinandersetzung nicht. Aus Scham oder anhaltender Verblendung. Man schwieg in denen Familien und den Schulen. Erst gegen Ende der 1970er-Jahre wurde das Schweigen nach und nach gebrochen. Mit Ende des Krieges am 8. Mai 1945 wurde auch Bilanz gezogen: weltweit rund 50 Millionen Kriegstote. Davon starben in der Sowjetunion etwa 13 Millionen Soldaten und sieben Millionen Zivilisten; in Polen etwa sechs Millionen, davon drei Millionen ermordete Juden, d. s. etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Es starben 3,8 Millionen deutsche Soldaten und 1,65 Millionen Zivilisten. Für die nachgeborenen Generationen unvorstellbare Zahlen, hinter denen sich Grausamkeiten, Barbarei, Leid und Massenmord verbergen. Dazu kommen Vertreibungen, Vergewaltigungen, Evakuierungen. Weiterlesen

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Rund ums Geld (5): Die Deutsche Mark ab 1948 – Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders und nach Einführung in die DDR 1990 in Dorsten Partnerstadt Hainichen als „Halleluja-D-Mark“ gepriesen

Alliierte Mark nach Kriegende, bereits schon 1944 in den USA gedruckt

Von Wolf Stegemann

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg gaben die Alliierten für besetzte Gebiete die Militärmark (Allied Military Currency, AMC) aus, die in Deutschland bis zur Währungsreform 1948 parallel zur alten Reichsmark Gültigkeit hatte. AMC in Landeswährung gab es daneben in Österreich, Italien, Frankreich, Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Die „Alliierten Militärmark“-Noten wurden bereits 1944 in den USA gedruckt. Sie galt (insgesamt) als gesetzliches Zahlungsmittel für die Bezahlung von Mark-Schulden aller Art. Niemand durfte die Alliierte Militärmark und die auf Reichsmark lautenden gesetzlichen Banknoten unterschiedlich behandeln. Weiterlesen

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Rund ums Geld (4): Notgeld der Stadt Dorsten – Ab 1921 unabhängig vom Inflationsgeld als Geldersatz in Städten entstanden – Stadtmotive zieren die bunten Dorstener Scheine

Die Scheine zeigen  das Dorstener Stadtbild und den Marktplatz

Von Wolf Stegemann

In wirtschaftlichen Krisenzeiten, wenn es an wertvollen Metallen für Zahlungsmittel mangelte, druckten Städte, Gemeinden und andere größere Unternehmen ihr eigenes Geld, das dann als Notgeld in die Wirtschaftsgeschichte einging, in Deutschland vor allem in den Zeiten vor rund hundert Jahren. Die ältesten Formen des Notgeldes sind Belagerungsscheine aus dem 15. Jahrhundert. Während der Belagerung von Städten war eine Geldversorgung vielfach unmöglich. Häufiger wurde die Ausgabe von Notgeld Ende des 18. Jahrhunderts. Entsprechend gab es Notgeld-Münzen. Auch in Dorsten und der Herrlichkeit Lembeck. Nun kam es auch zu Aufwertungen bestehenden Papiergeldes als Notgeld. Weiterlesen

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Rund ums Geld (3): Die Inflation vor 100 Jahren – Vor dem Polizeikommissariat demonstrierten im September 1921 aufgebrachte Holsterhausener gegen die Preissteigerungen

50 Milliarden Mark – Geldschein aus em Jahr 1923

Von Wolf Stegemann

In den Radio- und TV-Sendungen sowie in den Zeitungen ist seit einiger Zeit die Inflation ein beherrschendes Thema. Die Menschen merken es am eigenen Portemonnaie, wie alles teurer wird. Die Inflationsrate ist aktuell mit rund 5 Prozent so hoch, wie zuletzt im Jahr 1999. Das Wort Inflation ist lateinisch und heißt soviel wie „Sich-Aufblasen“ oder „Aufschwellen“. Hier gemeint ist das Geld. Geldentwertung durch Geldvermehrung. Simpel erklärt: Der typische Verlauf geht so: weil der Staat mit seinen Einnahmen nicht auskommt, nimmt er Schulden bei der Zentralbank auf und diese druckt neues Geld. Das erinnert an die große Inflation vor rund 100 Jahren. Durch ständige Geldvermehrung stieg im Deutschen Reich ab 1921 die Geldentwertung bedenklich an. Während sich durch rapide Preiserhöhungen der Lebensstandard weiter Bevölkerungsschichten verschlechterte, häuften einige Unternehmer durch Spekulationsgeschäfte riesige Vermögen an. Die deutsche Wirtschaft war durch den verlorenen Ersten Weltkrieg in große Schwierigkeiten geraten: Die Umstellung auf Kriegswirtschaft und die fehlenden Investitionen im Bereich der zivilen Produktion bewirkten einen Stillstand der wirtschaftlichen Entwicklung. Zudem hatten die Gebietsabtretungen den Verlust wichtiger Wirtschaftszentren zur Folge. Die Überschuldung des Staates durch Kriegsanleihen verhinderte staatliche Aufträge an die Wirtschaft und die unternehmerischen Aktivitäten wurden durch den Währungsverfall behindert. Weiterlesen

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Karl-Ingo Stoffel – Steuerberater, FDP-Lokalpolitiker in Ausschüssen und im Stadtrat, Schützenhauptmann, Orgelspieler in St. Agatha, Posaunist und vieles anderes

Oberst Ralf Kneflowski zeichnet Ingo Stoffel mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold aus

Von Wolf Stegemann

Geb. 1943 in Hohen Neuendorf, bis 2022 in Dorsten; Steuerberater und FDP-Lokalpolitiker. – Wird sein Name genannt, dann erinnern sich etliche Dorstener in erster Linie nicht an seinen Beruf als Finanzwirt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer mit eigener Kanzlei an der Alleestraße, sondern an ein langjähriges Vorstandsmitglied der FDP, einen Lokalpolitiker und ein Ratsmitglied, an einen Hauptmann der Altstadtschützen und an einen leidenschaftlichen Musiker. Denn Stoffel spielte gern Orgel und blies die Posaune, wo er konnte. Als Schüler besuchte er das katholische Internat in Vechta und wenn seine Schulklasse in der Wallfahrtskirche „Maria Frieden“ an Gottesdiensten teilnahm, spielte er nicht selten das Harmonium. Und in der Klosterkirche des Internats begleitete er die Schulgottesdienste an der Orgel. Daher war er gut vorbereitet, als er nach seinem Zuzug nach Dorsten von 1956 bis 2001 regelmäßig in St. Agatha und St. Johannes die Orgel spielte. In den letzten Jahren war er Mitglied der Blaskapelle St. Marien, mit der er jahrelang den Martinszug begleitete. Jahrzehntelang war er auch Mitglied im Altstadt-Schützenverein, in den er in den 1970er-Jahren eingetreten war. 18 Jahre lang war er Hauptmann der II. Kompanie (Foto unten) und marschierte bei Schützenfesten vorneweg, wo auch immer die Altstadtschützen Auftritte hatten, und machte auch hier Musik. Seine Frau Ute und seine Familie ließen ihm die Zeit, politisch und anderweitig zum Wohl der Stadt, seiner Partei und der Schützen öffentlich zu wirken. Im Stadtverband der Freien Demokratischen Partei (FDP), deren langjähriges Mitglied er war und sie lokalpolitisch nach außen vertrat, strebte er immer nach vorne und hatte auch etliche wichtige Parteiämter inne. Weiterlesen

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In wenigen Minuten machten am 22. März 1945 Bomben die alte Stadt Dorsten zum Trümmermeer – 319 Menschen kamen ums Leben, die Ruinen qualmten tagelang

Die bombardierte und noch qualmende Stadt zwei Tage danach

Von Wolf Stegemann

Bereits am 9. März 1945 bombardierten alliierte Flugzeuge die Stadt. Doch einige Tage später sollte die vollendete Zerstörung der heutigen Altstadt erfolgen. Am 22. März 1945, ein herrlicher Frühlingstag mit Sonne und blauem Himmel über Dorsten, starteten in High Wycomb (England) 100 Halifax-Bomber der Royal Airforce, 12 Lancaster und ebenso viele Mosquitos der 8. Pfadfindergruppe mit dem Auftrag, Dorsten um 14.30 Uhr englischer Sommerzeit in Schutt und Asche zu legen. In ihren Bombenschächten hatten sie Luftminen und Sprengbomben, darunter die berüchtigten „Wohnblockknacker“. Sie kamen von Norden her gestaffelt angeflogen und bildeten einen Kampfblock von 500 Metern Breite.Die Dorstener glaubten noch, die Maschinen flögen nach Westen ab ins Ruhrgebiet, bevor um 14.14 Uhr das Inferno begann, das die Stadt in fünf Minuten in einem pausenlosen Gebrüll von Detonationen und Feuerbällen zerstörte. Die Flugzeuge warfen 377 Tonnen Bomben und 6,3 Tonnen Zielmarkierungsbomben ab. Der Rauch über der Stadt stieg 2.440 m hoch. Als die letzten Brände nach Tagen gelöscht werden konnten, behinderte fast kein Haus mehr die Sicht von einem Ende der Stadt zum anderen. Über 319 Menschen fanden den Tod, 700 Familien wurden obdachlos, die gesamte Straßenbeleuchtung war zerstört, die Straßen zu 92 Prozent nicht mehr vorhanden, die Gasversorgung zu 70 Prozent und die Elektroversorgung zu 50 Prozent ausgeschaltet, die Kanalisation zu 39 Prozent funktionsunfähig. Auf jeden Bewohner der Innenstadt entfiel eine Trümmermenge von 43,5 cbm (Dresden 39,7 cbm, Köln 16,8 cbm, Essen 15 cbm, Leipzig 7,1 cbm). Am 29./30. März rückten Kampf verbände der 9. US-Armee in Dorsten ein. Dabei starben 29 deutsche Soldaten und fünf Zivilisten. Weiterlesen

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Flakgruppe Dorsten: Pennäler des Gymnasium Petrinum mussten als Flakhelfer klassenweise Geschützdienst leisten und hatten Unterricht in den Flakstellungen

Flakhelfer in der Geschützstellung 1943

Von Wolf Stegemann

Bereits am 9. März 1945 bombardierten alliierte Flugzeuge die Stadt. Doch einige Tage später sollte die vollendete Zerstörung der heutigen Altstadt erfolgen. Am 22. März 1945, ein herrlicher Frühlingstag mit Sonne und blauem Himmel über Dorsten, starteten in High Wycomb (England) 100 Halifax-Bomber der Royal Airforce, 12 Lancaster und ebenso viele Mosquitos der 8. Pfadfindergruppe mit dem Auftrag, Dorsten um 14.30 Uhr englischer Sommerzeit in Schutt und Asche zu legen. Flakgruppen rund um Dorsten standen zur Abwehr bereits. Letztlich ohne Erfolg. Auch Schüler waren eingesetzt.
Nach der Verordnung zur „Heranziehung von Schülern zum Kriegshilfseinsatz der deutschen Jugend in der Luftwaffe“ vom 26. Januar 1943 wurden in einer ersten Auswahl 11.503 Flakhelfer (offizielle Bezeichnung: Luftwaffenhelfer) schulklassenweise eingezogen und zum Teil kaserniert. Sie erhielten regelmäßig Unterricht, der aber zunehmend eingeschränkt wurde und schließlich ganz ausfiel. Die Flakhelfer ersetzen Flaksoldaten, die für die Front gebraucht wurden. Die Formel 100 Flakhelfer für 70 Soldaten erwies sich bald als falsch. Die etwa 16 Jahre alten Jungen kämpften oft fanatischer als die desillusionierten Landser, da die Schüler von ihren Lehrern meist propagandistisch ideologisiert waren. Die Flakhelfer übernahmen sämtliche Funktionen selbst an schweren Flugabwehrkanonen vom Richtschützen bis zum Geschützführer und erhielten dafür 50 Pfennig Tagessold. Im Juni 1944 betrug ihre Zahl bereits 56.000. Offiziell waren sie Mitglieder der Hitlerjugend; dadurch hatten die Flakhelfer keinen Kombattantenstatus, was bei Gefangennahme dazu führen konnte, dass sie wie Partisanen behandelt wurden. Diese Gefahr wuchs, als die Flakhelfer in der letzten Kriegsphase auch zum Erdkampf herangezogen wurden. Ihre Verluste sind nicht bekannt. Doch lassen Berichte von zahlreichen Volltreffern in Flakstellungen hohe Opferzahlen vermuten (nach Barth/Bedürftig: Taschenlexikon Zweiter Weltkrieg, Pieper München 2000). Weiterlesen

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Rund ums Geld (2): Dorstener Münzen – Dorsten prägte Münzen mit falschem Silbergehalt und wirtschaftete in die eigene Tasche – Heute wäre dies ein Fall für den Staatsanwalt

Von Wolf Stegemann

In einigen Städten Westfalens kam es vom 12. bis 14. Jahrhundert zu einer durchgehenden Münzprägung. Die Städte waren vor allem Soest, Dortmund, Münster, Osnabrück, deren Pfennige von gleichem Wert waren und deshalb 1:1 umgerechnet werden konnten. Kleinere Münzstätten gab es in Dorsten und Recklinghausen, wo Pfennige aus Münster nachgeprägt wurden. Im Westen des Reiches war es vor allem der Rheinische Goldgulden, der am Ende des 14. Jahrhunderts zur Standardmünze wurde, auf den alle anderen goldenen und silbernen Sorten in Umtauschbeziehung gesetzt wurden. Auf Wunsch des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises fand im Frühjahr 1661, als das Reich nach dem Dreißigjährigen Krieg in Kleinstaaterei verfallen war, in Köln eine Konferenz statt, in der die maßgeblichen Stände dieses Kreises mit Vertretern von Kurköln zusammengekommen waren, um vor allem über das Überhandnehmen von schlechtem Kleingeld zu verhandeln. Erreicht wurde aber nichts, da alle Staaten ihre eigenen Interessen verfolgten. Es blieb bei einem großen Wirrwarr unterschiedlicher Münzen, Prägungen und Werten. Weiterlesen

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Rund ums Geld (1): Vom Kaurischneckenhaus über Münzen und Geldscheine zur Kreditkarte – Rheinische Gulden, Taler, Rentenmark, Reichsmarkt, Deutsche Mark, Euro

Antike Münzära: Geld der Römer

Vorbemerkung: Mit diesem Artikel und vier weiteren zum Thema Geld, teils versehen mit Dorstener Befunden, geben wir in fünf Beiträgen einen historischen Überblick über das Geld bis zur Gegenwart. Thema der Beiträge: 1) Vom Kaurischneckenhaus über Münzen und Geldscheine zur Kreditkarte. – 2) Dorstener Münzen. – 3) Inflation vor 100 Jahren. – Vor dem Polizeikommissariat demonstrierten im September 1921 aufgebrachte Holsterhausener gegen die Preissteigerungen. –  4) Notgeld der Stadt Dorsten. – 5) Währungsreform: Deutsche Mark stand für das Wirtschaftwunder, dann kam der Euro, der vor der Verteilung auch in den Bunkern der Muna in Wulfen sicher untergebracht war. Weiterlesen

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Was macht eigentlich Prof. Dr. Daniel Zerbin? Er war bei den Feldjägern, ist Kriminalwissenschaftler mit ereignisreicher Vergangenheit – hat er auch eine landespolitische Zukunft?

Daniel Zerbin war Feldjäger in Afghanistan und im Kosovo, lehrt in Hamburg und wohnt in Dorsten

Von Wolf Stegemann

Geboren 1973 in Gelsenkirchen, aufgewachsen und wohnhaft in Dorsten; Ex-Offizier der Militärpolizei, Ex-Kampfsportler, Kriminalwissenschaftler, Buchautor, Kommunalpolitiker (AfD). – Seit 2017 ist er Professor für Kriminalwissenschaften an der staatlich anerkannten privaten Hochschule Nothern Business School (NBS) in Hamburg, in der er schon seit 2013 lehrt. Im Jahr 2016 trat das frühere FDP-Mitglied (1991 bis 1993), CDU-Mitglied (1998 bis 2016) in die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) ein. Weiterlesen

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Eine neue Erzählung versucht ein unzulässiges Spekulationsgeschäft in ein zulässiges zu verwandeln

Dorstener Rathaus, Sitz der Stadtkämmerei; Foto: Frenzel

Von Helmut Frenzel

24. Februar 2022. – Die „Dorstener Zeitung“ (DZ) veröffentlichte am 21. Februar 2022 einen Artikel unter der Überschrift „Auch der Landrat hält das Derivatgeschäft mit der WestLB für legitim“. Er kann nicht unwidersprochen bleiben, weil er falsche Behauptungen enthält. Es geht einmal mehr um den verlustträchtigen Forward Zahlerswap, den die Verwaltung 2009 abschloss und der inzwischen mit einem Verlust von 13 Millionen Euro in den Büchern der Stadt steht. Unter Bezugnahme auf eine Stellungnahme des Landrats als Träger der Unteren Kommunalaufsicht schreibt die DZ, nunmehr sei zum vierten Mal von unabhängiger Seite bescheinigt worden, dass das umstrittene Finanzgeschäft „ juristisch nicht zu beanstanden“ sei und mehrere Staatsanwälte keine Anhaltspunkte dafür gefunden hätten, dass das Geschäft ein Fall von Untreue sei. Diese Behauptung ist unwahr. Weiterlesen

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Großvater Heinrich, Sohn August und Enkeltochter Luise Steinmeier – eine Holsterhausener Familiengeschichte, zu der auch Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier als Cousin gehört

Heinrich Steinmeier mit seiner Frau Luci (1949)

Von Wolf Stegemann

(17. Februar 2022) – Frank-Walter Steinmeier, seit 2017 Bundespräsident und vor wenigen Tagen für die nächsten fünf Jahre wiedergewählt, besuchte mehrmals Dorsten bzw. Holsterhausen, allerdings nicht als  Bundespräsident, sondern als Schüler, Student und zuletzt als Staatssekretär und Leiter der niedersächsischen Staatskanzlei. Er besuchte seine Verwandten in Dorsten, unter denen in Holsterhausen Liselotte Topp, geborene Steinmeier, seine Großkusine ist. Als deren Vater August Steinmeier 1998 starb, kam dessen Cousin Walter Steinmeier mit seinem Sohn Frank-Walter zur Bestattung auf dem Waldfriedhof. Die Geschichte der Familie Heinrich Steinmeier in Dorsten ist ein Spiegelbild sozialer und wirtschaftlicher Verhältnisse jener Zeit ab 1911  –  auch in Holsterhausen, das damals noch eine eigenständige Gemeinde war, bis diese 1943 als Stadtteil Dorsten angegliedert wurde. Weiterlesen

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Mann irrt seit anderthalb Jahren fast täglich laut schreiend in den Straßen der Stadt umher! Bürger erschreckt, Polizei und Verwaltung ziemlich ratlos – was tun?

Das bekannteste Bild Edvard Munchs “Der Schrei”, entstanden zwischen 1893 und 1910. Es machte nicht den Schreier berühmt, sondern den Maler.

Von Wolf Stegemann

Die Redakteurin Claudia Engel leitete einen ihren Artikel über den eigenartigen Mann in der „Dorstener Zeitung“ mit den Sätzen ein: „Es gibt Menschen, die sind anders als andere. Dazu zählt ein Mann, den Dorstener ,Schreier’ nennen. Er macht einigen Angst. Sie fordern, dass er ,weggesperrt’ wird.“
Der Schreier wurde im Januar 2022 nicht nur über die Lokalzeitung bekannt, er geisterte als bereits viel beschriebenes und meist stark kritisiertes Wesen seit fast zwei Jahren nicht nur durch die sozialen Medien, sondern auch laut schreiend täglich durch die Straßen. Nicht nur in der Altstadt, auch in den Stadtteilen – oft eine halbleere Bierflasche in der Hand. Und er war so laut, dass er zu hören war, bevor man ihn sah. Allerdings konnte man nicht verstehen, was er brüllte. Der dunkelhäutige Mann schrie in einer Fremdsprache auch Passanten an, die dann natürlich angstvoll auswichen. Eine Dorstenerin teilte der Lokalzeitung mit, dass er auch stärkeren Alkohol zu sich nahm und dadurch sein Krakeelen und seine Bewegungen  aggressiver wirkten. Der Polizei liegen allerdings keine Anzeigen wegen Belästigung von Passanten vor. Doch war die Polizei mal ausgerückt, als sie einen Anruf bekommen hatte, dass der Mann allzu aggressiv herumschrie. Die Polizei fand ihn an dem angegebenen Einsatzort nicht mehr vor. Weiterlesen

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Autokorsos: Entdeckten Freiheitsfahrer, Querdenker, Impfgegner, Schwurbler und Spaziergänger im Dezember 2021 Dorsten als überregionalen Demonstrationsort?

