
Pressesprecher Wolfgang-Eberhard Kipp (l.) und WAZ-Redaktionsleiter Ewald Setzer, um 1988, Recklinghäuser Straße; Foto: Frank Vinken
Von Wolf Stegemann
7. Januar 2021. – Er wurde 1929 in Berlin geboren und starb 1989 in Dorsten. Kipp war Musiker, Musikalienhändler, Redakteur und zuletzt erster hauptamtlicher und professioneller Pressesprecher der Stadt Dorsten von 1978 bis 1989. – Als Sprecher der Stadtverwaltung pflegte er gegenüber der Presse mitunter einen Stil, der nicht amtlich-bürokratisch war und daher dem Lokaljournalismus sehr entgegenkam. Bei Kipp hatte das aber auch eine zweite Seite – wie sie jede Medaille hat, so ein geflügeltes Wort. Wenn über die Lokalpolitik oder die Verwaltung im Rathaus etwas geschrieben wurde, was ihm persönlich nicht behagte, dann reagierte er entsprechend auch persönlich. 1984 erschien beispielsweise in den Ruhr-Nachrichten (heute Dorstener Zeitung) eine Glosse, die sich gegen die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an drei Ratsherren von drei Parteien richtete, die im Rat 20 Jahre abgesessen hatten. Ungeachtet ihrer persönlichen Verdienste erhielten sie pro forma den damals in solchen Fällen auch despektierlich genannten „Sitzfleischorden“. Dieser Begriff kam natürlich auch in der RN-Glosse vor. Gegen den Autor wetterte dann vor allem die CDU, aber auch der parteilose Wolfgang-Eberhard Kipp, der als Pressesprecher der Stadt auch seiner privaten Meinung gegen den Redakteur freien Lauf ließ. „Sie, Herr St. werden den Orden nie erhalten“, schrieb er am Schluss seiner Stellungnahme. Da hatte er Recht, denn der Journalist saß ja nicht im Rat. An solche Auseinandersetzungen gewöhnte man sich gegenseitig, letztlich immer mit einem Schmunzeln. Das Foto zeigt Kipp im Jahr 1976.