Dorsten und Stadtteile als Familienname – Höhlenforscher Ingo Dorsten war schon mehrmals in Dorsten, obwohl er in Dorsten keine tiefergehende Höhle fand

Von Wolf Stegemann

3. Dezember 2020. – Namen von Städten und Stadtteilen kommen häufig auch in oder als Familiennamen vor. Vor allem bei adeligen und in jüdischen Familien, von deren Namen meist die Herkunft abzuleiten ist, wie bei Johann von Lembeck oder Salomon Oppenheimer. Wenn der seit der Corona-Krise bekannte Virus-Forscher Drosten sein “r” an der richtigen Stelle hätte, könnte er sich hier einreihen.

Ingo Dorsten in der„Herbstlabyrinth-Adventhöhle“ bei Breitscheid; Foto: privat

Der 44-Jährige Ingo Dorsten ist wohl einer der wenigen, die mit Familiennamen Dorsten heißen. Dorsten ist Energie- und Klimaschutzmanager im Lahn-Dill-Kreis. Sein ungewöhnliches Hobby treibt Dorsten in die Tiefe, denn er und seine Frau sind mittlerweile professionelle Höhlenforscher. Daher haben sie 2010 auch in einer Höhle geheiratet, wozu etliche bürokratische Hindernisse zu überwinden waren. Und es war die erste Tropfsteinhöhlen-Hochzeit in der viertgrößten Höhle Deutschlands. Die beiden Dorstens erforschten und erschlossen im Westerwald das Tropfstein-Höhlensystem „Herbstlabyrinth-Adventhöhle“ bei Breitscheid. Seit fast drei Jahrzehnten betreibt Dorsten nun sein Hobby. Das Magazin „stern“ schrieb 2014, dass Dorsten bereits in rund 200 Höhlen war, darunter auch in Höhlensystemen in Slowenien, Rumänien, Russland, USA und im Iran. Da er gerne Bergsteiger ist und im Norden geboren wurde, wo es keine Berge gibt, kamen Dorsten und seine Pfadfinderfreunde auf die Idee, in die Tiefe zu steigen, wo Dorsten später dann auch seine Frau kennenlernte. 2009 rettete Dorsten mit 100 anderen Helfern einen 46-jährigen Höhlenkameraden, der sich in schwieriger Position eingeklemmt hatte.
Dorsten ist Vorsitzender der Speläologischen Arbeitsgemeinschaft Hessen e. V. (SAH). Es gibt in der Bundesrepublik noch 88 andere Höhlen-Vereine, in denen rund 2500 Höhlenforscher organisiert sind. In Dorsten müsste Dorsten erst eine Höhle finden. Dann käme Dorsten sicherlich auch mal gerne nach Dorsten. Die Brotmannshöhle dürfte ihm vermutlich nicht tief genug sein.
„Aus unserer gesamten Sippe in Rheine, Gronau, Nordhorn“, so Ingo Dorsten 2020, „bin ich noch der einzige Dorsten, der den Namen weiterträgt. Alle anderen in meiner Generation sind weiblich. Auf unserem Sohn Moritz ruhen somit alle Hoffnungen… In Dorsten waren wir übrigens schon öfters. Eine sehr nette Stadt, auch ohne Höhlen!“

Auch Stadtteile: Freya von Rhade und Harvey Lembeck in New York

Vor Jahrhunderten gab es im Westfälischen eine Familie von Dorsten. Ein Ewald von Dorsten, gestorben 1618, war in Münster Stiftsrentmeister. Dessen Tochter Maria von Dorsten (geb. 1582/83) heiratete 1603 in Metelen den berühmten Prof. Dr. Johannes Michael Giga (1582 bis 1637), der Kartograph, Mediziner, Leibarzt des Fürstbischofs, Mathematiker und Physiker war. Heute ist der Name Dorsten als Familienname in Deutschland wenig verbreitet; zumindest hat er kaum noch prominente Träger. Rund 15 Personen sind im bundesweiten Telefonbuch aufgeführt, die meisten wohnen in Rheine. Birgit Dorsten heißt eine junge Frau in Köln, die junge Prozessbeteiligte zum Amtsgericht begleitet. Es gibt einen Bildhauer in Lemgo, gebürtig in Osnabrück, D. Dickmann. Das D des Vornamens steht für Dorsten. Die niederländische Version „van Dorsten“ ist im benachbarten Königreich häufig anzutreffen. Das Foto zeigt eine Jeanette van Dorsten.  Van Dorsten ist ebenso in den USA anzutreffen, auch in Deutschland, wie beispielsweise der Puppenspieler am Theater Konstanz, Arne van Dorsten, aber auch rund 20 Namensträger gibt es in Berlin, Neuenhaus, Eggenstein-Leopoldshafen und Dortmund. – Übrigens gab es in den 1960er-Jahren die TV-Krimiserie „Polizeifunk ruft“. Der darin die Hauptrolle spielende Gangstser hatte den Namen Willi Dorsten. Die ARD legte die Krimiserie neu auf.