Von Wolf Stegemann

In Dorsten ist es im Januar 2022 von einer politisch-gesellschaftlichen Personengruppe, bestehend aus einer Mischung von „Querdenkern“, „Impfgegnern“ und anderen Verschwörungstheoretikern mit mehr oder weniger lärmenden Autokorsos durch die Straßen der Stadt wieder stiller geworden. Im Monat zuvor, im Dezember 2021, hieß es:  „Freiheitsfahrer und Impfgegner entdecken Dorsten als Demo-Ort“. Aus heutiger Sicht war die Entdeckung nicht nachhaltig. Immerhin füllten dicke Schlagzeilen und mehrspaltige Artikel 14 Tage lang die Dorstener Tageszeitung. Und zwar ab dem 14. Dezember mit oben gen. Schlagzeile und einer kommentierenden: „Wer laut ist, hat aus als Freiheitsfahrer nicht unbedingt Recht“. Grund dieser beiden Schlagzeilen-Artikel war eine Demonstration am Montag, den 13. Dezember und eine weitere mit Fahrzeugen mit mehr als 80 Autofahrern, die  gegen „Regierungs-Faschismus, Impfzwang und sinnlosen Lockdown“ demonstrierten. Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff nannte sie auf Facebook, ein von ihm für dieVerbreitung seiner Meinungen zum Stadtgeschehen sehr beliebte und genutzte Plattform, „Schwurbler“. Allerdings schränkte der Bürgermeister seine „Schwurbler“-Definition als „private Meinung“ ein. Schwurbler, sagt der Duden, sind „Verwirrte“. Weiterlesen

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Amal aus Marokko: Mit 15 Jahren zwangsverheiratet, 16-jährig nach Dorsten gebracht, nach 26 üblen Ehejahren die Scheidung und über alles ein Buch geschrieben – beeindruckend

Von Wolf Stegemann

Sie kam aus Marokko und lebt schon mehr als Zweidrittel ihres 46-jährigens Lebens in Dorsten, hat einen sozialen Beruf, zahlt Steuern und für die Renten- und Krankenversicherung ein. Darf, will oder muss sie als Marokkanerin ein Kopftuch tragen? Dazu sagte sie: „Immer wieder ertappe ich mich bei dem Gedanken: Bin ich jetzt Deutsche oder immer noch Marokkanerin? Wenn die Marokkaner sagen, ich sei Deutsche, und die Deutschen, ich sei Ausländerin, dann habe ich genau das gegenteilige Gefühl. Ich gehöre nicht dazu! Weder zu den einen, noch zu den anderen. Entsprechend halte ich es mit dem Kopftuch-Tragen. Da fehlt mir der rote Faden. In meiner Jugend habe ich das Kopftuch ab dem Moment getragen, wo ich meine Tage bekam. Später in Deutschland, nach meiner Hochzeit, habe ich mich angepasst, das Kopftuch weggelassen. Nach Papas Tod habe ich es wieder getragen. Und auf dem Weg nach Mekka sowieso. Eine ,anständige Frau’ verbirgt ihre Haut. Den Hals zeigt sie nicht. Zuletzt habe ich jahrelang Kopftuch getragen. Mehr aus Gewohnheit. Aber wenn ich zur Arbeit gehe, wenn ich mit Eltern, Lehrern und Schülern zu tun habe, lasse ich es in letzter Zeit aus. Draußen, in der Öffentlichkeit fällt mir das aber schwer. Ich kann nicht ,einfach’ etwas weglassen, woran ich mich gewöhnt habe.“
Anlass der 46-jährigen Marokkanerin, sich so mit der eigenen Identität zu befassen, war ein Ausspruch der AfD-Bundespolitikerin Alice Weidel 2018 im Bundestag über die „eingewanderten Goldstücke“, den viele nicht vergessen können. Sie sagte: „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse, werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.“ Weiterlesen

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Rückblick: Forschungsgruppe „Dorsten unterm Hakenkreuz“ – Vor 40 Jahren jahrelang die Zeit des Nationalsozialismus in Dorsten erstmals erforscht und publiziert

1983 besuchte der frühere Dorstener Bürger Ernst Metzger, der das KZ Auschwitz überlebt hatte, auf Einladung von Dirk Hartwich (r.) und Wolf Stegemann. (l.) seine Heimatstadt; Foto: Holger Steffe

Zweimal gab es in der Bundesrepublik, von Massenmedien ausgehend, allgemeine öffentliche Erschütterungen, das deutsch-jüdische Verhältnis betreffend: das Auftauchen des „Tagebuchs der Anne Frank“ anfangs der 1950er-Jahre – Betroffenheit auslösend über das Einzelschicksal eines unschuldigen Mädchens und über die Würde, mit der es vor dem Tod bestand; und die Fernsehserie „Holocaust“ – Erschrecken weckend über die eigene, Furcht erregende Vergangenheit, Fragen schlossen sich an, wie konnte das alles geschehen? Wie konnten Deutsche solche Gräuel an Menschen begehen, nur weil sie Juden waren?  Schulen und Lehrer griffen dieses Thema damals nicht auf. Erst als die ns- und kriegsaktive Generation der Lehrer durch Pensionierung verschwunden war, beantworteten auch Schulen da oder dort Fragen nach dem Nationalsozialismus und der Judenverfolgung. Aber erst Ende der 1970er-Jahre entstanden in Städten Gruppen von meist jüngeren Bürgern, die oft gegen Widerstände alteingesessener Bürger die jüngste Vergangenheit aufzuarbeiten versuchten. Weiterlesen

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Vandalismus im Stadtsfeld: Brigitte Stüwes Respekt-Kunstwerk wurde mehrmals beschädigt und besprüht – auch mit einem Hakenkreuz. Der Verfassungsschutz ermittelt

Von Unbekannten verschandeltes Kunstwerk im Stadtsfeld; Fotos DZ entnommen

Von Wolf Stegemann

18. November 2021. – Menschenwürde, Demokratie und Respekt – diese drei Schlagworte mit Leben zu füllen, haben sich Stadtrat und Bürger mit Unterzeichnung der „Dorstener Erklärung“ auf die Fahnen geschrieben. Die „Ideenfabrik Stadtsfeld“ hat bewusst den Begriff „Respekt“ aufgegriffen und ihn von Kindern, Künstlern, kirchlichen Gruppen umsetzen lassen. Die Dorstener Künstlerin Brigitte Stüwe (Foto) machte unweit der Marler Straße seit März 2021 mit ihrem Werk „Respekt“ Menschenwürde sichtbar. Bislang unbekannte Vandalen gefiel dies gar nicht. Anfang Juli 2021 ist die inmitten einer blühenden Blumenwiese stehende Tafel samt ihren roten Fäden mit schwarzer Farbe besprüht worden. Und das mit den Worten „Es reicht“, das Wort „Respekt“ wurde durchgestrichen. Brigitte Stüwe stellte danach ihr Kunstwerk wieder her, allerdings nicht mit den roten Fäden. Die „Dorstener Zeitung“ zitierte die Künstlerin: „Die Schmiererei ist die Zerstörung eines Kunstwerks, das sich ausdrücklich und deutlich für die Unteilbarkeit der Menschenwürde und die Menschenrechte ausspricht. (Die Zerstörung) ist damit eine direkte Attacke auf diese Werte und die Basis unseres Zusammenlebens und auf die Freiheit der Kunst.“ Bürgermeister Tobias Stockhoff äußert sich zu dem Vorfall ähnlich. Keine vier Wochen danach wurde das Kunstwerk erneut beschmiert. Das Dorstener „Bündnis gegen Rechts“ hielt spontan Mahnwachen am Kunstwerk ab, an der sich nun auch Stadtsfeld-Anwohner und Lokalpolitiker der Dorstener Ratsparteien, ausgenommen AfD, beteiligten. Nachdem die Platte von Mitarbeitern der „Dorstener Arbeit“ wieder gereinigt worden war, fand Mitte August erneut eine Überpinselung mit weißer Farbe statt. Es wurde ein Kreuz darauf gesprüht mit den Worten (samt Fehler) „Demokrati“ und „Freiheit“ (Foto). Wie auch schon die vorhergehenden Fälle, wurde auch diese dritte Schmiererei dem Staatsschutz gemeldet. Übrigens ebenso die besudelten Wahlplakate im September 2021, die möglicherweise von den gleichen Tätern beschmiert worden waren. In ähnlicher Schrift und gleicher Farbe wurden SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ein Hitlerbärtchen und die Bezeichnung „Faschist“ verpasst. Weiterlesen

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US-Gedenktafel am Schloss Lembeck – Erinnerung an den Tod des US-Soldaten Clinton Hedrick 1945 am Außentor, der mit einem Feuerstoß sechs deutsche Soldaten tötete

Enthüllung der Gedenktafel am 3. November 2021 am Schlosstor Fotos (2): Guido Bludau

Von Wolf Stegemann

Noch heute weisen Einschusslöcher links und rechts am Tor von Schloss Lembeck auf ein Kriegsereignis am 28. März 1945 hin. Damals hatten die Schüsse Folgen. Der junge US-Sergeant Clinton M. Hedrick wurde beim Einmarsch der amerikanischen Truppen durch ein Geschoss so schwer verletzt, dass er auf dem Weg in ein Lazarett starb. Im zweiten Weltkrieg mit seinen rund 50 Millionen Kriegstoten, darunter über 407.000 Amerikaner, zahlenmäßig eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch die Veteranen des Regiments nahmen vor längerer Zeit Kontakt mit dem Schlossbesitzer Ferdinand Graf Merveldt auf. Sie besuchten mehrmals den Ort, an dem ihr mit hohen Ehren posthum ausgezeichneter Kamerad gefallen war. Aus dem Kontakt entstanden ein Freundeskreis und die Idee, an dem Torbogen mit den Einschüssen eine Gedenktafel an den dort gefallenen Clinton Hedrick anzubringen. Eigentlich sollte dies am 75. Jahrestage geschehen, doch der Termin – und somit der Besuch der Amerikaner – musste wegen Corona verschoben werden. Am 3. November 2021 war es dann soweit. Zur Enthüllung der Tafel (Foto), die der Holsterhausener Bildhauer Rainer Kuehn gefertigt hatte (Foto unten), waren rund 30 Mitglieder des Hedrick-Freundeskreises aus den USA angereist. Zu der Reisegruppe gehörten auch zwei jeweils schon 97-jährige Veteranen: Gilbert Herrera und Richard Weawers. Neben dem Hausherrn, Ferdinand Graf von Merveldt waren noch der Organisator Jos Bex und auch Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff dabei. Er würdigte Hedrick als einen Soldat, der den Opfern (gemeint wohl den im Krieg Gefallenen) ein Gesicht  gebe. Nachzuhören auf einem kurzen Video unter „dorstenerzeitung.de“. Dieses „Gesicht“ im Ablauf der Ereignisse am 27. und 28. März 1945 sollte näher betrachtet werden. Weiterlesen

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Zurückgeblättert: Der 9. November – Ein Tag guter und böser geschichtlicher Ereignisse in Deutschland und Dorsten der Jahre 1918, 1923, 1938, 1939, 1989 (Essay)

Am 9. November 1938 wurde die Dorstener Synagoge in der Wiesenstraße zerstört

Von Wolf Stegemann

7. November 2021. – In den Medien und auch von Historikern wird dieser Tag oft als „Schicksalstag der Deutschen“ bezeichnet. Denn viele wichtige Ereignisse der deutschen Geschichte sind mit dem 9. November untrennbar verknüpft: Ende des Kaiserreichs 1918, Hitlers Putschversuch 1923 – ein späterer Dorstener war dabei, Reichspogromnacht mit Zerstörung der Dorstener Synagoge 1938, misslungenes Bürgerbräu-Attentat Elsers auf Hitler 1939, Fall der Mauer 1989. Ob aber der Tag ein Schicksalstag genannt werden darf, obliegt jedem Leser selbst. Schicksal ist immer ein Zustand, der außerhalb rationalen Handelns den Menschen passiert und somit ihrer Verantwortung entzogen ist. Doch nicht das Schicksal knüpft die Fäden unserer Geschichte, sondern gut oder schlecht handelnde Menschen. Weiterlesen

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Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dorsten – Zur Prävention und zum Schutz vor Diskriminierung. Kim Wiesweg folgt Vera Konieczka, die das Amt 35 Jahre lang ausübte – nicht immer zur Freude

Vera Konieczka, erste Gleichstellungbeauftragte der Stadt von 1986 bis 2021

Von Wolf Stegemann

4. Novemebr 2021. – Seit Einrichtung dieser Stelle im Jahre 1986 achtete Vera Konieczka auf die Gleichstellung zwischen Mann und Frau im Rathaus. Seit 2006 unterstützt das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) die Arbeit. Das Gesetz sieht ausdrücklich einen Zusammenhang zwischen aktiver Förderung von Benachteiligten, Prävention und Schutz vor Diskriminierungen (siehe Frauenförderplan).  – Zum Nachdenken: Unlängst meldete sich der Schauspieler Michael Brandner (62), ein recht männlich-strotzender Typ, zu Wort und beklagte, dass sich im deutschen Film und Fernsehen „der unentschlossene, wankelmütige Mann“ durchgesetzt habe. „Ich weiß nicht, ob es an den Redakteurinnen liegt, die das forcieren: Der Mann als schwächeres Glied ist ein vogue“, sagte der Schauspieler. Momentan (2014) gebe es kaum Serien, die starke Männertypen bevorzugten. – Vielleicht ein Thema für die Frauenkulturtage? Um Diskriminierungserfahrungen und ihr Ausmaß sichtbar zu machen und Betroffene künftig besser unterstützen zu können, hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes im September 2015 die bislang größte Umfrage zu Diskriminierungserfahrungen in Deutschland gestartet. Sie dauert bis Ende November an. Diskriminisierungsorte sind Kindergärten, Schulen, Behörden, Arbeitsplätze sowie Versicherungs- und Bankgeschäfte. Die Dorstener Gleichstellungsbeauftrage nimmt Diskriminierungs- bzw. Benachteiligungsfälle entgegen. Weiterlesen

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Hendrik Gottschalk – Die Geschichte des Dorstener Firmengründers, Unternehmers, Tausendsassas und Weltenbummlers macht einen baff – so heißt auch seine Firma

Von Wolf Stegemann

Geboren 1989 in Dorsten, aufgewachsen und wieder wohnend in Dorsten. Studierter Sportmanager, Ex-Grundschullehrer, Unternehmensgründer, Sportler, Weltenbummler,  Ironman. – Hendrik Gottschalk machte 2010  das Abitur und studierte in Bochum Sportmanagement, lebte in China, bevor es ihn wieder nach Dorsten verschlug. Während seines Studiums durfte er vier Jahre bei der Firma Red Bull als Student Brand Manager arbeiten und erste Erfahrungen im Bereich Marketing sammeln. Diese Erfahrungen konnte er dann während eines sechsmonatigen Fußball-Projekts in China umsetzten. Nach seiner Rückkehr im September 2016 hatte er die Chance, über den Quereinstieg Grundschullehrer in Gelsenkirchen zu werden. Während dieser Zeit gründete Hendrik Gottschalk in Düsseldorf seine erste Firma namens „getbaff“. Dieser Name hat es in sich und bedarf einer Erklärung: Baff ist laut Duden das umgangssprachliche Wort für „verblüfft“, bedeutete aber auch verdutzt, fassungslos, erstaunt. Und im Wort getbaff steckt in Englisch die Aufforderung oder der Umstand „baff werden“. Und wer die Geschichte von Hendrik Gottschalk und seiner Idee von „getbaff“ und deren Umsetzung liest, den mag dies baff machen. Weiterlesen

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Das Verwirrspiel um die Zulässigkeit des Forward Zahlerswap geht weiter. Die Staatsanwaltschaft verweigert bislang eine Aufklärung des umstrittenen Finanzgeschäfts der Stadt Dorsten

Dorstener Rathaus, Sitz der Stadtkämmerei und des Bürgermeisters; Foto: Frenzel

Kommentierende Darlegung von Helmut Frenzel

21. September 2021. – Der Forward Zahlerswap, ein Zinsspekulationsgeschäft aus dem Jahr 2009 mit einem Volumen von 25 Millionen Euro und einer Laufzeit von 2033 bis 2053, steht im Jahresabschluss 2020 der Stadt mit einem Verlust von 12,9 Millionen Euro zu Buche. Nachdem Anfang dieses Jahres Zweifel an der Zulässigkeit dieses Geschäfts aufkamen, erstattete die Ratsfraktion „Die Fraktion/Die Linke“ gegen Verantwortliche der Stadt Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Essen wegen des Verdachts des vorsätzlichen Verstoßes gegen eine verbindliche Regelung des Innenministeriums. Dies hätte eine Initiative zur abschließenden Klärung der rechtlichen Zulässigkeit des Geschäfts werden können. Aber danach sieht es nicht aus. Ganz im Gegenteil. Weiterlesen

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Kim Wiesweg: Schulsozialarbeiterin in Reken, Stadträtin der Grünen in Dorsten, Bundestagskandidatin im Wahlkreis Bottrop-Recklinghausen III und neue Dorstener Gleichstellungsbeauftragte im Rathaus

Neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Kim Wiesweg, kandidiert für den Bundestag

Von Wolf Stegemann

Geboren 1997 in Coesfeld. Schulsozialarbeiterin der Gemeinde Reken, zog 2018 von Reken nach Dorsten zu, wo sie seit 2021 im Stadtrat die Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ vertritt. Zur Bundestagswahl 2021 kandidiert sie im Wahlkreis Bottrop-Recklinghausen III. Im Wahlkampf vertritt Kim Wiesweg u. a. die Forderung nach konsequentem Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit. „Diese beiden Komponenten schließen sich nicht aus, sie gehören unbedingt zusammen. Ich kämpfe für mehr Aufenthaltsqualität in unseren Städten und eine Gesellschaft, in der jeder Mensch gleichberechtigt teilhaben kann – frei von Diskriminierung, Hass und Gewalt. Wir müssen dafür sorgen, dass jedes Kind die gleichen Chancen und Perspektiven bekommt. Reichtum haben wir erst dann erreicht, wenn jedes Kind frei von Armut ist.“
Im August 2021 wurde Kim Wiesweg als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dorsten mit Amtsantritt im November eingestellt, was die SPD in persona Friedhelm Fragemann noch vor der Bundestagswahl veranlasste, die Grüne Kim Wiesweg öffentlich zu beleidigen. Weiterlesen

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Kurioses über Katzen, Tiger, einen Totenschein, die Germania, einen Faulenzer-Verein und andere – Seltsames und Sonderbares zum Schmunzeln, Staunen und Kopfschütteln – oder einfach nur zum Lesen

Symbolbild: “Kater im Paket von Bayern nach Dorsten verschickt”

Von Wolf Stegemann

Immer wieder passiert Kurioses. Ganz gleich, ob in ernster, heiterer oder in einer Alltagsangelegenheit, ganz gleich in welcher Lebens- und Verhaltenssituation. Darüber darf geschmunzelt oder gestaunt werden. Die hier aufgeführten Begebenheiten sind aus Beiträgen des Dorsten-Lexikons zusammengesellt.

2021: „Schäm dich, du Sau“ vorm Amtsgericht.  Blick in die Nachbargemeinde Schermbeck: Ein Rechtsanwalt hat Strafanzeige und Strafantrag gegen einen 25-Jährigen gestellt, der auf Facebook „schäm dich, du Sau“ gepostet hatte. Vor Gericht trafen sich beide wieder. Ein Schermbecker Rechtsanwalt, der sich von einem 25-Jährigen beleidigt fühlte, scheiterte am Donnerstag am Weseler Amtsgericht (Foto) mit seinem Strafantrag. Nur eine halbe Stunde dauerte am Donnerstag am Weseler Amtsgericht der Strafprozess. Im September 2020 hatte der Anwalt Strafanzeige und Strafantrag gestellt. Er bat darum, gegen den 25-Jährigen strafrechtlich zu ermitteln. „Die Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Beschuldigten führt hoffentlich dazu, den Beschuldigten von weiteren Straftaten abzuschrecken“, so der Anwalt. „Es ist die erklärte Intention des Gesetzgebers, stärker gegen Hass und Hetze im Web vorzugehen“, so die Anklageschrift. Der Anwalt des 25-Jährigen konterte in seiner etwa fünfzehnminütigen Ausführung. „Um die Äußerung des Angeklagten richtig einordnen zu können, ist es erforderlich, sich mit der schillernden Persönlichkeit des Zeugen auseinanderzusetzen.“ Der Rechtsanwalt sei selbst durch fremdenfeindliche und beleidigende Äußerungen in der Vergangenheit aufgefallen, so der Anwalt, der eine lange Liste von Beispielen anführte. Der Rechtsanwalt habe den Beschuldigten ebenfalls beschimpft: „du armselige kleine Hohlbirne, möchtest du mit mir einen Termin vereinbaren, dann können wir uns über Nullnummern gerne mal unterhalten. Mal sehen, ob deine Fresse dann noch genauso groß ist wie deine PC-Taste.“ – Der Richter stellte das Verfahren ohne Diskussion ein. Die Gerichtskosten muss der Steuerzahler übernehmen (Quelle: Helmut Scheffler in DZ vom 7. Aug. 2021). Weiterlesen

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Was macht eigentlich … Franz-Josef Kuhn? Die von ihm in Dorsten gegründete abc-Gesellschaft baut Schulen u. a. in Malawi/Afrika – 2021 die 44. Schule

Franz-Josef-Kuhn, Gründer der abc-Gesellschaft in Dorsten

Von Wolf Stegemann

Die abc-Gesellschaft wurde 1984 in Dorsten durch den Verleger Franz-Josef Kuhn (Spectra-Lehr- und Lernmittel-Verlag, Wulfen) und andere gegründet für die Erwachsenen – Alphabetisierung, Lehrerfortbildung und den Schulbau in Südamerika, Asien und derzeit in Afrika.
Ende 2021 werden es mit den Bauten in Ecuador, Nepal und Sri Lanka 44 Schulen für über 20.000 Schüler sein, davon 34 in Malawi. Der Tätigkeitsbericht der letzten Jahre gibt Auskunft über die großen Erfolge der abc-Gesellschaft, aber auch über ihre Probleme, die sie mit der Regierungsbürokratie in Deutschland hat. Im Jahr 2018 konnten die abc-Gesellschaft in Malawi drei neue Schulen bauen, 2019 waren es sechs Schulen und sieben im Jahr 2020. Zudem wurden die in diesen drei Jahren 16 Schulen mit Möbeln für Schüler und Lehrer, und mit Schulbüchern ausgestattet. „2021 feiern wir einen Rekord unserer Bautätigkeit mit acht schulischen Einrichtungen“, so der Vorsitzende Kuhn. Bereits von März bis August 2021 wurden sechs Schulen gebaut und ausgestattet. Mitte August begann der Bau einer Secondaryschool (Hauptschule) und einer Preschool (Vorschule) in der Nähe der beiden der gebauten Primaries im Distrikt Salima. Dort entsteht ein beispielhaftes Schulzentrum für Malawi mit Preschool, zwei Primar- und einer Sekundarschule. Ende des Jahres 2021 wird die abc-Gesellschaft in Malawi von den 34 Schulen 23 Primaries (Grundschule), 9 Secondaries und 2 Preschools gebaut, eingerichtet und ausgestattet haben. Franz-Josef Kuhn, Vorsitzender der abc-Gesellschaft: „Oft wurde durch die Schulbauten die Entwicklung der Dörfer gefördert. Es entstehen kleine Geschäfte. Hinzu kommen Engagements von anderen Stiftungen. Viele Menschen sind an die neuen Schulorte gezogen, bzw. haben sich ihre Hütten und Häuser gebaut.“ Weiterlesen

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Das Gendern hat Einzug genommen in die Stadtverwaltung, die eine Geschäftsordnung des Dorstener Integrationsrates korrigierte – Ein Rundumblick über das Gendern

Von Wolf Stegemann mit kommentierenden Passagen

20. August 2021.  – Das Gendern, von Befürwortern als „geschlechtergerechte Sprache“ bezeichnet, hat in die gesprochene und geschriebene Sprache schon längst Einzug gehalten. Sowohl bei den Nachrichtensprechern (jetzt müsste hier zusätzlich stehen … und Nachrichtensprecherinnen) von ARD und ZDF als auch in vielen bundes-, landes- und  lokalpolitischen Verlautbarungen. Sie machen beispielsweise nach Aussprache des Wortes „Zuhörer“ eine Pause und setzen es fort mit „…innen“. Damit wird das Gender-Sternchen angedeutet. Und das bis zu zehnmal in einem Text. Sie verstoßen damit eindeutig gegen die Empfehlungen der „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (GfdS). Diese dem Zeitgeist geschuldeten Sprachverrenkungen sind leider auch im „Duden“ zu lesen, was Sprachforscher (jetzt müsste hier zusätzlich … und Sprachforscherinnen stehen) ziemlich übereinstimmend verurteilen und ihm jetzt die Banderolenbezeichnung „maßgeblich in allen Zweifelsfragen“ absprechen. Sollte beispielsweise in einem Zug jemand umfallen und einer ruft „Ist ein Arzt anwesend?”, dann würde das laut Duden so gemeint sein, dass damit ein männlicher Arzt gemeint ist. Wo Mieter, Lehrer, Arzt und Apotheker bislang geschlechtsneutral genutzt werden konnten, müsse man laut Duden von nun an beide Formen verwenden. Viele tun dies bereits. Übrigens argumentiert die Sprachforschung gegen das Gendern („ideologische Spaltprozesse) allgemein. Vor allem, ist das Lesen „gegenderter“ Behördentexte anstrengend. Denn sie sind oft in unbeholfenen sprachlichen und bürokratischen Verrenkungen geschrieben – im hilflosen Bemühen um eine gendergerechte Ausdrucksweise. Weiterlesen

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Israel ehrte Franz Schürholz 1973 mit der Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“. Er rettete 1943 dem Juden E. L. Ehrlich das Leben. Ist er in Dorsten in Vergessenheit geraten?

17. August 2021 – Vorbemerkung. Aus gegebenem Anlass und auf Wunsch etlicher Leser legen wir den bereits im Januar über Franz Schürholz veröffentlichten Artikel noch einmal unseren Lesern vor. Denn die Stadtteilkonferenz Hervest stimmte Mitte August 2021 dem Antrag von Wolf Stegemann zu, eine Straße nach Franz Schürholz zu benennen. Die Dorstener Zeitung berichtete darüber. Stegemanns Antrag war ein Ergebnis seiner Recherche über Franz Schürholz, der in den 1940er-Jahren in Berlin Juden vor der Verfolgung gerettet hatte. Dies war in Dorsten bisher nicht bekannt – auch nicht in den Familien Schürholz, wie ihm versichert wurde. Helmut Frenzel

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Von Wolf Stegemann

31. Januar 2021. – Der Name Schürholz gehört in Dorsten zu jenen Familien, die – wie kaum eine andere – sich „einen Namen“ in der Stadtgeschichte der letzten 200 Jahre gemacht hatten. In Hervest mit der Gründung der Deutschen Kokosweberei (DeKoWe) und in der Altstadt als Handelsgeschäft. Franz Schürholz, Sohn von Heinrich Schürholz, Lokalpolitiker und Firmenchef von DeKoWe, wuchs mit neun Geschwistern auf. Auf dem Foto sieht man ihn (li.)  in Dorsten zusammen mit seinen Vettern, den Brüdern Heinrich Schürholz (Mitte), Arzt in Köln, und Paul Schürholz (re.), dem Textilhaus-Inhaber in der Innenstadt, Nachkriegsbürgermeister und Ehrenbürger von Dorsten. Franz Schürholz, 1894 in Hervest geboren, verließ Dorsten nach dem Abitur, studierte Staatswissenschaft und lebte in den 1920er-Jahren in Berlin und ab 1944 am Bodensee. Politisch stand er dem linken Katholizismus nahe, er war ein Gegner des Nationalsozialismus und wurde wegen „defätistischen Äußerungen“ angeklagt und aus der Wehrmacht entlassen. Zugleich half er jüdischen Freunden, die er versteckte und versorgte. Franz Schürholz, suchte nach dem Krieg die Aussöhnung mit Israel und bekam, weil er Juden geholfen und gerettet hatte, 1973 die Anerkennung und Auszeichnung Israels als „Gerechter unter den Völkern“. Weiterlesen

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Blindgänger: Immer wieder werden Fliegerbomben aus dem Zweiten Wektkrieg gefunden, die nicht explodierten und heute entschärft oder zur Explosion gebracht werden müssen

Mit 300 Strohballen geschützt! Bombenentschärfung in der Recklinghäuser Straße 1958

Von Wolf Stegemann

00. August 2021. – Vorbemerkung: Diesen Text haben wir bereit 2016 veröffentlicht. Aus gegebenen Anlass, der Fund einer Fliegerbombe in Altendorf-Ulfkitte 2021 und ihre gezielte Sprengung macht das Thema wieder aktuell. Daher haben wir den Artikel aktualisiert und ihn hier nochmals veröffentlicht. – Eine im Juli 2021 bei Bauarbeiten in Altendorf-Ulfkotte (Im Päsken) in fünf Meter Tiefe gefundene Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg konnte am 4. August um 19.45 Uhr vom Kampfmittelräumdienst vor Ort erfolgreich gesprengt werden. Um die Wucht der Detonation abzumildern, wurde die Bombe mit 30 Kubikmetern Sand bedeckt. Umliegende Gebäude wurden durch mit Bauschutt gefüllte Container vor der Druckwelle geschützt. Der Nahbereich von 100 Metern musste umgehend geräumt und zur Sprengung ein Sicherheitsradius von 250 Metern evakuiert werden. Das betraf 600 Personen, die nach einigen Stunden um 21 Uhr wieder in ihre Wohnungen zurückkehren konnten. Neben dem Kampfmittelräumdienst war die Feuerwehr Dorsten mit 50 Kräften im Einsatz. 15 Mitarbeiter der Stadtverwaltung koordinierten die Evakuierung (Foto weiter unten). Weiterlesen

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Jason Osborne – Jahrelang war er Mitglied im Dorstener Ruderverein und holte für sich und den Verein etliche Titel. Nach der Silbermedaille bei Olympia 2021 beginnt nun der Radsport

8. August 2021. – Geboren 1994 in Mönchengladbach, aufgewachsen in Dorsten, gelernter Bankkaufmann, Leichtgewichts-Ruderer und Radrennfahrer, Olympia-Silbermedaillen-Gewinner 2021, wohnhaft gewesen in Dorsten-Wulfen, wo seine Eltern noch heute wohnen – seine Mutter Deutsche, sein Vater Brite. Fast zehn Jahre lang war Jason Osborne im Dorstener Ruderverein aktiv, dann wechselte er zum „Mainzer Ruder-Verein 1878“. – Jason Osborne feierte mit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio seinen bisher größten Erfolg. Der Dorstener und sein Ruder-Partner Jonathan Rommelmann haben im Juli 2021 im leichten Doppelzweier die Silbermedaille gewonnen. In einem dramatischen Rennen mussten sich die beiden Deutschen am Ende nur den Top-Favoriten aus Irland hauchdünnen geschlagen geben. – mit einem Rückstand von nicht einmal einer Bootslänge. Gold ging an Irland, Bronze an das italienische Ruderboot. Weiterlesen

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Das Porträt: Bernd-Josef Schwane, seit 32 Jahren im Rat der Stadt Dorsten, will nicht mehr – aber erst in fünf Jahren. Das kollegiale Klima hat sich verändert – „es ist grober geworden!“

Bernd-Josef Schwane, Ratsmitglied und Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, Foto: CDU

Von Wolf Stegemann

3. August 2021. – Geboren 1951 in Dorsten-Altstadt, Rechtsanwalt und Notar, CDU-Mitglied seit 1979, im Rat der Stadt Dorsten seit 1989 und seit 2004 CDU-Fraktionsvorsitzender. Mit dem Ende der laufenden Ratsperiode wird auch seine politische Tätigkeit in der Stadt ein Ende haben. Er wird dann nach 37 Jahren Ratszugehörigkeit nicht mehr zur Wahl antreten. Dazu sagte der 70-Jährige: „Junge Leute müssen in den Rat, die Politik braucht Nachwuchs!“ Nachwuchs war auch Bernd Schwane, als er 1979 als Rechtsreferendar in Essen in die CDU eintrat, wozu ihn das christlich-demokratisch geprägte Elternhaus und seine Meinung über Adenauer – „der war gut!“ –  motiviert hatten. Politik interessierte den „Spiegel“-Leser schon immer. Und er sieht in seinem jahrzehntelangen politischen Engagement eine Art Rückgabe an die Gesellschaft, die dem Handwerker-Sohn sein Jura-Studium mit Bafög ermöglicht hatte. Mit dieser Motivation und der politischen Sensibilisierung durch und der Auseinandersetzung mit seinem streng konservativen Vater, ging Schwane in die Kommunalpolitik. Weiterlesen

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Hochwasser und Überschwemmungen gab es in Dorsten schon immer: So in den Jahren 1569 / 1662 / 1673 / 1758 / 1837 / 1881 /1890 und so weiter bis 2017

Überschwemmtes Haus Bum Krüger an der Lippe; Foto: Archiv Stegemann

Von Wolf Stegemann

19. Juli 2021. – Die Überschwemmungskatastrophe der letzten Woche von Flüssen in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit über 100 Toten erinnert daran, dass der Mensch schon immer schutzlos dem Wasser ausgesetzt war, wenn auch nicht so wie Noah in der Bibel. Auch in Dorsten trat die Lippe immer wieder über die Ufer, nachgewiesen das erste Mal im Jahr 1569, Haus Hagenbeck sogar schon im 14. Jahrhundert. Dieser Tage erreichte die Lippe einen Pegelstand von 6,50 Metern, der sich aber wieder entspannte.
Städte und Dörfer an Flüssen und Flussauen haben seit jeher Probleme mit Hochwasser. Dort, wo es machbar war, wurden Flüsse und auch kleiner Bäche eingedeicht. In Dorsten sind die Deiche rund zehn Meter hoch. Fachleute haben errechnet, dass diese Deiche einem Jahrtausend-Hochwasser standhalten können. Dieses wurde Anfang des Jahres 2003 beinahe erreicht, denn der Lippe-Hochwasserpegel stieg damals fast an die 10-Meter-Grenze der Deiche. In Dorsten reagierte man schnell: die Brücke in der Nähe der Altstadt wurde angehoben, die Deiche aufgeschüttet, Sandsäcke gefüllt und Wasser abgepumpt. Zum Glück drehte das Tief Calvann dann doch in der ersten Januarwoche wieder ab. Das Hochwasser war den massiven vorangegangenen Regenfällen von 2002 geschuldet, die sich in den letzten zehn Jahren beträchtlich gehäuft haben. Die beträchtlichen Niederschläge führten dazu, dass im Einzugsgebiet der Lippe während des gesamten Jahres 2002 die Böden, Äcker und Wälder ausreichend gut bewässert waren. Sogar so gut, dass sie nur noch wenig bis kein Wasser mehr aufnehmen konnten. Die Fachleute sagen dazu, dass sich die Region in einem Zustand der erhöhten Abflussbereitschaft befand. Da das Rückhaltevermögen des Einzugsgebietes somit erschöpft war, gelangten auch relativ geringe Niederschläge schnell zum Abfluss in die Lippe. In dieser Ausgangssituation erreichte Deutschland ein Regentief. Dieses traf von Südwesten kommend  gegen Ende Dezember 2002 im Einzugsgebiet der Lippe ein. Es regnete tagelang, so dass am 1. Januar 2003 die Behörden Hochwasseralarm auslösten. Überall wurden Schweine und andere Tiere von den unter Wasser stehenden Bauernhöfen evakuiert. Die Lippeaue nördlich von Östrich und Gahlen war in eine glatte Seenplatte verwandelt. Weiterlesen

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Das Kaninchen ist in den Brunnen gefallen – Die Entzauberung des Zauberers der Schmierenkomödie um den Tisa-Brunnen! Wer ist wohl der Zauberer?

Von Mia Remmers

16. Juli 2021. – Die Entscheidung im Rat über den Tisa-Brunnen – rückblickend und mit dem Wissen von heute erlebten wir eine Schmierenkomödie. Autor des Stückes, Regisseur und Hauptdarsteller – Ehre, wem Ehre gebührt – Bürgermeister Tobias Stockhoff. Starker Tobak? Ja, aber eher noch untertrieben. Diese Schmierenkomödie ist eine Melange aus Halbwahrheiten, Unwahrheiten und zum Zweck der Manipulation unterdrückten Fakten.
So war’s: Als Sitzungsleiter ruft der Bürgermeister den Tagesordnungspunkt Tisa-Brunnen auf und teilt dem (brav) staunenden Rat mit, Agatha-Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger habe ihm das überraschende Angebot des Kirchenvorstands übermittelt, den Brunnen doch als Replik auf dem Agatha-Kirchplatz zu errichten, also zwischen altem Rathaus und Kircheneingang. So könne man Leben auf diesen toten Platz bringen und werde auch dem christlichen Leben und Wirken der Ursuline Schwester Paula gerecht. Vorschlag des Bürgermeisters: Nach einer kurzen Sitzungspause, die von den Fraktionen genutzt werden kann, um über die neue Situation zu beraten, stellt Pfarrer Dr. Rüdiger selbst das Angebot vor. Und: Dieses Angebot wird neu als Option für einen künftigen Tisa-Brunnen in die Beschlussvorlage eingearbeitet.
So geschieht es dann und ohne noch lange zu diskutieren, stimmt der Rat erst mit breiter Mehrheit gegen einen Tisa-Brunnen auf dem Markt und dann für die Option Tisa-Brunnen auf dem Kirchplatz. Weiterlesen

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Friedhöfe sind nicht nur die letzte Ruhestätte des Menschen, sondern auch bedeutende Grünanlagen, die es zu erhalten gilt – beigesetzt werden sowohl Särge als auch Urnen

Marienfriedhof

Von Wolf Stegemann

13. Juli 2021. – In den letzten Tagen rückte der ehemalige Kirchfriedhof an der Agathakirche wieder in die Erinnerung der Öffentlichkeit, weil dort der auf dem Marktplatz abgebaute Tisa-Brunnen als Replik wieder aufgebaut werden soll. Auf der Überpflasterung eines aufgegebenen Friedhofs. Das mag seine Kritiker finden. Noch bis vor Jahren war dies auf dem Kirchplatz nicht erlaubt. Denn auch aufgehobene Friedhöfe sind für viele Menschen und Kirchengemeinden immer noch unantastbar. In Dorsten offensichtlich nicht mehr.  – In heidnischer Zeit wurde in der Region feuerbestattet. Zwischen den Bauerschaften Wenge und Sölten ist 1888 ein Hügel umgegraben worden, in welchem sich 60 Urnen mit verbrannten Knochen befanden. In christlicher Zeit wurde auf dem Kirchplatz beerdigt, weil die Kirchen meist an der Stelle ehemaliger heidnischer Kultstätten erbaut waren. Der Kirchhof diente auch Gerichtssitzungen und wurde wegen seiner Umfriedung Friedhof genannt. In Dorsten war anfangs der Kirchplatz an der Agathakirche der Begräbnisort. Einige Familien hatten Anspruch darauf, in der Kirche selbst bestattet zu werden. Für sie beschloss der Rat 1781 unter dem Mittelgang der Agatha-Kirche ein Gewölbe anzulegen. 1746 erhielt der Totengräber für eine Beerdigung in der Kirche 40 Stüber, für ein Kind, das noch nicht zur Kommunion gegangen war, 7 ½ Stüber. Weiterlesen

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Rats-Beschluss zum Tisa-Brunnen: Replik des Brunnens soll auf dem Kirchplatz St. Agatha errichtet werden. Bislang liegt die Betonung auf dem Wort „soll“ – es bleibt abzuwarten!

Tisa-Brunnen ist irgendwann hinter dem Alten Rathaus zu sehen

Kommentar von Wolf Stegemann

Juli 2021 – Die Diskussion zum Thema „Tisa-Brunnen“, die mittlerweile auch ernsthaften Disputanten und Beteiligten auf „den Senkel“ geht, scheint sich dem Ende zu nähern, wenn nicht irgendwelche „Brunnenvergifter“ sich des Themas erneut annehmen. In der letzten Ratssitzung am Mittwoch haben die Lokalpolitiker sich mehrheitlich verständigt, dass der abgebaute Tisa-Brunnen als Nachbau auf dem Kirchplatz entstehen soll, also zwischen der Agathakirche und der Rückseite des Alten Rathauses. Abgesehen vom besseren Originalplatz vor dem Alten Rathaus ist der Platz hinterm Alten Rathaus erträglich. Dazu regte Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger an: Da Tisa von der Schulenburg als Ursulinen-Schwester Paula einen starken Bezug zu Kirche und Glauben hatte, sei der Kirchplatz ein guter Ort für ihr Kunstwerk. Zudem könne der Brunnen dazu beitragen, diesen schönen Platz zu beleben. Weiterlesen

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Warum entstand über den abgebrochenen Tisa-Brunnen eine mittlerweile unerträgliche öffentliche Diskussion? Weil sie durch den Bürgermeister angetrieben wurde

Tisa von der Schulenburg (Sr. Paula) an ihrem zeitweise bepflanzten Brunnen

Ein nicht durchgängig ernst gemeinter glossierter Beitrag von Wolf Stegemann

29. Juni 2021. – Wer vor Tagen die Dorstener Lokalzeitung aufgeschlagen hatte, mochte von einem Antrag der SPD überrascht gewesen sein. Anstatt den Tisa-Brunnen in irgendeiner Form am Markt wieder aufzustellen, sollte ein neuer Brunnen am Platz der Deutschen Einheit entstehen – mit märchenhaften Figuren aus den Büchern der in Dorsten geborenen und in den USA lebenden Autorin Cornelia Funke. Hühner, Hexen, Käfer, Drachen. Der Brunnen sollte dann auch nach der Kinderbuchautorin benannt werden. Unwillkürlich mag der Leser auf das Datum der Zeitung geschaut haben – war es eine 1. April-Ausgabe oder war sie zum Karneval erschienen? Keineswegs.
Mittlerweile hat die von Bürgermeister Tobias Stockhoff forcierte öffentliche Diskussion, ob der Tisa-Brunnen wieder aufgebaut werden soll, ein Niveau erreicht, dass die Künstlerin und frühere Ehrenbürgerin Tisa von der Schulenburg herabsetzt und auch der Sache überhaupt nicht dient. Da werden über Facebook Informationen veröffentlicht, die falsch sind. Und es verwundert, dass diese Falschmeldungen von Leuten aufgegriffen werden, die es besser wissen bzw. besser wissen müssten. Weiterlesen

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Neuer Missbrauchsfall der Dorstener Franziskaner bekannt: Ein 12-Jähriger, missbraucht in den 1960er-Jahren, litt sein Leben lang an einer posttraumatischen Belastungsstörung – 2015 nahm er sich das Leben

Von Wolf Stegemann

24. Juni 2021. – Nachdem vor etwa zwei Jahren in „Dorsten-transparent“ veröffentlicht wurde, dass in den 1960er-Jahren Pater Heribert Griesenbrock einen im Internat des Klosters wohnenden schutzbefohlenen Schüler sexuell missbraucht hatte, ist jetzt ein zweiter besonders tragischer Fall bekanntgeworden. Der „Dorsten-transparent“-Redaktion wurden Namen und Daten der betroffenen Person übermittelt, die wir auf Bitte der Familienangehörigen nicht veröffentlichen. Lediglich die Geschichte. Ein Junge, Jahrgang 1949, wurde als 12-Jähriger im Internat von einem Franziskaner-Geistlichen missbraucht. Wohl erst viel später vertraute er sich seinen Eltern an, die heute nicht mehr leben, und seinen Geschwistern. Der Junge erzählte, dass er missbraucht wurde und welche sexuellen Handlungen er auf Geheiß des Franziskanerpaters vornehmen musste. Den Namen seines geistlichen Missetäters nannte er aber nicht. Wenn er von ihm sprach, dann nannte er ihn nur „das Schwein“. Der Junge, der laut der Schwester ein sehr hübscher Junge war, versuchte immer wieder, seinen sexuellen Missbrauch zu verwinden, was ihm allerdings zeit seines Lebens nicht gelang, wie vielen anderen Opfer auch nicht. Immer wieder musste er als junger Mann wie auch in den weiteren Jahrzehnten, als er schon verheiratet war und eine eigene Familie hatte, wegen seiner posttraumatischen Belastungsstörungen psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, wenn die bösen Erinnerungen wieder hochkamen. Zuletzt im Jahr 2015, als er sich 66-jährig durch Erhängen das Leben nahm.
„Dorsten-transparent“ kam über Umwege in den Besitz dieser Informationen. Eine nicht in Dorsten ansässige Schwester des Missbrauchsopfers hatte die Geschichte des weiteren Missbrauchsopfers im Franziskanerinternat (Gerhard Pöttgen), in „Dorsten-transparent“ gelesen. So wurde ihr die tragische Geschichte ihres Bruders wieder gegenwärtig – und  erzählte sie uns dann. Weiterlesen

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Was macht eigentlich … Dr. Bert Risthaus? Der Lembecker Jurist war Bürgermeister von Ascheberg. Nach Dorsten zieht es ihn immer wieder – auch zum Kartenspielen

Von Wolf Stegemann

Er war Bürgermeister der Gemeinde Ascheberg. Als solcher widmete er sich besonders der Modernisierung der freiwilligen Feuerwehr, der Ortskerngestaltung, den bedarfsgerechten neuen Wohn- und Gewerbegebieten sowie dem Umbau der Aula Herbern zu einer attraktiven Gemeindehalle. Er gründete mit der örtlichen Profilschule die erste Gemeinschaftsschule in Nordrhein-Westfalen als Vorbild der Sekundarschulform. Unter seiner Leitung erhielt Ascheberg als eine der ersten Gemeinden in ganz Nordwest-Deutschland ein vollständig flächendeckendes Glasfasernetz. Zu einer dritten Amtszeit trat er nicht mehr an, sondern wechselte beruflich als juristischer Mitarbeiter zum DRK-Kreisverband Coesfeld. Weiterlesen

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Viele Fragen sind noch offen – Wird der Tisa-Brunnen auf dem Marktplatz wieder aufgebaut oder bleibt er verschwunden? Der städtische Kunstbeirat will ihn offensichtlich nicht mehr haben!