Familien von Wulfen leben heute in Ochtrup, Mösingen, Fürstenau

Adelsfamilien „von Wulffen“, die allerdings mit Wulfen nichts zu tun haben, gibt es drei, die sich 1896 zu einem erweiterten Familienverband zusammengeschlossen haben und sich mit zwei ff schreiben. Eine der drei Familien „von Wulffen“ stammt aus Radegast im Anhaltinischen, die auf einem Gut namens Wulfen lebten, das wiederum mit einem f geschrieben wird. Eine andere Familie stammt aus dem Brandenburgischen und die dritte Franz-Xaver Freiherr von Wulfen (1728-1805)aus Halberstadt. Allerdings gibt es in Österreich eine in den Freiherrenstand erhobene Familie von Wulfen, die sich mit einem f schreibt, wie der nördliche Stadtteil von Dorsten. Einer der bekanntesten Namensträger ist der Jesuit, Mineraloge und Botaniker Franz Xaver Freiherr von Wulfen (Foto; 1728 bis 1805). Bekannt ist er als Entdecker der „Wulfenie“ und des Gelbbleierzes Wulfenit. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Wulfen“. Mitglieder der Familie von Wulfen leben heute u. a. in Bad Iburg, Fürstenau, Ochtrup und Mössingen. Dann gibt es vornehmlich in Norddeutschland noch eine niederländische Version des Namens: Armin van Wulfen wohnt in Heede, Anton van Wulfen in Dörpen, weitere van Wulfens wohnen in Rhede, Herßum und Mehringen. Es gibt auch die „einfachen“ Wulfens, die ohne “von”. Ein Friedrich Wulfen wohnt in Aurich, Edda und Manfred Wulfen leben in Salzgitter. Nicht zu vergessen ist Arrius von Wulfen, der aus einfachen Verhältnissen stammt, aber unter anderem durch seine wichtige Rolle im Widerstand gegen den Ork-Überfall auf Gereth während der Zweiten Schlacht auf den Silkwiesen zum Berater von Emer ni Bennain und Rohaja von Gareth aufgestiegen ist. Zudem hängen dieser Computer-Spielfigur neopatriotische Ideen an. Nach Menschen, die Barkenberg heißen, sucht man im Telefonbuch der Bundesrepublik vergebens.

Und dann die Dorstener Örtlichkeiten: Emmelkamp, Deuten, Hardt, Ekel

Da ist der Emmelkamp schon besser vertreten, wenn auch nur durch zwei Personen bei Twitter:  Stefan und Arja Emmelkamp, beide Studenten, aus den Niederlanden. Wer im Harry Hardt (1926)Telefonbuch nach Deuten sucht, wird in Norddeutschland fündig. In Hamburg gibt es eine Charlotte Wallner-von Deuten-Stiftung und in Walsrode, Benderstorf leben Angehörige einer Familie von Deuten. Die Hardt ist ebenfalls durch eine Adelige in Münster vertreten. Dort wohnt ein Herr oder eine Dame namens von der Hardt (Foto Harry Hardt, 1926). Ohne Adelstitel gibt es den Familiennamen Hardt rund 2500 Mal zwischen Kiel und Koblenz, Bettenhausen und Burghausen, Niederbreitbach und Leipzig, Köln und Demin. Ekel ist nicht nur ein früherer Ortsteil von Dorsten, bekannter als dieser ist sicherlich das Ekel Alfred aus der TV-Reihe. Es gibt aber auch nette Ekel, einen Heinz-Wilhelm Ekel in Bottrop, weitere Ekel im württembergischen Heubach, in Willstätt und in Mayen.

400 Leute namens Altendorf stehen in Telefonbüchern

Altendorf ist als Familienname in Telefonbüchern stark vertreten. Ein Albert in Weilheim, ein Andreas in Wolfen, eine Anne in München sowie weitere 400 Personen mit diesem Namen. Von Ulfkotte dagegen sind nur etwa elf zu finden: ein Dr. Josef Ulfkotte in Dorsten und weitere in Maasholm, Gladbeck, Bad Soden und anderswo. Eine Projektleiterin der Deutschen Landwirtschaft-Gesellschaft namens Freya von Rhade hat nichts mit dem Dorstener Stadtteil zu tun. Die Familie stammt aus Norddeutschland. Zur Familie von Rhade gehören noch Wissenschaftler, Autoren und der Präsident des Bundessozialgerichts hieß bis 2007 Matthias von Rhade. Während man den Familiennamen Holsterhausen in Telefonbüchern nicht findet, gibt es den Namen Lembeck mehrere hundert Male. Vornehmlich kommt Lembeck im westfälischen Raum vor, aber auch im Rheinland, in Berlin, Bremen, Niedersgörsdorf und auf Sylt, kaum in Süddeutschland. In New York wurde 1923 der bekannte komödiantische Schauspieler Harvey Lembeck (Foto) geboren, der 1982 in Los Angeles starb. Bekannt wurde er in Verfilmungen von Billy Wilder und in den TV-Serien Solo für O.N.K.E.L. und „Ihr Auftritt, Al Mundy“. Im April 2019 besuchte ein weiterer Mr. Lembeck aus Lakewood/Colorado (USA) mit seiner Frau Dorsten (nebenstehendes Foto). Das Interesse des 61-jährigen Joseph B. Lembeck galt natürlich vor allem dem Stadtteil Lembeck. Er war auf Europa-Tour und da fiel ihm im Internet der Ortsname Lembeck auf. Das Schloss Lembeck, die Kirche und Kösters Bierstuben fanden Mrs. and Mr. Lembeck „very nice“.

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