Tisa (Sr. Paula) an ihrem zeitweise bepflanzten Brunnen

Von Wolf Stegemann

10. Juni 2021. – „Demokratie“ und „Respekt“ stehen auf der seit Jahren propagierten Agenda von Bürgermeister Tobias Stockhoff, der keine Gelegenheit auslässt, den Dorstenern zu erklären, was Demokratie und Respekt bedeuten. Daran werden die Bürger in Presseerklärungen, auf Flugblättern, Plakaten, in städtischen Email-Anhängen und hin und wieder weit sichtbar auf großer Stoffbande am Alten Rathaus erinnert. Da im Dorstener Rathaus Demokratie gepflegt wird und sicherlich die meisten Bürger sich respektvoll verhalten, bleibt die Frage, warum in Dorsten so vehement auf Demokratie und Respekt aufmerksam gemacht wird.  Achselzucken! Vielleicht derzeit eben „echt Dorsten!“ Wie dem auch sei. Der Umgang städtischer Politiker und Gremien mit dem verschwundenen Tisa-Brunnen und der Frage, ob er als Replik wieder aufgebaut werden soll, als ein im Geiste Tisas ähnlicher Brunnen oder der Brunnen ganz verschwinden soll, hat was mit demokratischen Meinungsprozessen und Respekt vor der verstorbenen Künstlerin und gewesenen Ehrenbürgerin Tisa von der Schulenburg zu tun. Eigentlich ist der demokratische Gedanken- und Abstimmungsprozess schon längst entschieden: Eine Replik soll entstehen. Die Mehrheit der befragten Dorstener ist dafür, das haben die Umfragen und Leserbriefe der „Dorstener Zeitung“ ergeben. Dass Unternehmer-Funktionäre aus wirtschaftlichen Gründen gegen die Aufstellung eines neuen Brunnens waren, weil sie dafür mehr gastronomische Tische aufstellen und im Winter die Eisbahn verbreitern könnten, sagen sie selbst. Das überrascht auch nicht, denn die anstehende Frage, ob Brunnen oder wie, ist eine wichtige städtische kulturelle Frage. Und die hat auch was mit Respekt vor der Person der Künstlerin zu tun. Allerdings hat der mehrheitliche Beschluss des städtischen Kunstbeirats überrascht, dass der Brunnen nicht wieder aufgebaut werden soll. Die „Dorstener Zeitung“ berichtete am 10. Juni, dass Einzelheiten zu dem Beschluss nicht zu erfahren waren. Sie zitiert Ludger Böhne, den Pressesprecher der Stadt: „Im Augenblick möchten wir aus der gestrigen Sitzung des Beirates nichts berichten.“ Nur so viel: „Die Diskussion war sehr facettenreich, das Ergebnis ist komplex und lässt sich nicht auf die Frage reduzieren, ob eine Replik oder ein neuer Brunnen errichtet wird und lässt sich auch nicht in wenigen Sätzen zusammenfassen.“ Die Entscheidung liegt jetzt beim Rat der Stadt Dorsten, die mit großer Skepsis zu erwarten ist. Denn schon im Vorfeld war von der Ratsspitze immer wieder „zwischen den Zeilen“ zu hören, dass er weg soll. Und so wäre es keine Überraschung, wenn Ende Juni auch der Rat so entscheiden würde. Allerdings dann gegen den „demokratisch“ mehrheitlichen Willen der Einwohner. – Das Foto von Holger Steffe zeigt den Brunnen wie er 1996 einmal war. Weiterlesen

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In eigener Sache: Führende Ratspolitiker diskreditieren neuerdings dieses Online-Magazin als DORSTEN-intransparent und die Autoren als „intransparent-Trompeter“ – eine Entgegnung

Von Helmut Frenzel

5.  Juni 2021. – Das Online-Magazin DORSTEN-transparent gibt es seit 2012. Seither haben wir fast 500 Artikel veröffentlicht. Wir, das sind die Autoren und zugleich Herausgeber des Online-Magazins. In unseren Artikeln halten wir uns an die presserechtlichen Vorschriften des Pressegesetzes NRW. In jedem der Artikel geben wir uns mit dem Namen zu erkennen und verstecken uns nicht hinter einem erfundenen Namen, wie vielfach in den sozialen Medien. Wir stehen mit unserem Namen ein für das, was wir schreiben. Wir sind parteipolitisch unabhängig und schreiben ohne Erwerbsabsicht und tun dies ehrenamtlich. In den vergangenen Jahren haben wir ein breites Themenspektrum bedient, darunter Geschichtliches, Kulturelles, Bildung, Pflege des Stadtbildes, Wirtschaft, Porträts von interessanten oder wichtigen Dorstenern, auch Aktuelles und nicht zuletzt Kommunalpolitisches. Im Themenfeld Kommunalpolitik beschäftigten wir uns vornehmlich mit Sachverhalten aus dem Bereich Haushalt und Finanzen. Weiterlesen

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Mit „Echt Dorsten“ soll künftig u. a. für Kultur, Dorsten am Wasser und im Grünen und für die Vielfalt geworben werden. Doch was bedeutet „echt Dorsten“ und was ist hier echt?

Kommentierende Betrachtung von Wolf Stegemann

27. Mai 2021. – In Dorsten ist in letzter Zeit so allerhand in Gang gesetzt worden, um die Stadt nach außen hin werbemäßig in ein besseres Licht zu stellen. So soll die Stadt auch für den Tourismus erschlossen werden. Ohne Zweifel hat Dorsten schöne Ecken und Plätze. So an der Lippe oder das viele Grün zwischen den auseinandergezogenen Stadtteilen. Doch das haben andere Städte auch. Das Problem, dass Dorsten kein Alleinstellungsmerkmal hat, mit dem die Stadt für Touristen attraktiv gemacht werden kann, ist nicht neu. Doch die Stadtverwaltung gibt nicht auf, immer wieder Neues zu entdecken, um die Stadt nach außen hin als etwas Besonderes darzustellen, Aber gibt es dieses Besondere überhaupt? Der neueste ernstgemeinte Versuch besteht darin, die Stadt – und das, was in ihr passiert – als „echt“ zu bezeichnen, obwohl niemand behauptet, um dies augenzwinkernd anzumerken, dass es Dorsten nicht gibt, wie es manche von Bielefeld behaupten. Übrigens benutzt Duisburg den Slogan „Duisburg ist echt“, eine Reaktion auf Bielefeld? Weiterlesen

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Buch über die Geschichte des Heimatvereins Wulfen – endlich auch über die NS-Zeit, worauf der Heimatverein sauer reagierte. Die Autorin Marion Rible gab das Buch dann selbst heraus

Die Wulfener Autorin Marion Rible; Foto (Ausschnitt): Anke Klapsing-Reich (DZ))

Von Wolf Stegemann

Vorbemerkung: Die Geschichte von Heimatvereinen chronologisch und erläuternd darzustellen, die vor 100 Jahren gegründet wurden oder noch älter sind,  ist äußerst schwierig. Denn für viele Heimatvereine gibt es ein Problem – die Darstellung des Vereins in der Zeit des Nationalsozialismus. Meist werden Rückblicke von Mitgliedern des jeweiligen Heimatvereins zusammengetragen und die Schriften dann vom Heimatverein veröffentlicht. Daher findet der Leser diese dunkle Zeit in diesen Schriften entweder gar nicht vor oder nur verharmlosend und so dargestellt, als hätte es die Angleichung der Heimatvereine an nationalsozialistisches Gedankengut und Handeln und auch die bekannten NS-Personen in den jeweiligen Städten und Heimatvereinen überhaupt nicht gegeben, Namen und Fakten werden weggelassen – oft mit der Begründung, es gebe keine Unterlagen mehr, die seien im Krieg verbrannt. Für etliche bekannte Heimatvereine findet die Geschichte erst wieder ab 1945 statt und die Opfer waren dann nicht die Juden und Andersdenkende, sondern die Bürger durch die Bombardierung der Alliierten. Über das hier angedeutete Verhältnis Heimatvereine und Nationalsozialismus damals und heute gibt es inzwischen etliche wissenschaftliche Arbeiten. Während der NS-Herrschaft gab es wesentliche Ziele der NS-Führung, in den Heimatvereinen die Pflege von Führerkult und Volksgemeinschaft und die Wehrhaftmachung, also die Steigerung der Kriegsfähigkeit voranzutreiben. Weiterlesen

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Umstrittenes Spekulationsgeschäft der Stadt: Nun sollen die Gemeindeprüfungsanstalt und die Staatsanwaltschaft die Zulässigkeit klären

Dorstener Rathaus, Sitz der Stadtkämmerei und des Bürgermeisters; Foto: Frenzel

Von Helmut Frenzel

21. Mai 2021. – Am Mittwoch der vergangenen Woche fand die Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) statt. Er tagte coronabedingt in Vertretung des Rates der Stadt. Alleiniges Thema war der umstrittene Forward Zahlerswap, den die Verwaltung 2009 abgeschlossen hat und der per Ende 2020 mit einem Drohverlust von rund 13 Millionen Euro in der Bilanz der Stadt steht. Der Vorsitzende der AfD-Ratsfraktion Heribert Leineweber hatte die Vertragsakte eingesehen und keine Anhaltspunkte dafür gefunden, seine Einschätzung des Swapgeschäfts zu ändern, nämlich dass dieses unzulässig ist, weil es nicht an ein Kreditgeschäft gebunden ist. Er hatte daraufhin die Sondersitzung verlangt und beantragt, die Unzulässigkeit des Derivatgeschäfts durch Beschluss des Ausschusses festzustellen. Das sahen die Ratsfraktionsvorsitzenden von CDU und SPD erwartungsgemäß anders. Sie verteidigten das Swapgeschäft als zulässig, ohne jedoch neue Argumente für ihre Haltung zu liefern, und kündigten an, den Antrag der AfD abzulehnen. Weiterlesen

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Welchen Stellenwert hat Stadtkultur im Dorstener Rathaus? In den letzten Jahrzehnten war er nicht sehr groß. Immer wieder gab es hoffnungsfrohe Planungen, bei denen es meist blieb

Alles in einem: Städtische Kultur zwischen Lippe und Kanal; Foto R. Wojtasik (DZ)

Eine teils kommentierende Bestandsaufnahme von Wolf Stegemann

15. Mai 2021. – Das Projekt „Heimat-Werkstatt“ des Landes Nordrhein-Westfalen in der Stadt Dorsten hat das Ziel, den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft zu fördern. Darüber hinaus will das Projekt „Heimat-Werkstatt“ aber auch Beiträge zu einer Vision für die Zukunft Dorstens liefern, an der in Dorsten an verschiedenen Stellen gearbeitet wird. Wie könnte ein Gesamtbild für Dorsten entstehen, bei dem auch die gewachsenen, facettenreichen Stadtteile eine Rolle spielen? In welche Richtung müsste dieses Gesamtbild entwickelt werden? Wie kann Dorsten für alle Dorstener zur Heimat werden? Im Vorfeld dieses Projektes sind von den Bürgern der Stadt Dorsten vier Themenbereiche als besonders wichtig definiert worden: 1) Themenbereich Kultur: Dorsten besitzt eine vielfältige Kulturlandschaft. Wie kann sich die Stadt als attraktiver Kulturstandort weiterentwickeln? 2) Themenbereich Stadt am Wasser/Stadt im Grünen: Dorsten bietet gute Naherholungsmöglichkeiten. Wie können sie noch attraktiver und bekannter werden? 3) Themenbereich Facettenreiche Stadtteile: Jeder Stadtteil hat ein eigenes Gesicht. Einige hat der Bergbau geprägt, andere die Landwirtschaft. Diese Vielfalt soll erhalten und für die Stadtentwicklung genutzt werden. 4) Themenbereich Bürgerschaftliches Engagement – starke Gemeinschaft: Ehrenamtliches Engagement ist in Dorsten besonders ausgeprägt. Weiterlesen

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Zum hundertsten Geburtstag Joseph Beuys’ prächtiger Bildband des Künstlers Dieter Schröder mit Texten von Wolf Stegemann erschienen: „Jupp, wir vermissen dich!“

Von Andrea Schüller

9. Mai 2021. – Jetzt liegt er vor – der Bildband, den der Bottroper Künstler Dieter Schröder dem 1986 verstorbenen und mittlerweile weltbekannten Künstler Joseph Heinrich Beuys zu dessen 100. Geburtstag am 12. Mai 2021  gewidmet hat. Entsprechend heißt der Bildband „jupp, wir vermissen dich“ Im erklärenden Untertitel steht: „mit, von und für joseph heinrich beuys, ein rückblick in die zukunft zum hundertsten, skizziert von dieter / 1921, text von wolf stegemann“. Letzterer schrieb den Prolog „Joseph Beuys/Dieter Schröder – Der Blick zurück richtet sich nach vorn“ Mit den Arbeiten, die in diesem Beuys gewidmeten Bildband veröffentlicht sind, hat Dieter Schröder weit über 40 Jahre lang die Theorie der Kunst analysiert, in die Praxis umgesetzt und somit erlebbar gemacht. Kernstücke in diesem Bildband sind die Beuys-Porträts. „Sie sind zwar eigenständig, zeigen aber den Charakter und die visuelle Stärke von Joseph Beuys.“ Weiterlesen

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Der Aktenvermerk zum Abschluss des Forward Zahlerswap bringt keine neuen Erkenntnisse. Außer dieser: Stadtkämmerer Hubert Große-Ruiken war aktiv am Zustandekommen des umstrittenen Geschäfts beteiligt

Dorstener Rathaus. Hier wird die Politik gemacht; Foto: H. Frenzel

Kommentar von Helmut Frenzel

6. Mai 2021. – Am Mittwoch, 12. Mai 2021, findet eine Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses im Gemeinschaftshaus Wulfen statt. Der Ausschuss vertritt coronabedingt den Rat der Stadt. Zentraler Punkt der Tagesordnung ist die Befassung mit dem Forward Zahlerswap, einem Zinsspekulationsgeschäft, das 2020 mit einem Drohverlust von 12,9 Millionen in der Bilanz der Stadt steht. Die AfD-Fraktion hat die Sondersitzung beantragt und mehrere Anträge gestellt, die darauf gerichtet sind, Amtspflichtverletzungen der verantwortlichen Personen im Zusammenhang mit dem Abschluss des Geschäfts durch Beschluss der Ausschusses festzustellen. Als verantwortliche Amtsträger werden in den Anträgen der ehemalige Bürgermeister Lambert Lütkenhorst, der ehemalige Stadtkämmerer Wolfgang Quallo und der jetzige Stadtkämmerer Hubert Große-Ruiken benannt. Die Anträge mit Anlagen können mit dem Link https://dorsten.more-rubin1.de/sitzungen_top.php?sid=2021-HFA-149 aufgerufen werden. Weiterlesen

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1. Mai – Maifeiern stammen aus heidnischer Zeit und wurden mit christlichem Etiketten versehen. Im 17. Jh. wurden in Dorsten Maifeiern verboten. Gesetzlicher Feiertag seit 1933

Maifeier auf dem Marktplatz 1949

Maifeier auf dem Dorstener Marktplatz 1949

Von Wolf Stegemann

29. April 2021 – Maifeiern stammen aus heidnischer Zeit und hatten damals viel mit Jahresfruchtbarkeit, mit Gestirnen und wohltätigen Zauberkräften zu tun gehabt. Im Christentum wurde auch dieser Brauch im Christentum übernommen, wie so viele andere heidnische Sitten, die mit christlichem Etikett versehen wurden. In Dorsten hielt im 17. Jahrhundert am 1. Mai die Elementarschule ihren „Maigang“ ins nahe Lippetal. Eltern, Lehrer, Geistliche, Ratsherren und Gildemeister zogen mit ihnen. 1632 verbot die Stadt Dorsten die Maifeiern, um auch den städtischen Barloer Busch vor dem Abschlagen der „Mai-Bäume“ zu schützen, mit denen Straßen und Häuser geschmückt wurden. Dennoch hat sich der Brauch des Mai-Feierns bis zur Wende um das Jahr 1900 erhalten. Der größte und schönste Maibaum wurde auf dem Marktplatz eingepflanzt, mit bunten, fliegenden Bändern geschmückt, des Abends mit Lämpchen erleuchtet und von alt und jung umtanzt. Die Mitte des Ringelreihens bildete die Maienkönigin, mit Blumensträußen in den Händen, einen Blütenkranz durch das Haar geflochten. Dazu wurden eigens für diesen Tag bestimmte Lieder gesungen:

„Maibrut, de kömt herut
Alhir, aldaor, al seker, al saor
Al sin, al sin, al Rosmarin.
Set de Brut de Krone op
Set se wier af, af, af! […].“ Weiterlesen

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23. April 2021: „Welttag des Buches“ – Erklärendes, Schmunzelndes und Gewichtiges rund um bedrucktes Papier … und über das mit 4,6 Kilo schwerste Buch im Revier – Essay

Von Wolf Stegemann

21. April 2021 – Wenn jemand sagt: „Setz dich auf deine vier Buchstaben“, dann ist nicht das Buch gemeint, das man gemeinhin als solches versteht, denn Bücher haben mehr Buchstaben. Doch das Wort Buchstabe ist bedeutend älter als das Buch, das erst mit der Erfindung des Druckens weite Verbreitung fand. Ein Glücksfall für Luther, dessen Schriften und somit die evangelische Konfession weite Verbreitung fanden. Der „Buchstabe“ führt zurück in die germanische Urzeit. Priester ritzten geheimnisvolle Zeichen in „Buchenstäbe“ und warfen diese vor sich auf die Erde. So entstand dann unser Wort „Entwurf“, denn die Bedeutung der hingeworfenen Runenzeichen wurden erraten und wieder aufgelesen, Somit entstand das, was man mit einem Buch macht: Man liest es. Doch Vorsicht: Im 2. Korintherbrief der Bibel, Kapitel 3, 6 steht: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig!“ Das mag interpretieren, wer will. Weiterlesen

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Forward Zahlerswap: Die Deutungshoheit der Verwaltung bröckelt. Eine endgültige Klärung der Zulässigkeit kann nur durch eine unabhängige Instanz herbeigeführt werden

Dorstener Rathaus, Sitz der Stadtkämmerei und des Bürgermeisters; Foto: Frenzel

Von Helmut Frenzel

19. April 2021. – In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) am 17. März 2021 hatte die Fraktion Die Grünen vom Bürgermeister mehr Informationen zu dem umstrittenen Derivatgeschäft mit dem Namen Forward Zahlerswap verlangt. Dies geschah mit dem Hinweis, dass das Geschäft 2009 abgeschlossenen wurde und dieses für die neuen Ratsmitglieder der Grünen folglich neu ist. Dazu muss man wissen, dass das Geschäft aktuell einen Drohverlust von 13 Millionen Euro aufweist. Der Verlust ist in die Bilanz eingestellt und mindert das Eigenkapital um diesen Betrag. Nun legte die Verwaltung nach und veröffentlichte eine Ergänzung der Berichtsvorlage, die als Anlage auf der Tagesordnung der HFA-Sitzung eingestellt und im Rats- und Bürgerinformationssystem unter dem Datum der HFA-Sitzung abrufbar ist. Sie enthält auch eine „Rechtliche Einschätzung“. Die darin vorgebrachten Argumente können jedoch nichts daran ändern, dass der Forward Zahlerswap von Beginn an unzulässig war. Weiterlesen

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Luther 1521 in Worms: Um 1581 tauchte der erste lutherische Prediger in Dorsten auf. – Zum ersten evangelischen Gottesdienst wurde 1854 in den Gerichtssaal eingeladen

Luther in Worms, Gemälde von Anton von Werner (1843-1915), Staatsgalerie Stuttgart

Von Wolf Stegemann

Am 3. Januar 1521 verhängte der Papst den Kirchenbann über Martin Luther. Eigentlich hatte die altgläubige Seite damit gerechnet, dass dem Bann unverzüglich die Reichsacht folgte, Reichsfürsten und Stände setzten jedoch ein Verhör Luthers vor dem Reichstag durch, zu dem ihn der Kaiser Karl V. den Mönch unter Zusicherung freien Geleits mit Schreiben vom 6. März nach Worms lud. Vor genau 500 Jahren, am 17. und 18. April 1521, fand das Verhör im Bischofshof statt. Luther weigerte sich zu widerrufen. Tags drauf kündigte der Kaiser die Reichsacht an, die am 8. Mai erlassen wurde (Wormser Edikt). Damit waren seine Schriften verboten. Niemand durfte ihn beherbergen und jedermann sollte ihn an Rom ausliefern. Doch der sächsische Kurfürst versteckte Luther auf der Wartburg, wo dieser das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. – Aus Anlass des Verhörs Luthers in Worms läuten am Sonntag (18. April) die Glocken der Martin-Luther-Kirche in Holsterhausen. Weiterlesen

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Die im Ratsinformationssystem zugänglichen Dokumente lassen nur einen Schluss zu: Der Forward Zahlerswap ist ein unzulässiges Spekulationsgeschäft der Stadt

Dorstener Rathaus, Sitz der Stadtkämmerei und des Bürgermeisters; Foto: Frenzel

Von Helmut Frenzel

31. März 2021. – Das Verwirrspiel um den Forward Zahlerswap, hat in den vergangenen Wochen einigen Wirbel verursacht. Dafür gibt es Gründe. Zum einen hat die Stadt mit dem Zinsspekulationsgeschäft einen hohen Schaden von bislang 13 Millionen Euro erlitten. Zum anderen steht der Zweifel im Raum, ob das Geschäft überhaupt zulässig war. Den Anlass dafür hatte Bürgermeister Tobias Stockhoff selbst geliefert. In seine Berichtsvorlage zur Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 17. März 2021 hatte er hineingeschrieben, bei dem in 2009 abgeschlossenen Forward Zahlerswap handele es sich nicht um einen Kredit. Das verstanden die wenigen Leser, die sich überhaupt mit dem Fall befassen, als Eingeständnis, dass das verlustträchtige Swap-Geschäft nicht an einen Kredit gebunden ist. Damit hat der Bürgermeister einen kritischen Punkt in die Öffentlichkeit getragen. Die Zulässigkeit des Zinsswaps hängt nämlich an der Frage, ob das Geschäft an einen langfristigen Kredit gebunden ist. Dazu gibt es klare Vorgaben. Im Krediterlass der Landesregierung vom 9. Oktober 2006 heißt es: Weiterlesen

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Dorsten prägte Münzen mit bewusst falschem Silbergehalt, um Geschäfte zu machen, was immer wieder auffiel, bis der Landesherr der Stadt das Münzrecht entzog

Von Wolf Stegemann

4. März 2021. – Es gibt in einer Nachbarstadt von Dorsten im Kreis Recklinghausen einen mittlerweile 84 Jahre alten Münzsammler, der einen regelrechten Schatz zusammengetragen hatte – darunter Münzen aus der Münzstätte Dorsten aus der Zeit von 1275 bis 1680. Als Dorsten 1251 die Stadt­rechte verliehen bekam, blie­ben die Hoheitsrechte, dar­unter das Münzrecht, beim Landesherrn, dem Erzbischof von Köln. Gegen Bezahlung einer Steuer durfte Dorsten Münzen prägen. Sie waren aus Silber und Billon. Billon ist schlechtes Münzmetall mit einem nur 40-prozentigen Silberanteil. Da die Dorstener aus Gewinnsucht viele Jahrhunderte lang Silbermünzen mit vermindertem Silbergehalt herstellten, bekam das Dorstener Geld im Umland einen schlechten Ruf. Da die Stadt Dorsten nicht aufhörte, Geld mit falschem Silberanteil zu prägen und zu veräußern, Strafandrohungen nicht wirkten, wurde der Stadt 1680 das Münzrecht und somit das Geschäft mit Geld endgültig vom Landesherrn entzogen. Weiterlesen

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Müssen sich nur die Bürger an Gesetze halten? Oder gelten die auch für den Stadtkämmerer und den Bürgermeister?

Dorstener Rathaus, Sitz der Stadtkämmerei und des Bürgermeisters; Foto: Frenzel

Kommentar von Helmut Frenzel

23. März 2021. – In der Sitzung des Rates am Mittwoch (24. März) steht die Einbringung des Jahresabschlusses 2019 auf der Tagesordnung. Ja, richtig: der Jahresabschluss für das Haushaltsjahr 2019. In einer Woche muss der Jahresabschluss für 2020 im Entwurf fertiggestellt sein und jetzt kommt der Stadtkämmerer mit dem Entwurf für 2019 um die Ecke? Genau so ist es. Der Jahresabschluss 2019 ist am 27. Januar 2021 aufgestellt und damit um 10 Monate verspätet. Manch einer wird sagen: Was soll das und wen interessiert das? Und wer so redet hat damit nicht ganz Unrecht. Die Jahresabschlüsse der Stadt Dorsten waren in den letzten Jahren durchweg um Monate verspätet. Und den Rat hat das bisher tatsächlich nicht interessiert, so wie überhaupt die Jahresabschlüsse im Rat äußerst stiefmütterlich behandelt wurden. Der Entwurf wurde regelmäßig ohne Aussprache an den Rechnungsprüfungsausschuss weitergeleitet und, wenn er geprüft zurückkam, ohne Aussprache verabschiedet. Das war’s. Und jetzt soll das alles nicht mehr richtig sein? So ist es. Es war nie richtig. Weiterlesen

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Zoff im Haupt- und Finanzausschuss. Über ein verlustreiches Spekulationsgeschäft wurde heftig gestritten. Die Wahrheitsfindung blieb dabei auf der Strecke

Dorstener Rathaus. Hier wird die Politik gemacht; Foto: H. Frenzel

Kommentar von Helmut Frenzel

18. März 2021. – In der vergangenen Woche erschien auf dieser Seite ein Artikel, der sich mit der Frage befasste, ob das Spekulationsgeschäft der Stadt Dorsten mit dem Namen „Forward Zahlerswap“ überhaupt zulässig war (Link s. u.). Der Zinsswap aus 2009 wird in die Annalen der Stadt eingehen, weil er der Stadt den bisher höchsten Verlust bei einem einzelnen Finanzgeschäft beschert. Er beläuft sich mittlerweile auf 12,9 Millionen Euro, davon alleine 4,1 Millionen im Haushaltsjahr 2020. Das ist schlimm genug. In dem Artikel ging es jedoch um mehr. Er handelt davon, ob das Geschäft überhaupt zulässig war. Der zentrale Punkt dabei ist, ob der Zinsswap mit einem Kredit verknüpft ist oder nicht. Für die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) in dieser Woche hatte die AfD unter Bezugnahme auf den Artikel in Dorsten-transparent Anträge gestellt, die zur Aufklärung des Sachverhalts beitragen sollten. Sie wurden, um es vorwegzunehmen, mit den Stimmen aller Ausschussmitglieder mit Ausnahme des Antragstellers abgelehnt. Bis es so weit war, ging es ziemlich hoch her. Weiterlesen

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Neuer Millionenverlust bei einem Spekulationsgeschäft. Anders als bisher berichtet soll der Zinsswap nicht an einen Kredit gebunden sein. War das Geschäft überhaupt zulässig?

Dorstener Rathaus. Hier wird die Politik gemacht; Foto: H. Frenzel

Von Helmut Frenzel

11. März 2021. – Alle Jahre wieder erstattet die Verwaltung dem Haupt- und Finanzausschuss (HFA) des Rates einen Bericht zum „Kreditportfoliomanagement“ im abgelaufenen Jahr. So auch jetzt wieder. In der Sitzung des Ausschusses in der kommenden Woche steht der „Bericht für 2020“ auf der Tagesordnung. In der Vorlage für den Ausschuss ist allerlei Interessantes zu lesen zur Entwicklung der langfristigen Kredite und der Kassenkredite, auch zu Zinssätzen und den Zinsaufwendungen der Stadt. Schließlich wird über ein Finanzderivat berichtet, das den Namen „Forward Zahlerswap“ trägt und in der Ära Lambert Lütkenhorst (Bürgermeister) und Wolfgang Quallo (Stadtkämmerer) 2009 abgeschlossen wurde. Mit diesem Geschäft sollte ein zukünftiges Risiko durch steigende Zinsen abgesichert werden. Und so funktioniert es: Als Bezugszins wurde ein Zinssatz von 3,15 Prozent und als Bezugszeitraum 2033 bis 2053 vereinbart. Liegt der künftig zu zahlende Zinssatz für einen Kredit höher als der Bezugszins von 3,15 Prozent, so erhält die Stadt die Differenz. Liegt der Zinssatz dagegen niedriger als 3,15 Prozent, so muss die Stadt die Differenz zahlen. Würden die Zinssätze steigen, dann würde die Stadt einen finanziellen Vorteil einfahren. Aber es ist anders gekommen. Die Zinsen sind seit Beginn des Geschäfts gesunken und inzwischen auf einem Niedrigststand angekommen. Auch die für den Bezugszeitraum 2033 bis 2055 erwarteten Zinssätze liegen weit unter dem vereinbarten Bezugszinssatz. Damit droht der Ausgleich der negativen Differenz durch entsprechende Zahlungen der Stadt. Diese müssen schon heute in der Ergebnisrechnung und in der Bilanz der Stadt abgebildet werden. Damit ist man bei der Berichtsvorlage für die bevorstehende HFA-Sitzung angekommen. Dort heißt es: Weiterlesen

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„Klarer sieht, wer von fern sieht“ – Franz Schürholz’ wieder aufgefundene Lebenserinnerung aus acht Jahrzehnten. Ein prominentes Leben in Dorsten, Berlin und am Bodensee

Von Wolf Stegemann

Als Dr. Franz Schürholz auf Grund seines Alters sein Lebenswerk beendet sah, blickte er zurück auf sein Leben, das in Dorsten begann, in Berlin sicherlich einen politischen Höhepunkt hatte und dann am Bodensee bis zu seinem Tod weiterging. Im Alter fühlte er sich isoliert. Vielleicht war dies der Anlass, über sein Leben nachzudenken und es aufzuschreiben. So entstanden 160 mit Schreibmaschine vollgeschriebene Seiten, die – und ein paar Kopien – in gedruckter Form zu Büchern zusammengebunden wurden. Warum machte er das? Er gibt im Vorwort des Buches „Klarer sieht, wer von fern sieht“ Antwort:

„Ich bin im neunten Jahrzehnt meines Lebens, also ein aus der Aktivität des Alltags Ausgeschiedener, am Straßenrand stehender Beobachter. Wer den Anforderungen der Gegenwart entrückt ist, hält sich eher in der Vergangenheit auf, möchte sich Rechenschaft über das gelebte Leben geben, auch seine Kinder und Freunde wissen lassen, warum der Daseinsabschnitt so und nicht anders abgelaufen ist. Gewiss, niemand ist sicher, dass die Darstellung dem hohen Anspruch der Wahrheit immer gerecht wird, ob etwa die Gewichte im Rekonstruieren richtig verteilt wurden. Selbst dem heiligen Augustin soll das in seinen Confessionen nicht ganz gelungen sein. Doch zum Versuch dazu fühle ich mich gedrängt. Schließlich hat das Schicksal einer Generation, deren aktivste Lebenszeit von dem Gefordertsein in zwei Weltkriegen voll in Anspruch genommen wurde, einen Aussagewert. Was soll denn das armselige Wort schon heiß: ,Was vergangen ist, bleibt vergangen, wenn die in einer Zeitperiode vorherrschend gewesenen Anschauungen, Aufgaben und Bewältigungsmühen für Gegenwart und Zukunft stets einen gewissen Modellcharakter besitzen, das Wissen darüber jedem herausgreifendem Leben dienlich sein kann?“ Weiterlesen

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Partnerstadt Hainichen: Blick ins Brigadebuch der dortigen Kreis- und Stadtbibliothek kurz vor der Wende. Kinder sollten mit sowjetischer Literatur sozialistisch beeinflusst werden

Stadtbibliothek Hainichen heute

Von Wolf Stegemann

25. Februar 2021. – Als im Jahr 1991 der Wulfener Gesamtschullehrer Jens Rohde mit seiner Schulklasse in Dorstens neue Partnerstadt Hainichen in Sachsen besuchte, bekam er von der dortigen Stadtbibliothek ein Buch überreicht, auf dessen Einband „Brigadebuch“ steht. Beim ersten Durchblättern hat man den Eindruck, dass dieses Buch ein von Kindern gefertigtes Album ist. Doch bei näherer Beschäftigung mit den Inhalten erfährt der Leser, dass er ein Buch in Händen hält, das die Geschichte der letzten drei DDR-Jahre auf höchst eigenwillige Art darstellt. Erkennbar wird, wie die DDR-Behörden in diesen letzten Monaten versucht haben, über die volkseigene Kreis- und Stadtbibliothek Hainichen Kinder über sowjetischen Lesestoff propagandistisch für die Sowjetunion zu gewinnen. Daher ist dieses Buch ein wichtiges Dokument. Der Wulfener Gesamtschullehrer hatte dieses Buch fast 30 Jahre lang im Regal. Erst zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung übergab er es im September 2020 dem Wulfener Stadtbibliothekar Christian Gruber, der das Buch nun an Dorstens Partnerstadt Hainichen für deren Archiv zurückgibt. Nimmt der Leser das „Brigadebuch“ des Kollektivs zur Hand, wird er erkennen, wie für den Leser oft unverständlich die Texte der offiziellen politisch-propagandistischen Forderungen formuliert sind und wie das Hainichener Kollektiv darauf reagierte: Weiterlesen

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Bei Festen wurde immer gezecht und gefuttert – und die Stadt zahlte. Die Besuche der Landesfürsten kamen die Stadt immer teuer zu stehen

Von Wolf Stegemann

18. Februar 2021. – Städte wie Dorsten haben eine lange und lebendige Tradition ihrer Festgebräuche. Ein Blick in die vergangenen Jahrhunderte der Stadt genügt, um festzustellen, dass die Dorstener es schon immer verstanden haben, Feste zu feiern. Das nun seit 1977 veranstaltete Altstadtfest knüpft an die Tradition früherer Zeiten an. Dokumente geben ein interessantes und lebendiges Bild ab, wie es in Dorsten und seiner Umgebung  damals  mit dem festlichen Treiben aussah. Ein ehemals gefeiertes patriotisches Fest der Dorstener war die Streitfeier, die anlässlich der Besiegung der Merfelder kurz vor Weihnachten von 1382 bis 1771 gefeiert wurde; ab 1588 zusammen mit dem Fest zur Erinnerung an den Sieg über den protestantischen Feldherrn Graf Oberndorf im Februar 1588 kirchlich und weltlich (Hochamt, Prozession, Bankett, Spende an die Armen). Wenn der Landesfürst kundtat, in Dorsten verweilen zu wollen, schreckte das den Rat der Stadt, denn mit diesen Besu­chen wurde die Stadt kräftig zur Kasse gebeten. So im Jahre 1509: 1 Fuder Wein, 12 Hammel, Honorare für Beamte, Musikanten und Boten 50 bis 60 Goldgulden. Mit einem Feuerwerk aus sechs Teertonnen und Pechkränzen ehrte die Stadt im Jahre 1715 ihren Landesherrn. Die Dorstener Junggesellen wurden mit 1 Tonne Bier be­schenkt. Bälle und Aufmärsche, Essen und Trinken waren immer mit dem Besuch der Landesherr­lichkeit verbunden (1746, 1750, 1784). Das kostete viel Geld, und die Stadt konnte nur selten ihren „Tribut“ verweigern. Weiterlesen

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Das Porträt: Elisabeth Gräfin von der Schulenburg. Als Ursulinennonne Sr. Paula, als Künstlerin, Ehrenbürgerin und Autorin Tisa – Ihr 20. Todestag am 8. Februar 2021

Gerd Ruge und seine Tante Tisa von der Schulenbburg, 1994 in Dorsten; Foto: Wolf Stegemann

Gerd Ruge und seine Tante Tisa von der Schulenburg, 1994 in Dorsten; Foto: Wolf Stegemann

Von Wolf Stegemann

6. Februar 2021. – Am 8. Februar 2021 jährt(e) sich zum 20. Mal der Todestag der Nonne, Künstlerin und Ehrenbürgerin Elisabeth (Tisa) Gräfin von der Schulenburg bzw. Sr. Paula. Eigentlich sollte an diesem Tag auf dem Gelände der früheren Zeche Fürst Leopold in Hervest ein Tisa-Archiv eröffnet werden, doch der Umbau des Hauses wurde nicht rechtzeitig fertig. Daher wurde die Eröffnung auf den Sommer verschoben. Tisa von der Schulenburg wurde 1903 in Tressow, unweit von Wismar, geboren und lebte von 1952 bis zu ihrem Tod als Sr. Paula im Ursulinenkloster in Dorsten. Als Künstlerin nahm sie den Namen „Tisa“ an. Von Geburt Gräfin, aus Berufung Künstlerin und aus Überzeugung Nonne war Sr. Paula, vormals geschiedene von Barner, davor geschiedene Hess und davor geborene Gräfin Elisabeth Karoline Mary Margarete Veronika von der Schulenburg, eine höchst ungewöhnliche Frau, die annähernd ein volles Jahrhundert gelebt und fast das gesamte 20. Jahrhundert mit seinen Brüchen und Verwerfungen erlebt hatte. Daher zeichneten persönliche und existenzielle Brüche auch ihr Leben. Nach Dorsten kam sie schon Ende der 1940er-Jahre. Sie wählte die Stadt, weil hier – im Kreis Recklinghausen – ihr Bruder Fritz-Dietlof Anfang der 1930er-Jahre gelebt hatte. Sie wohnte „als Ostflüchtling“ im Pfarrhaus von St. Agatha, wo sie katholisch wurde, und schnitzte für die Pfarrei aus den jahrhundertealten Balken des kriegszerstörten Rensingschen Hauses einen Kreuzweg. In der (unveröffentlichten) Agatha-Chronik ist unter dem 6. November 1949 nachzulesen:

„Im katholischen Arbeiterverein sprach die Konvertitin Gräfin von der Schulenburg über die Lage der englischen Arbeiterschaft. Ihre lebendigen Schilderungen – sie hat lange in England zugebracht – wurden mit großem Interesse entgegengenommen. Sie ist Bildhauerin.“ Weiterlesen

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27. Januar 1945 – Befreiung des KZ Auschwitz. Angehörige vieler Dorstener jüdischer Familien wurden in Auschwitz ermordet. In Schulen wenig Kenntnis über den Nationalsozialismus

Eingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz

Von Wolf Stegemann

25. Januar 2021. – Die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 durch Abteilungen der Sowjetarmee setzte dem KZ Auschwitz als größtem nationalsozialistischen  Konzentrations- und Vernichtungslager ein Ende und brachte etwa 7000 im Lager zurückgelassenen kranken Häftlingen die Freiheit. Für die große Schar der schon früher von Auschwitz nach Deutschland evakuierten Häftlingen bedeutete die Befreiung die Ankündigung der nahenden Freiheit. Der 27. Januar 1945 schloss jedoch die Geschichte des KZ Auschwitz nicht ab. Geblieben sind die Erinnerungen ehemaliger Häftlinge der deutschen Verbrechen in Auschwitz in den Akten der nachfolgenden Auschwitzprozesse, Erinnerungen in den Medien und der Literatur. Zur Mahnung erinnert dieser Gedenktag. Für die Welt wurde Auschwitz zum Symbol der nationalsozialistischen Verbrechen der Deutschen. Wer das Lager besucht, mag sich stören an den polnisch-touristischen Effekten vor dem Lagereingang, wer es dann verlässt, ist erschüttert von dem, was er dort gesehen und erfahren hat. So erging es auch 1994 Stadtdirektor Dr. Zahn und dessen Frau zusammen mit dem damaligen Geschäftsführer des Jüdischen Museums, Wolf Stegemann (Foto), die nach Auschwitz fuhren und dort Blumen niederlegten zum Gedenken an die in Konzentrationslagern ermordeten Dorstener Juden. In Auschwitz wurden Angehörige der Familien Metzger, Joseph, Perlstein, Schöndorf, Moises und Lebenstein ermordet. Die Rückfahrt mit dem Taxi von Auschwitz nach Rybnik, Dorstens polnischer Partnerstadt, verlief dann schweigend, so sehr hatte Auschwitz sie emotional mitgenommen. – Das Foto zeigt Dr. Zahn (l.) und W. Stegemann beim Rundgang in Auschwitz. Weiterlesen

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1921 – Erstmals machten zwei Dorstenerinnen vor hundert Jahren das Abitur: Josefa Möller und Mathilde Frank setzten damit einen Meilenstein

Gymnasium und Oberrealschule in Schwarzburg-Oberhausen

Von Wolf Stegemann

19. Januar 2021. – Sieht man auf die von Politikern stets propagierte Chancengleichheit von Männern und Frauen und blickt man in die Vergangenheit und die noch recht stolpernde Entwicklung in der Gegenwart, dann ist Schulterzucken angesagt. Da braucht man nur in den Dorstener Stadtrat zu schauen, in dem die Frauen in absoluter Minderzahl sind. Und blickt man in die Rechtsgeschichte, dann durften Frauen ab 1899 in Preußen wohl das Abitur machen, aber erst ab 1908 studieren. Allerdings durften Frauen mit ihrem erworbenen Wissen ohne Erlaubnis ihres Ehemannes nicht arbeiten. Erst ab 1977.
Das 19. Jahrhundert gilt in der deutschen Bildungsgeschichte als „Jahrhundert der Bildung und der Gebildeten“. Doch von den wachsenden Bildungschancen der Jungen waren die Mädchen grundsätzlich ausgeschlossen. Der Schulbesuch hatte sich traditionell am zukünftigen Beruf der Söhne zu orientieren und wurde den Arbeitserfordernissen der Familienökonomie untergeordnet. Eine Grundbildung in der Volksschule bei Bauern- und Handwerker-Familien und eine höhere Bildung bei anderen Familien sah man für das Berufsziel Hausfrau als ausreichend an. 1896 konnten erstmals sechs Frauen in Preußen am Luisen-Gymnasium Berlin ihre Reifeprüfung ablegen; studieren durften sie aber damit nicht, dazu bedurfte es einer ministeriellen Sondergenehmigung. Nur zögerlich gelang den Frauen der Schritt hinein in die Universitäten. Ab 1895 konnten angehende Oberlehrerinnen in Preußen – zuerst bis 1900 nur als Gasthörerinnen – Vorlesungen besuchen. Weiterlesen

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Das Porträt: Wolfgang-Eberhard Kipp – studierter Musiker, Musikalienhändler, Zeitungsredakteur und erster hauptamtlicher und professioneller Pressesprecher im Dorstener Rathaus

Pressesprecher Wolfgang-Eberhard Kipp (l.) und WAZ-Redaktionsleiter Ewald Setzer, um 1988, Recklinghäuser Straße; Foto: Frank Vinken

Von Wolf Stegemann

7. Januar 2021. – Er wurde 1929 in Berlin geboren und starb 1989 in Dorsten. Kipp war Musiker, Musikalienhändler, Redakteur und zuletzt erster hauptamtlicher und professioneller Pressesprecher der Stadt Dorsten von 1978 bis 1989. – Als Sprecher der Stadtverwaltung pflegte er gegenüber der Presse mitunter einen Stil, der nicht amtlich-bürokratisch war und daher dem Lokaljournalismus sehr entgegenkam. Bei Kipp hatte das aber auch eine zweite Seite – wie sie jede Medaille hat, so ein geflügeltes Wort. Wenn über die Lokalpolitik oder die Verwaltung im Rathaus etwas geschrieben wurde, was ihm persönlich nicht behagte, dann reagierte  er entsprechend auch persönlich. 1984 erschien beispielsweise in den Ruhr-Nachrichten (heute Dorstener Zeitung) eine Glosse, die sich gegen die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an drei Ratsherren von drei Parteien richtete, die im Rat 20 Jahre abgesessen hatten. Ungeachtet ihrer persönlichen Verdienste erhielten sie pro forma den damals in solchen Fällen auch despektierlich genannten „Sitzfleischorden“. Dieser Begriff kam natürlich auch in der RN-Glosse vor. Gegen den Autor wetterte dann vor allem die CDU, aber auch der parteilose Wolfgang-Eberhard Kipp, der als Pressesprecher der Stadt auch seiner privaten Meinung gegen den Redakteur freien Lauf ließ. „Sie, Herr St. werden den Orden nie erhalten“, schrieb er am Schluss seiner Stellungnahme. Da hatte er Recht, denn der Journalist saß ja nicht im Rat. An solche Auseinandersetzungen  gewöhnte man sich gegenseitig, letztlich immer mit einem Schmunzeln. Das Foto zeigt Kipp im Jahr 1976.

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Julie Wnuk – als Kott und Wnuk machte sich das musikalische Multitalent einen Namen weit über die Grenzen ihrer Wohnorte Kirchhellen und Dorsten hinweg

 

Von Wolf Stegemann

4. Januar 2021 – Geboren 1982 als Julie Kreul in Kirchhellen; seit 2015 wohnt sie in Dorsten, ist verheiratet, hat zwei Kinder, 14 und vier Jahre alt, und sich als musikalisches Multitalent einen Namen gemacht. In erster Ehe als Julie Kott und ab 2015 in zweiter Ehe als Julie Wnuk. Im Juni 2020 veröffentlichte sie ihre erste Single „Let go“ und erhielt im August 2020 das Künstlerstipendium für ihr Bandprojekt „the colour of desert“ (Foto) vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Das neue Album der Band „the colour of desert“ heißt „the spirits you’ve called“. Die zehn melodischen, englischsprachigen Songs bewegen sich in Richtung feinstem „Alternative-Pop“ und haben alle Julie-bezogenen biografische Einflüsse. „Sie handeln von Einsamkeit, von Orientierungslosigkeit, von Selbstfindung“, so zitiert die „Dorstener Zeitung“ die Musikerin. In „Let go“ geht es um das Loslassen von Beziehungen und Dingen, im Titeltrack um das Thema Narzissmus. Der Song „Bury me and you“ thematisiert eine Freundschaft, die völlig unerwartet in die Brüche geht. Die Texte haben oft ein philosophisches Gerüst, stellen Fragen, was nach dem Tod passiert („All i want to know“ und „Repeating“). Im Januar 2021 startet Julie Wnuk einen achtwöchigen Online-Coaching-Kurs, bei dem es auch um Themen wie Selbstvermarktung und Musikbusiness geht. Weiterlesen

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Silvesterbräuche – Für das Neujahrsschießen der Bürgerwacht gab es 1667 eine Tonne Bier

Milliarden werden in den Himmel geschossen – in diesem Jahr nicht!

Von Wolf Stegemann

30. Dezember 2020. – Es ist guter Brauch, dass der Bürgermeister und früher auch der Stadtdirektor, als es die Doppelspitze noch gab, an Silvester über die Lokalzeitungen mit einem Rückblick auf das alte Jahr den Lesern und Bürgern der Stadt ein gutes neues Jahr wünschen. Brauch ist es auch, dass  mit Böllerschüssen das alte Jahr vertrieben und das neue empfangen wird. In diesem Jahr ist es wegen er Corona-Pandemie und des Verbots schon schwieriger. Anzunehmen ist aber, dass dennoch geböllert wird. Böllerschüsse und Krach rühren an heidnische Bräuche, die durch das Glockengeläut der Kirchen „christianisiert“ wurden. Aus dem Jahr 1509 ist eine Nachricht überliefert, die von einem Gelage spricht, das die beiden Bürgermeister der Stadt Dorsten am Silvesterabend für Ratsherren veranstalteten. Zu diesem Fest steuerte die Stadt einen Geldbetrag bei. 1648, als der Dreißigjährige Krieg endlich mit dem Friedenschluss von Münster und Osnabrück beendet war, wünschten Marktschreiber und Wiegemeister der Stadt Dorsten dem Rentmeister im Namen der Stadt ein gutes neues Jahr; jeder von ihnen wurde dafür mit einem Reichstaler belohnt. Die Bürgerwacht, die 1667 den Ratsherren „das Neujahr geschossen“ hatte, erhielt für ihre Mühe eine Tonne Bier geschenkt; den gleichen Lohn bekamen Soldaten, die 1685 das Neujahr mit Schüssen empfangen haben. Weiterlesen

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Antrag von CDU, SPD und Grünen gegen zwei Mitglieder der AfD-Ratsfraktion: Sollen Ratsmitglieder zukünftig auf „Wertemäßigkeit und Intellekt“ überprüft werden?

Ratssitzung im Gemeinschaftshaus Wulfen – mit Masken und Abstand; Foto: DZ

Kommentar von Helmut Frenzel

17. Dezember 2020. – Man kann manches über die jüngste Sitzung des Rates sagen – es war die dritte der neuen Amtsperiode –, aber nicht, dass sie langweilig gewesen wäre. Ganz im Gegenteil: Sie verlief unerwartet lebendig und hatte einen hohen Unterhaltungswert. Über anderthalb Stunden beharkten sich die Ratsmitglieder der bürgerlichen Parteien und der AfD. Da wurde ein Antrag auf Befangenheit des Bürgermeisters in seiner Funktion als Ratsvorsitzender gestellt und abgelehnt. Da wurde durch Beschluss der Versammlung der Tagesordnungspunkt, um den es eigentlich ging, vom Platz 36 auf Platz 3 vorgezogen und so zum Hauptthema der Sitzung erhoben. Da gab es den Antrag der AfD, die Behandlung des fraglichen Punktes von der Tagesordnung abzusetzen, was vom Bürgermeister und Ratsvorsitzenden mangels nachgewiesener Dringlichkeit und mit dem Segen der Kommunalaufsicht, die die AfD-Fraktion eingeschaltet hatte, zurückgewiesen wurde. Und es gab den Antrag der drei Ratsfraktionen von CDU, SPD und Grünen, der Auslöser der ganzen Vorstellung war. Unter der Überschrift „Demokratiefeindliches Verhalten der AfD-Ratsmitglieder Bühne und Kirschmann“ beantragten die drei Parteien, der Rat solle die Äußerungen der beiden AfD-Ratsmitglieder in Bezug auf die Corona-Pandemie, die sie in der Öffentlichkeit getätigt hatten, missbilligen und die AfD-Fraktion sich davon distanzieren. Der eine hatte in der Öffentlichkeit eine Schutzmaske mit der Aufschrift „Corona-Diktatur“ getragen, der andere hatte sich auf einer Facebook-Seite Verschwörungstheorien zu eigen gemacht und verbreitet. Weiterlesen

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„Glück Auf!” – Dem traditionellen Bergmannsgruß begegnet man nicht nur auf Straßenschildern, auch in Gedichten und Liedern – Über seine Herkunft, Bedeutung und Schreibweisen

Glückauf-Grill an der Glück-Auf-Straße in Hervest; Foto: Wolf Stegemann

Von Wolf Stegemann

13. Dezember 2020. – In weiten Kreisen der Bevölkerung Dorstens, vor allem in den ehemaligen Bergbau-Stadtteilen Holsterhausen und Hervest, gehörte der Bergmannsgruß „Glück auf“ zum Alltag. Bergleute wünschten sich, dass sie nach dem Einfahren in die Grube wieder gesund und lebendig zur Ausfahrt, also nach oben kommen. Heute seltener, denn es gibt keinen Bergbau mehr und somit Bergleute, die einfahren und sich so grüßen. Somit ist auch das „Glück auf!“ verhallt. Doch wie schreibt man diesen Gruß eigentlich? Sieht man im fünfbändigen Brockhaus nach, findet man den Bergmannsgruß gar nicht. Lediglich eine Beschreibung des Wortes Glück: „Ein seelisch gehobener Zustand, der sich aus der Erfüllung der Wünsche ergibt, die dem Menschen wesentlich sind…“. Kein Hinweis auf den Bergmannsgruß „Glück auf!“ Im einbändigen Meyers Lexikon von 1920 steht zumindest der Begriff „Glück auf!“ als Bergmannsgruß erklärt, das Wort Glück aber als eine „vollkommene innere Befriedigung“ beim „Besitz von Gütern“. Der Duden erklärt das „Glück auf“ als Bergmannsgruß. Die Schreibweise des Bergmannsgrußes ist so verschieden, wie man ihn nur schreiben kann. Selbst auf Fotos der Zeche „Glückauf“ in Dortmund sieht man, wie der Zechenname an den Gebäuden unterschiedlich in Stein gemeißelt ist. Weiterlesen

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Dorsten und Stadtteile als Familienname – Höhlenforscher Ingo Dorsten war schon mehrmals in Dorsten, obwohl er in Dorsten keine tiefergehende Höhle fand

Von Wolf Stegemann

3. Dezember 2020. – Namen von Städten und Stadtteilen kommen häufig auch in oder als Familiennamen vor. Vor allem bei adeligen und in jüdischen Familien, von deren Namen meist die Herkunft abzuleiten ist, wie bei Johann von Lembeck oder Salomon Oppenheimer. Wenn der seit der Corona-Krise bekannte Virus-Forscher Drosten sein “r” an der richtigen Stelle hätte, könnte er sich hier einreihen.

Ingo Dorsten in der„Herbstlabyrinth-Adventhöhle“ bei Breitscheid; Foto: privat

Der 44-Jährige Ingo Dorsten ist wohl einer der wenigen, die mit Familiennamen Dorsten heißen. Dorsten ist Energie- und Klimaschutzmanager im Lahn-Dill-Kreis. Sein ungewöhnliches Hobby treibt Dorsten in die Tiefe, denn er und seine Frau sind mittlerweile professionelle Höhlenforscher. Daher haben sie 2010 auch in einer Höhle geheiratet, wozu etliche bürokratische Hindernisse zu überwinden waren. Und es war die erste Tropfsteinhöhlen-Hochzeit in der viertgrößten Höhle Deutschlands. Die beiden Dorstens erforschten und erschlossen im Westerwald das Tropfstein-Höhlensystem „Herbstlabyrinth-Adventhöhle“ bei Breitscheid. Seit fast drei Jahrzehnten betreibt Dorsten nun sein Hobby. Das Magazin „stern“ schrieb 2014, dass Dorsten bereits in rund 200 Höhlen war, darunter auch in Höhlensystemen in Slowenien, Rumänien, Russland, USA und im Iran. Da er gerne Bergsteiger ist und im Norden geboren wurde, wo es keine Berge gibt, kamen Dorsten und seine Pfadfinderfreunde auf die Idee, in die Tiefe zu steigen, wo Dorsten später dann auch seine Frau kennenlernte. 2009 rettete Dorsten mit 100 anderen Helfern einen 46-jährigen Höhlenkameraden, der sich in schwieriger Position eingeklemmt hatte.
Dorsten ist Vorsitzender der Speläologischen Arbeitsgemeinschaft Hessen e. V. (SAH). Es gibt in der Bundesrepublik noch 88 andere Höhlen-Vereine, in denen rund 2500 Höhlenforscher organisiert sind. In Dorsten müsste Dorsten erst eine Höhle finden. Dann käme Dorsten sicherlich auch mal gerne nach Dorsten. Die Brotmannshöhle dürfte ihm vermutlich nicht tief genug sein.
„Aus unserer gesamten Sippe in Rheine, Gronau, Nordhorn“, so Ingo Dorsten 2020, „bin ich noch der einzige Dorsten, der den Namen weiterträgt. Alle anderen in meiner Generation sind weiblich. Auf unserem Sohn Moritz ruhen somit alle Hoffnungen… In Dorsten waren wir übrigens schon öfters. Eine sehr nette Stadt, auch ohne Höhlen!“ Weiterlesen

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Gedanken über fehlende städtische Kulturangebote in den Stadtteilen. Ein mit Kulturverantwortlichen im Rathaus diskutiertes Positionspapier – bislang ohne weitere Reaktion

Ortskern des Dorstener Stadtteils und Dorfes Rhade; Foto: Wikipedia

Gastbeitrag von Dirk Hartwich

26. November 2020. – Das städtische Kultur- und Weiterbildungsangebot in Dorsten ist vielfältig. Es deckt mit dem VHS-, dem Bücherei- und dem Theaterprogramm den Grundbedarf, angepasst den Mindestempfehlungen für Städte dieser Größenordnung, sicherlich ab. Kultur und (Weiter-)Bildung sind wichtige Standortfaktoren für eine Stadt. Erkenntnisse, die zwar nicht neu sind, aber an die immer wieder aktuell erinnert werden muss. Eine wichtige Ergänzung zum städtischen Kultur- und Weiterbildungsprogramm leisten u. a. unsere Vereine, Kirchen und Privatinitiativen. Hier soll aber vorrangig der städtische Beitrag behandelt werden. Und dieser ist aus meiner Sicht verbesserungswürdig. Was ist und was will Kultur? Einer, der bundesweit Kultur so definiert hat, dass er überall gehört und verstanden wurde, ist Hilmar Hoffmann (1925-2018). Ein Kulturpolitiker, der mit dem Bestseller „Kultur für alle“ (1979) überall Maßstäbe für die „Kulturmanager“ in den Städten gesetzt hat. Sie sind immer noch hochaktuell. Im Kulturausschuss der Stadt Dorsten spielten seine Anmerkungen und Anregungen zumindest in den Jahren zwischen 1975 und 1984 eine wesentliche Rolle. Im Klappentext des im S. Fischer-Verlag erschienenen Buches steht (Auszug): Weiterlesen

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Richard Hildebrandt – Dorstener Petrinum-Abiturient wurde als Kriegsverbrecher in Nürnberg verurteilt und in Polen gehenkt

Mörder in Uniform mit ihrem Chef Himmler (3.v.l.) im KZ Stutthof, das Richard Hildebrandt (vorne 1.v.l.) errichtet hatte

Von Wolf Stegemann

Vorbemerkung: Wir haben diesen Artikel bereits 2012 in diesem Online-Magazin veröffentlicht. Er stieß auf große Resonanz und immer noch wird dieser Artikel fast täglich gelesen. Mit Stand vom 20. November 2020  über 4969 Mal. Anlass, auf ihn aufmerksam zu machen, sind die Nürnberger Prozesse, die in diesen Tagen vor 75 Jahren begonnen haben. Einer, der in einem der Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt wurde, war Richard Hildebrandt, einst Schüler am Gymnasium Petrinum.

 „Lieber Richard! […]. Vor 5 Wochen ungefähr hatte ich die ersten von 600 an die Wand gestellt, seitdem haben wir bei einer Aufräumungsaktion etwa 2.000 umgelegt, bei einer vierten wieder etwa 1.000 und zwischendurch habe ich dann in den letzten 8 Tagen 2.000 Juden und 200 Zigeuner erschießen lassen […]. 2.200 fast nur Juden werden in den nächsten Tagen erschossen. Eine schöne Arbeit ist das nicht! Aber immerhin muss es sein, um einmal den Leuten klar zu machen, was es heißt, einen deutschen Soldaten überhaupt nur anzugreifen und zum andern löst sich die Judenfrage auf die Weise am schnellsten. […] Ich bin mit den herzlichsten Grüßen an Deine liebe Frau und die Kinder, besonders aber an Dich mit Heil Hitler wie stets Dein getreuer Harald.“ – (Staatsrat und SS-Gruppenführer Dr. Harald Turner 1941 an Richard Hildebrandt) Weiterlesen

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Am Volkstrauertag wurde früher patriotisch der Helden in den Gräbern oder an Ehrenmalen gedacht, auf die man stolz war – heute wird an sie als Opfer gedacht, das Ritual blieb

Volkstrauertag 2009 in Holsterhausen

Von Wolf Stegemann

12. November 2020. – Aus dem Heldengedenktag der Nationalsozialisten entwickelte sich nach dem Krieg der Volkstrauertag. Seit 1952 ist er ein nationaler Trauertag zum Gedenken an die Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus, jeweils am 1. Sonntag vor dem 1. Advent. In Dorsten ist die Stadt offizieller Veranstalter dieser Feiern, Ausrichter jeweils ein Verein (meist Schützenverein) zusammen mit anderen Gruppierungen und den Kirchen in den Stadtteilen (Gottesdienst, Marsch zu den Kriegergedächtnisstätten, Rede). Weiterlesen

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Der 9. November – „Schicksalstag der Deutschen“ und ein Tag des Verbrechens, an dem 1938 Dorstener die jüdische Synagoge zerstörten – somit auch ein Tag der Erinnerung

Ehemalige Synagoge in der Wiesenstraße 24 (helles Haus rechts hinten)

Von Wolf Stegemann

7. November 2020. – Der 9. November wird in den Medien und auch von Historikern immer wieder als „Schicksalstag der Deutschen“ bezeichnet. Denn viele wichtige Ereignisse der europäischen und deutschen Geschichte sind mit dem 9. November der Jahre untrennbar verbunden: An diesem Tag, nach dem französischen Revolutionskalender der 18. Brumaire, begann 1799 die Alleinherrschaft Napoleons, der bekanntermaßen Europa mit Krieg überzog. Rund 50 Jahre später, am 9. November 1848, wurde in Wien das Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung Robert Blum von Angehörigen konterrevolutionärer Truppen erschossen. „Ich sterbe für die Freiheit“, lauteten seine letzten Worte. Das Ereignis markierte den Anfang vom Ende der so genannten Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes. Zehn Jahre nach der Erschießung Blums wurde in über 400 deutschen und vielen nicht-deutschen Städten vom 8. bis zum 10. November 1859 der 100. Geburtstag des „Freiheitsdichters“ Friedrich Schiller gefeiert. Die Schillerfeiern vom November 1859 markieren zugleich das Ende der Reaktionszeit, die der Revolution von 1848/49 folgte. Auch das Ende der „Oktoberrevolution“ 1917 fiel nach dem Gregorianischen Kalender auf den 9. November: An diesem Tag bildeten die bolschewistischen Revolutionäre unter Lenin die Regierung der Volkskommissare. Schicksalstage waren in Deutschland der 9. November der Jahre 1918, 1923, 1938, 1939 und 1989 (sie unten). Doch nicht die Schicksale knüpften die Fäden unserer Geschichte, sondern Menschen. In der jahrhundertelangen Geschichte der Stadt Dorsten fand am 9. November 1938 ein reichsweites Ereignis statt, dass uns allen in Erinnerung bleiben sollte als eine Mahnung, die davon zeugt, wozu Menschen auch in einer Kleinstadt wie Dorsten fähig sind. Daher ist das Erinnern nach wie vor wichtig. Am Montag (9. November 2020) wird der Garten im Museum mit dem Gedenkstein aber von 15 bis 18 Uhr für alle offen sein für einen individuellen Moment des Gedenkens. Um der jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung auch in unserer Stadt angemessen zu gedenken, wird das Jüdische Museum Westfalen, in Zusammenarbeit mit der Stadt Dorsten, eine Plakataktion veranstalten, die der vielen Opfer des Nationalsozialismus in Dorsten erinnern.

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66 Jahre Stadtbibliothek in Dorsten, davon 40 Jahre im Kultur- und Bildungszentrum Maria Lindenhof: Sprach- und Leseförderung, Recherche- und Medienkompetenz, sozialer Treffpunkt

31. Oktober 1980: Wiedereröffnung der Stadtbibliothek im neuen Bildungszentrum; Foto: Stadt-Archiv

Von Wolf Stegemann

29. Oktober 2020. – In diesen Tagen vor 40 Jahren, genau am 31. Oktober 1980, versammelte sich Dorstens Rathaus-Hautevolee (zahlenmäßig nicht wörtlich nehmen) im neu erbauten Kultur- und Bildungszentrum Maria Lindenhof – siehe obiges Foto. Darauf zu sehen sind u. a. Stadtdirektor Dr. Karl-Christian Zahn, Bürgermeister Hans Lampen (CDU), Hans Fabian (SPD), der Architekt des neuen Bildungszentrums Manfred Ludes, Stadtrat Josef Vrenegor (CDU), Landtagsabgeordneter Werner Kirstein (CDU), Ratsherr Jakob Klauck (SPD),  Stadtarchivar Paul Fiege sowie – etwas abseits – Herbert Stöckle, den langjährigen Bibliotheksleiter. Die Stadtbibliothek ist allerdings älter als das Gebäude, in dem sie seit 40 Jahren untergebracht ist. Ein Rückblick. Weiterlesen

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Was wird aus dem Mercaden? Die Vermietung der leer stehenden Flächen kommt nicht voran. Und die Revitalisierung des „Marler Stern“ könnte das endgültige Scheitern des Dorstener Einkaufszentrums bedeuten

Das Mercaden im Eröffnungsjahr 2016

Von Helmut Frenzel

22. Oktober 1010. – Es ist bald fünf Jahre her, dass das neue Einkaufszentrum am Lippetor seine Pforten öffnete. Seither ist das Mercaden nicht aus dem Krisenmodus herausgekommen. Schon Ende 2017 musste der Projektentwickler Herbert Krämer das Center Management abgeben, das er seit der Eröffnung im März 2016 inne hatte. Der Investor, die Hessisch-Thüringische Landesbank, traute ihm nicht mehr zu, das Projekt zum Erfolg zu führen. Das Einkaufszentrum war schon mit erheblichen Leerständen gestartet. Wenige Monate später hatten die ersten Geschäfte das Handtuch geworfen und 2017 setzte der Exodus sich fort. Als Koprian iQ 2018 das Center Management übernahm, war die untere Ladenstraße von Leerständen geprägt und auch auf der oberen Ebene gab es Lücken. Der Wechsel zu Koprian war zweifellos von der Erwartung getragen, dass das neue Center Management das Problem lösen und das Mercaden zum Erfolg führen werde. Koprian ließ sich ein Jahr Zeit für die Ausarbeitung eines Maßnahmenplans zur baulichen und gestalterischen Aufwertung der „Mall“. Dafür machte Koprian noch einmal sechs Millionen Euro beim Investor locker. Bei der Vorstellung der Maßnahmen im März 2019 sagte Helmut Koprian, die geplanten baulichen Veränderungen würden die Aufenthaltsqualität wesentlich verbessern und warnte zugleich: er könne nicht garantieren, dass damit das Problem mit den Leerständen erledigt sei. Mit beidem hat er recht behalten. Weiterlesen

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„Eltern bleiben nach der Trennung – Was Ex-Partner für sich und ihre Kinder wissen sollten“ – Das Buch der Dorstener Gerichtspsychologin Marianne Nolde könnte Bestseller werden

Von Wolf Stegemann

Oktober 2020. – Geboren 1955 in Dorsten, Diplom-Psychologin bzw. Fachpsychologin für Rechtspsychologie, Sachverständige im Familienrecht, wohnhaft im Borken. – Ihr 2020 im Knaur-Verlag erschienenes Buch „Eltern bleiben nach der Trennung – Was Ex-Partner für sich und ihre Kinder wissen sollten“ macht Furore. Das Buch wurde überregional in Zeitun-gen und Zeitschriften rezensiert, gelobt und als „Mutmach-Buch für Trennungseltern von einer erfahrenen Familienpsychologin“ empfohlen. „Kompetenter Rat, verständnisvoll und persönlich im Ton.“ Rundfunkanstalten berichteten, auch der Schweizer Rundfunk brachte ein Interview mit der Autorin. Offensichtlich hat sie damit ein Thema angesprochen, das immer wieder und ganz persönlich Familien und Beteiligte im Kern trifft. Auf 190 Seiten hilft Marianne Nolde den Eltern mit Ratschlägen, damit deren Kinder den Sorgerechts-streit und die Folgen möglichst gut überstehen. Marianne Nolde schrieb das Buch in einem persönlichen gehaltenen Stil. Leicht, mitunter humorvoll, vermittelt dennoch gleichzeitig Fachwissen. Es enthält die Essenz ihrer aus 36 Jahren gesammelten Erfahrung als Ge-richtspsychologin und auch der Scheidung der eigenen Ehe mit Kindern. „Es soll Eltern ermutigen und sie dabei unterstützen, ihren ganz individuellen – und möglichst gütlichen – Weg aus der Trennungskrise zu finden“, sagte sie. „Ich würde mich freuen, wenn dadurch der eine oder andere ,Rosenkrieg’ im Vorfeld verhindert werden kann. Mein Anliegen ist es, dass möglichst viele Kinder auch nach der Trennung beide Eltern lieben dürfen und sie als Bindungspersonen behalten.“ Weiterlesen

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Zurückgeblättert: Grundsteinlegung der ersten Altendorfer Kirche am 10. Oktober 1937 – Kirchbaugeld für die NSDAP-Kasse? – Mit einer Drohung kamen die Altendorfer zu ihrer Kirche

Die einst katholische Kirche gehört heute zur evangelischen Gemeinde

Von Wolf Stegemann

9. Oktober 2020. – »Alles, was das Seelenheil meiner Pfarrkinder fördern kann, ist mir nicht nur heilige Pflicht, sondern auch wahre Herzensangele­genheit.« So sprach Ludwig Heming, Pfarrer von St. Agatha, als er bei »seinen lieben Pfarrkindern« Anfang Februar 1934 in Altendorf-Ulfkotte weilte. In dieser Versammlung in der Wirtschaft Kremerskothen gab er seine Genehmigung zum Kirchenbau in Altendorf-Ulfkotte. Die Altendorfer Bauern hatten dabei massiv nachgeholfen: Sie drohten, die Kirchbau-Kasse des Kirchbauvereins der NSDAP zu übergeben, wenn nicht in kürzester Zeit die Baugenehmigung erteilt würde. Die Dro­hung hatte Wirkung. Dem Kirchbauverein gehörte nämlich als zweiter Vorsitzender der Ortsbauernführer, Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter Wilhelm Schulte-Hemming (Foto, re.) an. »Der Kapellenbau in Altendorf-Ulfkotte wird nur dann zustandekommen«, so redete der Pfarrer auf seine »Abtrünnigen« ein, »wenn Einigkeit in der Gemeinde herrscht. Einigkeit macht stark! Alle Sonderinteres­sen müssen zurückgestellt werden, keiner darf sich bei den Sammlungen ausschließen (…) An Gottes Segen ist alles gelegen.« Zugleich wählte man in den Vorstand des Kirchbauvereins: Bauer Felix Breil (1. Vorsitzender), Ortsbauernführer und NSDAP-Ortsgruppenleiter Willi Schulte-Hemming (Stellvertreter), Hauptlehrer Felix Jaworski (Schriftführer) und Franz Fahne­brock jr. (Kassierer). Weiterlesen

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Das Ergebnis der Ratswahlen weckt Hoffnungen auf eine Wiederbelebung der kommunalen Demokratie in Dorsten. Das ist auch im Interesse der gedemütigten Ratsparteien

Dorstener Rathaus – hier wird Politik gemacht; Foto: H. Frenzel

Analyse von Helmut Frenzel

2. Oktober 2020. – Das Ergebnis der Kommunalwahl am 13. September 2020 hat die politische Landschaft in Dorsten verändert. Die CDU hat mit 53 Prozent die absolute Mehrheit der Stimmen errungen, sechs Prozentpunkte mehr als 2014. Im Rat der Stadt hält sie künftig 23 der 44 Sitze und kann ihre Vorhaben und die des Bürgermeisters anders als bisher ohne die Unterstützung anderer Parteien umsetzen. Dieser Wahlerfolg ist durchaus bemerkenswert. Zuletzt erreichte die CDU 2004 die absolute Mehrheit mit 51 Prozent und 1999 mit 53 Prozent und davor in den 1970er Jahren. Nun also kann die CDU, die zugleich den Bürgermeister stellt, allein regieren. Von den anderen Parteien, die schon im letzten Rat vertreten waren, konnten sich nur die Grünen verbessern. Ihr Stimmenanteil verdoppelte sich auf 14 Prozent. Damit sind die Grünen auf dem besten Weg, die SPD als zweitstärkste Ratsfraktion demnächst abzulösen. Demgegenüber wurden die FDP und Die Linke pulverisiert. Ihr Stimmenanteil halbierte sich nahezu auf unter drei Prozent. Sie stellen noch je ein Ratsmitglied und haben damit ihren bisherigen Fraktionsstatus verloren. Das bedeutet, dass sie künftig kaum noch Einfluss haben. Am härtesten traf es die SPD. Sie verlor ganze 16 Prozentpunkte gegenüber 2014; ihr Stimmenanteil schrumpfte von 34 Prozent auf nur noch 18 Prozent. Von ihren bisherigen 15 Sitzen behält sie noch acht. In der Vergangenheit bildete sie dank ihrer Stärke ein Gegengewicht zur CDU-Fraktion. Davon kann jetzt kaum noch die Rede sein. Weiterlesen

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Er war einmal und ist nicht mehr … und wird’s kaum wieder werden!

Tisas Marktbrunnen wie er einmal war! Im Oktober 1996; Foto: Holger Steffe (DZ)

21. September 2020 / W. St. – Brunnen gehören zur architektonischen Idylle und Gemütlichkeit einer Stadt. So auch der inzwischen verschwundene Tisa-Brunnen auf dem Marktplatz (obiges Bild). Mit dem vorherigen Bürgermeister fing es an, Brunnen in der Stadt aus diesen oder jenen Gründen „einzustampfen“, was der aktuell amtierende Bürgermeister nun mit dem Tisa-Brunnen fortsetzt – nach dem Motto: Erst mal weg, dann seh’n wir mal! Darüber wurde in den Medien schon viel veröffentlicht – auch die Stimmen aus der Bevölkerung, die mehrheitlich den Brunnen wieder aufgebaut wissen wollen. Bürgermeister und Politik stimmten dem schon im Sommer zu und versprachen eine Beteiligung der Bürger. Bleibt abzuwarten, wie Ausschüsse und Rat entscheiden. Ob sie beim Beschluss vom Juni bleiben, dort wieder einen Brunnen aufzubauen und damit irgendwie die Erinnerung an die Künstlerin Tisa von der Schulenburg (Sr. Paula) wach zu halten. Bleibt zu hoffen, dass nicht eine wie immer aussehende Steinkiste aufgestellt wird und die originalen Brunnentafeln nicht irgendwo in Hervest verkümmern. Da die künstlerisch gestalteten Tafeln verrottet sind, sollten davon originalgetreue Repliken angefertigt werden und der Brunnen mit diesen Repliken so gestaltet werden, wie er war. Also eine originalgetreue Nachbildung. Das ist die Stadt der Künstlerin schuldig, die die Tafeln nicht geschaffen hat, um an irgendeiner Wand zu hängen, sondern ganz speziell für diesen Brunnen. Nur in dieser Verbindung ist und bleibt der Brunnen ein Kunstwerk von Sr. Paula. Es wäre beschämend, wenn die Stadt eine andere Entscheidung träfe. Die Stadt hatte Tisa von der Schulenburg zu ihrer Ehrenbürgerin erhoben, sie hofiert und stets geehrt und sich mit Stolz in deren überregionaler und sogar internationaler Verehrung als Stadt gesonnt, wie beispielsweise bei ihrer in den 1980er-Jahren durchgeführten Ausstellung im Rat der Gemeinden Europas in Straßburg. Eine hochrangige städtische Delegation fuhr hin und der Dorstener Bürgermeister hielt vor internationalen Politikern die Lobrede auf die Dorstener Künstlerin – und, der Schreiber dieser Zeilen war dabei, unter den ausgestellten Bildern war auch dieser Dorstener Brunnen. Und heute? Der Bürgermeister überschlägt sich in der Brunnendiskussion vor Lobeshymnen auf Tisa von der Schulenburg und zieht dennoch öffentlich in Erwägung, den Brunnen anders gestalten zu lassen – natürlich wieder mit Beteiligung der Bürger. Man darf gespannt sein. Erstens, wie das geht und zweitens, was herauskommt!

Zeichnung von Tisa von der Schulenbrg aus den 1960er-Jahren

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Das Stadtbild der Innenstadt wird immer mehr von der Außenwerbung der Geschäfte geprägt. Es fehlt oft die Liebe zum Detail, was die Stadt liebens- und lebenswerter machen würde

“Hotel Post” am Markt in den 1920er-Jahren

Von Wolf Stegemann

10. September 2020. – Nicht viel Glück hatten Rat und Verwaltung bislang mit der Verabschiedung einer Gestaltungs- bzw. Werbeanlagensatzung, mit der das Stadt- und Straßenbild mit überdimensionalen, bunten Werbeanlagen nicht weiter dominiert werden sollte. 1985 kamen sich Stadtverwaltung und Kaufleute im Bestreben, die Altstadt von unpassenden Werbeanlagen zu befreien und neue nicht mehr zuzulassen, ziemlich nahe. Ein Sprecher der Kaufmannschaft zu dem Vorhaben der Stadt: „Wir sitzen mit Ihnen gerne in einem Boot!“ Als es allerdings darum ging, das Boot zu betreten, d. h. Kaufleute ihre Werbeanlagen reduzieren sollten, ohne dass die Stadt dafür bezahlte, war der Konsens zwischen Stadt und Kaufmannschaft wieder aufgehoben und eine Außenwerbungssatzung bis heute trotz geltender Gestaltungssatzung nicht durchsetzbar. Die Präambel der Gestaltungssatzung gibt Auskunft über deren Sinn: Weiterlesen

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Zehn Gebote des Bürgermeisters: Die „Dorstener Erklärung“ sollte ein Manifest gegen rechts werden – das wurde sie nicht! Der Begriff Demokratie weckt nicht erfüllte Erwartungen

Hinweis auf die “Dorstener Erklärung” am Alten Rathaus 2018/19

Kritischer Blick auf das Papier, von Helmut Frenzel

4. Sept. 2020 – Die Sitzung des Rates am Mittwoch dieser Woche hatte es in sich. Unter Punkt eins der Tagesordnung ging es um die Verabschiedung der sogenannten „Dorstener Erklärung“ zu Menschenwürde, Demokratie und Respekt, einem Lieblingsprojekt des Bürgermeisters Tobias Stockhoff. Er hatte 2018 das Projekt erfunden und auch den Titel vorgegeben. Die Bürger wurden eingeladen, sich zu beteiligen, die Leitung übernahm ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Herausgekommen sind 10 Punkte, wobei die Zahl 10 bestimmt nicht ohne Absicht Assoziationen weckt. Die Punkte kommen zwar nicht als Gebote daher, doch ist der unterschwellige Ton der Selbstverpflichtung nicht zu überhören. Das ist ganz nach dem Geschmack des Bürgermeisters und trägt unzweifelhaft seine Handschrift. Der Rat nahm die Erklärung mit den Stimmen aller Mitglieder an und nun soll sie den Bürgern vorgelegt werden verbunden mit der Einladung, sich durch Unterschrift hinter sie zu stellen. Weiterlesen

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Meinungen über die neue städtische Kindertagesstätte in Holsterhausen: Für Kinder ein dunkles bunkerähnliches Gebilde – Passanten schütteln nur den Kopf

Front der Kindertagesstätte an der Breslauer Straße (27. August); Fotos (2): Stegemann

Eigene und wiedergegebene Meinungsäußerungen von Wolf Stegemann

1. September 2020. – Die „Dorstener Zeitung“ veröffentlicht derzeit die Ergebnisse ihrer Online-Umfragen, inwieweit die Leser der Zeitung zufrieden sind mit der Arbeit der Stadtverwaltung in den unterschiedlichen Bereichen. Mehrheitlich positiv regierten Leser jetzt zum Thema Kindertagesstätten (Kitas). Rund 10 Prozent sind mit den Betreuungsangeboten voll und ganz zufrieden, die weiteren Prozente teilen sich auf in eingeschränkte bis zur vollständigen Ablehnung (7 Prozent). Auf den fehlenden Bedarf an Kitas reagierte die Stadt schon im letzten Jahr mit dem Bau von vier Kindertagesstätten in Wulfen-Barkenberg, Hervest, auf der Hardt und in Holsterhausen. Weiterlesen

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Das Verwirrspiel um die wirtschaftliche Lage der Stadt geht 2020 weiter. Jetzt muss wegen der Corona-Belastung gespart werden. Der Bürger guckt in die Röhre

Im Rathaus wird die Finanzpolitik ausgedacht und gemacht; Foto: Helmut Frenzel

Von Helmut Frenzel

27. August 2020. – Die Corona-Pandemie hinterlässt in den öffentlichen Haushalten tiefe Spuren. Infolge der Wirtschaftskrise sinken die Steuereinnahmen, zugleich steigen die Ausgaben für Hilfsprogramme, die den Untergang ganzer Wirtschaftszweige verhindern sollen. Das trifft in erster Linie Bund und Länder, aber auch die Kommunen sind betroffen. Mit ihren Anteilen an Umsatz- und Einkommensteuer und den Schlüsselzuweisungen des Landes hängen sie an denselben Finanzquellen. Das trifft Städte und Gemeinden hart, weil damit der Haushaltsausgleich auf dem Spiel stehen kann, und besonders hart diejenigen, die kurz vor dem Abschluss der Haushaltssanierung stehen. Grundlage dafür war das Stärkungspaktgesetz des Landes NRW. In einem auf zehn Jahre angelegten Sanierungsprozess sollten die betroffenen Gemeinden in die Lage versetzt werden, ihren jährlichen Haushalt wieder aus eigener Kraft auszugleichen. 2021 wäre das letzte Jahr in dieser Reihe. Dorsten war eine der „Stärkungspakt-Gemeinden“ und erreicht unter dem Diktat des Gesetzes das Ziel des Haushaltsausgleichs – jedenfalls geht es so aus dem Doppelhaushalt 2020/21 hervor.

Entgegen anders lautenden Behauptungen haben die Bürger den Haushalt saniert – mit ihren Steuern und Abgaben, die sich am oberen Anschlag des Machbaren oder Zulässigen bewegen, aber auch mit dem erzwungenen Verzicht auf städtische Leistungen, zum Beispiel im Bereich der Infrastruktur oder anderen kommunalen Leistungen. Sie können erwarten, dass mit dem Ende der Haushaltssanierung die Stadt eine Haushaltspolitik verfolgt, der einen Weg zurück zu „normalen“ Verhältnissen auch im Hinblick auf Steuersätze und Abgaben vorzeichnet. Dabei wird es allem Anschein nach darum gehen, ob und in welchem Ausmaß die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise eine Rolle spielen.

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Vor 50 Jahren, am 25. August 1970, drehten der NDR und die BBC in Wulfen einen Film und verglichen die Planungen und Probleme der beiden „Neue Städten“: das hiesige Barkenberg mit dem englischen Runcorn

Metastadt in Barkenberg, um 1975, inzwischen abgerissen

Von Wolf Stegemann

24. August 2020. – Die Barkenberger mochten erstaunt gewesen sein, als sie am 25. August 1970, also am Dienstag vor genau 50 Jahren, zwei Kamerateams in den Straßen und Wohnanlagen der „Neuen Stadt“ Barkenberg filmen sahen. Die einen sprachen Deutsch und waren vom Norddeutschen Rundfunk Hamburg (NDR), das andere Team kam von der britischen TV- und Rundfunkanstalt BBC in London. Die beiden Teams filmten dann auch im englischen Runcorn, etwa zehn Kilometer vom Liverpool entfernt, weil dort zeitgleich mit ähnlichen Problemen eine „Neue Stadt“ gebaut wurde. Beide Stadtplanungen, die von Barkenberg und die von Runcorn, wurden in dem Film verglichen. Das Thema war damals wohl so aktuell, dass der NDR-Journalist Volker Petzold 1972 über die Vergleiche im rororo tele-Verlag ein Taschenbuch mit dem Titel „Modelle für morgen – Probleme von Städtebau und Umweltplanung“ herausgab, in dem er zwei „Neue Städte“ beschrieb, eben Wulfen-Barkenberg und die „Neue Stadt“ Runcorn in England. Weitere acht Beschreibungen berichten von „neuen Regionen“ (Alsfeld/Hessen, Lambeth in Groß-London, Grafschaft Durham in England) sowie von neu entwickelten Erholungslandschaften inmitten ausgedehnter Industriegebiete (im Ruhrgebiet, rheinischen Braunkohlenrevier, im Nordosten von Groß-London).

Volker Petzold, Regisseur und Journalist beim NDR: „An allen diesen Beispielen zeigt sich die Notwendigkeit, die Planung nicht allein einer zuständigen Obrigkeit anzuvertrauen, sondern die betroffene Bevölkerung an den Überlegungen zu beteiligen.“ In dem NDR/BBC-Film werden die Planungen in Barkenberg 1970 als kinderfreundlich, die wabenförmige Verkehrsverbindung als vortrefflich und der soziale Wohnungsbau als vielfältig dargestellt. Allerdings galt der Wohnungsbau als Hauptproblem. Denn nach staatlicher Maßgabe war Barkenberg fast ausschließlich im sozialen Wohnungsbau zu errichten. „Umso erfreulicher die Vielfalt.“ Weiterlesen

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Brunnen-Debatte (IV): Leserbriefe an die „Dorstener Zeitung“ – die darin fast durchgängig harsche Kritik an der Verwaltung und Politik sollte hellhörig machen

15. Juli 2020 / W. St. – Das Entfernen des Tisa-Brunnens am Markt durch die Verantwortlichen im Rathaus – wir berichteten darüber – hat bei der Dorstener Lokalzeitung einen Ansturm an Leserbriefen ausgelöst mit einer vorher nicht dagewesenen heftigen Kritik. Wir haben die Leserbriefe an die „Dorstener Zeitung“ zusammengestellt, damit sich unsere Leser/innen ein zusammenhängendes Bild über die Meinungen der DZ-Leserbrief-Schreiber machen können. Leserbriefe schreiben, sie veröffentlichen und lesen, ist – so die Medienforscher – eine professionelle Form der Kommunikation. Leserbriefe, die es in der Geschichte des Journalismus seit dem 18. Jahrhundert gibt, können aber noch mehr: Sie rücken wichtige Themen ins öffentliche Bewusstsein. Von Theo Sommer, Historiker und Publizist, früherer Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, stammt die Aussage: „Die Presse spiegelt in Leitartikeln und Leserbriefen zugleich die Stimmung des Menschen wider.“ Im Falle des Tisa-Brunnens sollten auch die Lokalpolitiker auf diese Stimmung hören. Weiterlesen

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Brunnen-Debatte III: Die Inschriften dokumentieren die Geschichte der Stadt. Doch der Zahn der Zeit nagte am Brunnen, so dass die Texte kaum noch zu lesen waren. Aber hier!

Abbau des Tisa-Brunnens 2020; Foto: DZ entnommen

Von Wolf Stegemann

Um den Tisa-Brunnen am Marktplatz, den die Stadt entfernen ließ, entstand vor Wochen eine öffentlich hart geführte Debatte über den Sinn dieses Brunnenkunstwerks der Dorstener Künstlerin Tisa von der Schulenburg (Foto), die als S. Paula im Ursulinenkloster lebte. Die Meinung der Verwaltung und Politik, den Brunnen nicht als ganzheitliches Kunstwerk zu sehen und es daher auseinanderzunehmen, stieß auf großen Widerstand in der Bevölkerung und auch von Kunstkennern, nicht aber beim Kunstbeirat der Stadt und im Stadtrat. Doch die anhaltende Kritik auch am Kunstverstand der Gremien in diesem Falle wird die Lokalpolitiker hoffentlich zur Einsicht bringen, den Brunnen, der in den 60 Jahren seines Bestehens am Ende einer umfassenden Restaurierung bedarf, wieder aufzustellen. Zu hoffen ist aus Sicht der meisten Dorstener, die sich geäußert haben, dass zumindest eine Replik des originalen Tisa-Brunnens wieder aufgestellt wird.
Immer wieder tauchte in den Debatten der Hinweis auf, dass der Brunnen über die Geschichte der Stadt und ihrer Menschen berichtet. Doch lesbar waren etliche Texte wegen seines Verfalls kaum noch. Daher veröffentlichen wir hier die Texte von Sr. Paula, die, in Stein graviert zusammen mit bildnerischen Darstellungen den Brunnen zum Kunstwerk machen. Die auf dem Brunnenrand in Beton eingeritzten chronologisch angeordneten Texte sind hier in der originalen Schreibweise mit Punkt, Komma und Abkürzungen wiedergegeben. Wie der gesamte Brunnen, so ist auch in den Texten als Ganzes Sr. Paulas „Handschrift“ erkennbar, ihr Denken und ihr Fühlen für die Stadt, in der sie 51 Jahre lang lebte. Das kommt besonders in den Texten über die Zeit des Nationalsozialismus, über den Widerstand und den Wiederaufbau danach zum Ausdruck. Dazu äußerte sich Sr. Paula 1963: Weiterlesen

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Stadtfinanzen 2019: Ein Blick in die Berichtsvorlage der Stadt bringt einen Spekulationsverlust in Millionenhöhe zutage. Der Stadtkämmerer schweigt dazu

Dorstener Rathaus. Hier wurde auch mit Millionensummen spekuliert; Foto: Frenzel Rathaus

Von Helmut Frenzel

3. Juli 2020. – In der letzten Sitzung des Rates vor den Sommerferien Mitte Juni hatte Stadtkämmerer Hubert Große-Ruiken seinen großen Auftritt. Er konnte für das Haushaltsjahr 2019 das seit Menschengedenken beste Jahresergebnis der Stadt Dorsten verkünden. Anlass war der Sanierungsbericht an die Bezirksregierung, dem in Kürze der förmliche Jahresabschluss folgt. Der Stadtkämmerer sprach mehrmals von einem „sehr guten Ergebnis“, den gefeierten Überschuss selbst bezifferte er nicht. Das entspricht den Üblichkeiten im Dorstener Stadtrat. Die Haushaltspläne werden öffentlich zelebriert, zumeist mit der Drohung, dass der Haushaltsausgleich mal wieder gefährdet sei und man unbedingt noch Sparpotentiale mobilisieren müsse. Das Ergebnis, das nach Ablauf eines Jahres festgestellt wird, ist dagegen nicht der Rede wert, insbesondere nicht der öffentlichen Rede. Das scheint ja auch nicht nötig, denn in der Berichtsvorlage wird das Ergebnis ausführlich behandelt und sie kann jeder im Rats- und Informationssystem der Stadt aufrufen und sich informieren. Für diejenigen, die das nicht tun, nennen wir den Überschuss hier: er beträgt 10,6 Millionen Euro. Aber dass im Rat ein glänzendes Ergebnis wie das von 2019 mit einem solchen kaum zu überbietenden Desinteresse behandelt wird, gibt schon zu denken. Auch in der lokalen Presse kein Wort darüber. Weiterlesen

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Brunnen-Debatte II: Sr. Paula sah in dem Objekt stets eine Ganzheit von Brunnen und Kunst. Darüber gibt es Dokumente. Rat und Kunstbeirat sehen das offensichtlich nicht so

Von Wolf Stegemann – teils kommentierend

25. Juni 2020. – Der Rat der Stadt Dorsten verabschiedete am 24. Juni den 14. Punkt der Tagesordnung. Bürgermeister Tobias Stockhoff  leitete die Debatte mit den Worten ein, dass jetzt ein „hochspannender Punkt“ behandelt werde – der Tisa-Brunnen. Doch spannend waren weder die weiteren Einlassungen des Bürgermeisters noch die Beiträge der Fraktionsvorsitzenden, über die hier wenig berichtet werden kann. Denn wer mit umgeschnallter Maske am Mikrofon und nicht ins Mikrofon sprach, der war zumindest in den hinteren Rängen der Petrinum-Aula kaum oder gar nicht zu verstehen. Genauso spannungslos war auch das einstimmige Abstimmungsergebnis des Beschlussvorschlags der Fraktionsvorsitzenden: Die „Originalkunstwerke“ des Brunnens werden gesichert und der Öffentlichkeit (irgendwo) zugängliche gemacht. Mit dem Nachfolgebrunnen soll die „Wertschätzung“ von Tisa von der Schulenburg (Sr. Paula) zum Ausdruck kommen. Ins Gespräch brachte der Bürgermeister dabei die Geschwister-Scholl-Säule an der gleichnamigen Schule. Wie das allerdings gemeint war, ließ er offen, ebenso in der nachgereichten schriftlichen Presseerklärung. Es fragte auch keiner danach. Doch soll an allen Vorhaben bezüglich des Brunnens die Bevölkerung mitwirken. An der bisherigen Mitwirkung und über die medialen Veröffentlichungen übte der Bürgermeister Kritik: In der wie erwartet emotional geführten öffentlichen Diskussion um die Zukunft des Tisa-Brunnens auf dem Marktplatz hätten einige Argumentationsstränge den ursprünglich sehr sachlichen und konstruktiven Kurs verlassen. So hätte sich der – falsche! – Eindruck verfestigt, die Stadt Dorsten betreibe den dauerhaften Abbau des Kunstwerks. Soweit zur Ratssitzung und deren Beschluss. Weiterlesen

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Brunnen-Debatte I: Verwaltung und Rat der Stadt fehlt offensichtlich der Sinn für Kunst im öffentlichen Raum und für das Wohlbefinden der Bewohner. – System?

Sr. Paula an ihrem zeitweise bepflanzten Brunnen

Von Wolf Stegemann

21. Juni 2020. – Schon lange nicht mehr hat ein Thema die Dorstener so beschäftigt und größtenteils auch erzürnt wie der nicht gerade freundliche Umgang der Stadtverwaltung und auch der Lokalpolitik mit dem Thema Brunnen. So wie „die im Rathaus“ darüber sprechen und dann handeln, meist widersprüchlich, mutet befremdlich und bürgerfern an. Und das ist es auch. Viele Bürger lassen ihren Unmut in Leserbriefen in der „Dorstener Zeitung“ aus. Aktuell geht es um den Verbleib des bekannten Tisa-Brunnens am Marktplatz. Er steht dort seit 1962. Die in Beton geformten Tafeln rund um das Brunnengehäuse erzählen die jahrhundertealte Geschichte der Stadt in Bildern und Eingravierungen. Für den Marktplatz hatte ihn die Künstlerin Tisa von der Schulenburg (Sr. Paula) geschaffen. Dafür hat ihn die Stadt auch als Spende der Sparkasse angenommen. Nach 58 Jahren muss der Brunnen nun restauriert werden, wie wohl jedes Denkmal dieser Art nach einer gewissen Zeit. Doch die Stadt tut sich damit schwer. Nicht etwa, weil kein Geld vorhanden wäre. Denn davon kann nach einem Haushaltsüberschuss im vergangenen Jahr in zweistelliger Millionenhöhe, der zudem zu 95 Prozent ungeplant war, gewiss nicht die Rede sein. Bürgermeister und Verwaltung fehlt offenbar der Sinn für die Rolle von Brunnen für die Aufenthaltsqualität in der Stadt. Das haben die Betreiber des Mercaden besser verstanden. Sie werden das ums Überleben ringende Einkaufszentrum demnächst um einen Brunnen bereichern – ja, mit einem Brunnen! Weiterlesen

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Spekulationsverlust verhagelt Jahresergebnis 2019 der Stadt Dorsten. Jetzt befasst sich der Haupt- und Finanzausschuss mit der Berichtsvorlage – ohne den vorgeschriebenen Abschlussbericht des Bürgermeisters

Dorstener Rathaus. Hier wird über die Stadtfinanzen bestimmt; Foto: Frenzel Rathaus

Von Helmut Frenzel

4. Juni 2020. – Am Mittwoch nächster Woche findet eine Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses statt. Auf der Tagesordnung steht unter anderem der Bericht der Verwaltung an die Kommunalaufsicht zum Stichtag 15. April 2020. In der Vorlage der Verwaltung ist zu lesen, dass die Bezirksregierung den Kommunen für das laufende Jahr Erleichterungen bezüglich ihrer Berichtspflichten zum Fortgang der Haushaltssanierung eingeräumt hat. Die regulären Berichte zum Ende des ersten und des zweiten Quartals 2020 entfallen. Einen Bericht über den Stand der Haushaltskonsolidierung soll es erst wieder zum Stichtag 30. September dieses Jahres geben. Das bedeutet, dass der Rat und die Bürger voraussichtlich erst im November einen Überblick über die Haushaltslage ihrer Stadt bekommen werden. Als Grund wird die Corona-Krise angeführt. Tatsächlich ist unübersehbar, dass das zeitweilige Herunter- und langsame Wiederhochfahren der Wirtschaft erhebliche Auswirkungen auf den Haushalt der Städte und Gemeinden hat. Während krisenbedingte Mehraufwendungen sich relativ rasch im Zahlenwerk niederschlagen dürften, werden sich Einnahmenausfälle, vor allem bei den Steuern und den Schlüsselzuweisungen, erst mit Verzögerung einstellen. Dasselbe gilt für die Finanzhilfen für die Kommunen, die aktuell beschlossen wurden. Die Ergebnissituation der Kommunen könnte deswegen für geraume Zeit recht unübersichtlich sein. Ob das die Streichung der Berichte an die Finanzaufsicht rechtfertigt, sei dahin gestellt. Weiterlesen

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Chronologie des Umgangs mit der Corona-Pandemie in Dorsten (I) – Das weltumspannende Thema beherrscht so den Alltag, dass es mehr verwirrt als informiert. Dorsten im März 2020

Zusammengestellt von Wolf Stegemann

14. Mai 2020. – Dies ist eine chronologische Zusammenstellung aller Maßnahmen, mit denen der Staat gegen die Ausbreitung des Virus zu bremsen versuchte und wie und wann sie mit welchen Folgen von der Stadtverwaltung umgesetzt wurden.  Kaum jemand hätte das Arsenal an Maßnahmen für möglich gehalten, zumal auch executiv Grundrechte außer Kraft gesetzt wurden. Geschäfte, Restaurants, Museen, Schulen, Kitas schließen. Ganze Belegschaften wechseln ins Homeoffice, Produktionsketten kommen zum Erliegen. Sportveranstaltungen werden abgesagt. Grenzen werden dichtgemacht, Sperrzonen eingerichtet, Versammlungsverbote sowie Ausgangsbeschränkungen erlassen. Die Maßnahmen gegen das Virus haben auf Dauer immense soziale, ökonomische und auch juristische dort, wo gegen die eine oder an der Maßnahme geklagt wird.
Dorsten ist ein winziges Puzzleteilchen in dieser Corona-Welt. Das Corona-Virus macht alle gleich, doch nicht die Behandlung. Wie Dorsten und seine Bürger damit umgehen dokumentiert täglich die „Dorstener Zeitung“, die dieser umfangreichen Chronologie als Informationsquelle diente und dient. Denn sie wird fortgeschrieben. Wer den Überblick mit den Ereignisse der Tage liest, wird sicherlich feststellen, wie die immer wiederkehrenden und veränderten Texte über Gebote, Verbote und Maßnahmen fassungslos machen. Verwirrend ist, was die Politik immer wieder neu entscheidet und fast wöchentlich verändert. Und all dem müssen Stadtverwaltungen und ihre Dienststellen folgen, was nicht immer funktionieren kann. Das verunsichert die Bürger, die dann nicht wissen,was eigentlich Sache ist. Die hier chronologisch dargestellte lokalbezogene Corona-Krise wird in Fortsetzungen unter dem Stichwort „Corona-Pandemie“ weitergeschrieben, denn wir befinden uns noch mitten in der Krise. Weiterlesen

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Chronologie des Umgangs mit der Corona-Pandemie in Dorsten (II) – Das weltumspannende Thema beherrscht so den Alltag, dass es mehr verwirrt als informiert. Dorsten im April 2020

Zusammmengestellt von Wolf Stegemann

Altkleider-Stopp. Aktuell scheinen viele Dorstener ihre Kleiderschränke auszumisten. Die Folge ist, dass die Altkleider-Container überfüllt sind (Foto). Daher ruft die Stadtverwaltung zu einem Altkleider-Stopp auf und fordert die Dorstener auf, ihre alte Kleidung vorerst noch im Keller zu lagern. Denn die Weiterverwendung der Textilien ist durch die Viruskrise stark eingeschränkt. Hochgerechnet kämen in drei Monaten der Krise rund 200 Tonnen Altkleider zusammen, die eine Lagerfläche von rund 600 qm benötigten.
Corona-Kosten zahlen in Dorsten noch die nachfolgenden Generationen ab. Die Bezirksregierung Münster hat im April den Doppelhaushalt der Stadt Dorsten für 2020 und 2021 genehmigt. Die Stadt verfügt damit für zwei weitere Jahre über eigene Handlungsfähigkeit. Doch das Zahlenwerk, entstanden vor der Krise, ist nach Ausbruch der Corona-Pandemie Makulatur. Dorstens Stadtkämmerer rechnet mit mehreren Millionen Euro, die 2020 verloren gehen werden“. Neben der Höhe der Gewerbesteuer ist auch der Anteil an der Lohn- und Einkommensteuer völlig unklar. Das Land NRW will nach ersten Informationen einen „Rettungsschirm“ über den Kommunen aufspannen. Die Kosten der Corona-Krise sollen ab 2025 auf 50 Jahre verteilt werden. Eine Beispielrechnung: Wenn die Pandemie die Stadt in diesem Jahr 10 Millionen Euro kostet, müsste Dorsten ab 2025 jährlich zusätzlich 200.000 Euro zurückzahlen. Bis zum Jahr 2075. Doch derzeit ist noch vieles – wenn nicht alles – alles ungewiss. Weiterlesen

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Chronologie des Umgangs mit der Corona-Pandemie in Dorsten (III) – Das weltumspannende Thema beherrscht so den Alltag, dass es mehr verwirrt als informiert. Dorsten im Mai 2020

Zusammengestellt von Wolf Stegemann

Die Coronakrise legt den Wahlkampf um das Bürgermeister-Amt im September lahm. Das bekannte politische Schaulaufen – auch in der Dorstener Zeitung – des amtierenden und stets lächelnden Bürgermeisters Stockhoff (CDU) – auch und vor allem in der Lokalzeitung – und seiner Herausforderin Jennifer Schug (SPD) ist zumindest minimalisiert. Weiterlesen

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Ein freier Arbeitstag – des Bürgermeisters „Anerkennungsgeschenk“ an Mitarbeiter. Das gab es schon in Ratzeburg, wo der Bürgermeister dann diesen Tag selber zahlen musste

Von Wolf Stegemann

Mit Stand Januar 2020 haben sich auf dem Arbeitszeitkonto der städtischen Mitarbeiter in Dorsten 28.158 Überstunden angesammelt. Die Zahl ist seit Jahren ziemlich konstant, so Stadtsprecher Ludger Böhne auf Anfrage der „Dorstener Zeitung“. Diese rund 28.000 Überstunden betreffen allerdings nur 570 Mitarbeiter im Rathaus, die ihre Arbeitszeit elektronisch erfassen. Die Überstunden der Mitarbeiter aus gewerblichen Bereichen und der Kindergärten sind da nicht mit eingerechnet. Der Abbau von Überstunden ist sowohl durch Freizeitausgleich wie auch die Auszahlung der Überstunden möglich. Die Stadtkämmerei ist verpflichtet, für angefallene Überstunden Rückstellungen in der Bilanz zu bilden, und das hat sie auch getan. Im Jahresabschluss 2018 steht in der Anlage Nr. 3 auf Seite 173  (kleiner Hinweis an den Bürgermeister: wie einfach für den Bürger, dies zu finden!), dass für Überstunden  738.000 Euro als Aufwand eingestellt sind. Dieser Betrag ist im Ergebnis der Stadt also längst berücksichtigt, aber eben noch nicht gezahlt. Warum das Geld nicht ausgezahlt wird, wenn man die Überstunden wegen Personalmangels nicht in Freizeit abgelten kann, ist ein Rätsel. Die Auszahlung und damit die Bereinigung dieses Bilanzpostens muss man als einen Bestandteil der Haushaltssanierung begreifen. Wann, wenn nicht in Zeiten hoher Haushaltsüberschüsse, soll das denn geschehen? Im November 2019 hat der Stadtrat im Zuge der Verabschiedung des Haushalts 2020 im Gegenteil beschlossen, zur Einsparung von Kosten 15 bis 20 Stellen temporär oder dauerhaft nicht wieder zu besetzen. Diese Maßnahme wird die Überstundenkonten des Personals weiter erhöhen. Ist wirklich keine Lösung in Sicht, wie das immer verkündet wird?

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Blick in den Ratssaal – Wird Dorstener Politik noch vom Stadtrat gemacht oder vom allgegenwärtigen Bürgermeister? Ein Plädoyer für die Wiederbelebung der kommunalen Demokratie

Dorstener Rathaus. Hier wird die Stadtpolitik gemacht; Foto: Frenzel Rathaus

Von Helmut Frenzel

23. Januar 2020. – Im September dieses Jahres finden in Nordrhein-Westfalen Kommunalwahlen statt. Bürgermeister und Stadtrat sind neu zu wählen. Obwohl die Ausübung des Stimmrechts in einer repräsentativen Demokratie für die Bürger die einzige Gelegenheit ist, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen, ist ihr Interesse im Falle der Kommunalwahlen erfahrungsgemäß gering, auch in Dorsten. 2014 lag die Wahlbeteiligung bei 51 Prozent. Tobias Stockhoff, der erstmals für das Amt des Bürgermeisters kandidierte, verfehlte im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und musste sich einem zweiten Wahlgang stellen, an dem nur noch 35 Prozent der Wahlberechtigten teilnahmen. Von denen stimmten zwar 62 Prozent für Stockhoff. Aber die bittere Wahrheit ist, dass Tobias Stockhoff mit den Stimmen von gerade mal 22 Prozent aller Wahlberechtigten ins Amt gewählt wurde. Das sind lausige Ergebnisse, für den Bürgermeister und für den Rat. Aber während der Rat als Ganzes sich noch auf ein Mandat der Hälfte der Wahlberechtigten berufen kann, muss der Bürgermeister damit leben, von weniger als einem Viertel der Wahlberechtigten legitimiert zu sein. Weiterlesen

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Dorstener Schulen auf dem Weg in die Digitalisierung. Es geht nicht nur um Hardware und Internetanschluss – entscheidend ist, wie die neuen Möglichkeiten im Unterricht genutzt werden

Whiteboard in der Neuen Schule Dorsten; Foto Claudia Engel (DZ)

Von Helmut Frenzel

10. November 2019. – Alle reden davon, wie wichtig die Digitalisierung der Schule ist. Dafür stellt die Bundesregierung den Schulen in den nächsten fünf Jahren fünf Milliarden Euro zur Verfügung, Länder und Kommunen müssen ihrerseits 500 Millionen Euro beisteuern. Der überwiegende Teil dieses Geldes ist für die technische Infrastruktur vorgesehen, Kabel, Router und Schaltschränke. Die Schulen sollen überall auf schnelles Internet zugreifen können. Auch interaktive Tafeln (Whiteboards) sind förderfähig und in begrenztem Umfang digitale Endgeräte (Laptops, Tablets). Für diese sieht der Digitalpakt der Bundesregierung einen Anteil von maximal 10 Prozent vor. Die Mittel aus dem Digitalpakt sollen vorrangig für die Schaffung der technischen Voraussetzungen verwendet werden. Der darauf aufbauende Einsatz von Endgeräten ist dann Sache der Länder und Kommunen. Den Schulträgern obliegt es, Mittel aus dem Digitalpakt zu beantragen. Allerdings hat die Sache einen Haken: Die Schulen müssen dazu Medienkonzepte vorlegen und die Frage beantworten, wie sie die gewünschte digitale Infrastruktur nutzen wollen. Weiterlesen

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