Rund ums Geld (5): Die Deutsche Mark ab 1948 – Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders und nach Einführung in die DDR 1990 in Dorsten Partnerstadt Hainichen als „Halleluja-D-Mark“ gepriesen

Alliierte Mark nach Kriegende, bereits schon 1944 in den USA gedruckt

Von Wolf Stegemann

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg gaben die Alliierten für besetzte Gebiete die Militärmark (Allied Military Currency, AMC) aus, die in Deutschland bis zur Währungsreform 1948 parallel zur alten Reichsmark Gültigkeit hatte. AMC in Landeswährung gab es daneben in Österreich, Italien, Frankreich, Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Die „Alliierten Militärmark“-Noten wurden bereits 1944 in den USA gedruckt. Sie galt (insgesamt) als gesetzliches Zahlungsmittel für die Bezahlung von Mark-Schulden aller Art. Niemand durfte die Alliierte Militärmark und die auf Reichsmark lautenden gesetzlichen Banknoten unterschiedlich behandeln. Weiterlesen

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Rund ums Geld (4): Notgeld der Stadt Dorsten – Ab 1921 unabhängig vom Inflationsgeld als Geldersatz in Städten entstanden – Stadtmotive zieren die bunten Dorstener Scheine

Die Scheine zeigen  das Dorstener Stadtbild und den Marktplatz

Von Wolf Stegemann

In wirtschaftlichen Krisenzeiten, wenn es an wertvollen Metallen für Zahlungsmittel mangelte, druckten Städte, Gemeinden und andere größere Unternehmen ihr eigenes Geld, das dann als Notgeld in die Wirtschaftsgeschichte einging, in Deutschland vor allem in den Zeiten vor rund hundert Jahren. Die ältesten Formen des Notgeldes sind Belagerungsscheine aus dem 15. Jahrhundert. Während der Belagerung von Städten war eine Geldversorgung vielfach unmöglich. Häufiger wurde die Ausgabe von Notgeld Ende des 18. Jahrhunderts. Entsprechend gab es Notgeld-Münzen. Auch in Dorsten und der Herrlichkeit Lembeck. Nun kam es auch zu Aufwertungen bestehenden Papiergeldes als Notgeld. Weiterlesen

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Mit dem Brauch des Osterfeuers – auch Paschen genannt – wollte man den Winter mit seiner grimmigen Kälte verhöhnen und die helle Jahreshäfte begrüßen

Von Wolf Stegemann

Auch Paschen genannt (von Pessach). Die im Winter nicht verbrauchten Brennholzbestände wurden zusammengetragen und an einem sichtbaren Ort verbrannt. Damit verhöhnte man den Winter, dessen grimmige Kälte man nicht mehr zu fürchten hatte und begrüßte zugleich die „helle“ Jahreshälfte. Die Dorstener Jugend sang: „En klein Klaeiken / Foer Paoschefuer, foer Paoschefuer!“ Die Schiffbauer verbrannten eine Tonne Teer. In den Bauerschaften wurden beim Abbrennen kirchliche Osterlieder gesungen, die das „Erwachen der Menschheit aus der Nacht des Irrtums zum Lichte der Wahrheit“ zum Inhalt hatten. 1788 verbot die kurfürstliche Regierung die Osterfeuer, „weil auch bei dieser Gelegenheit durch den Zusammenlauf des jungen Volkes beim dunklen Abend mancher Unfug hervorgeht“. – Die Stadt pflegte zu Ostern den Bürgermeistern, Ratsherren, Gildemeistern, Lehrern und Beamten sowie der Vehme (Pfarrhof) und dem Kloster Wein zu spenden (1509 waren es 88 Maß). Als Ostergabe wurde von der Stadt am Gründonnerstag 52 Pfund Butter und Brote aus 15 Scheffel Roggen an die Armen verteilt. Der Brauch des Osterfeuers hat sich bis heute erhalten.

Osterfeuer sind vorher dem Ordnungsamt anzumelden

An Karsamstag und Ostersonntag 2019 loderten im Stadtgebiet insgesamt 74 dieser Brauchtumsfeuer. Das sind fast dreimal so viele wie beispielsweise in Dortmund (25). Jedes Osterfeuer muss vorher beim Ordnungsamt der Stadt angemeldet werden. Die Liste mit allen Osterfeuern, den entsprechenden Standorten und Abbrennzeiten stellt die Behörde dann der Feuerwehr zur Verfügung, damit die im Notfall schnell vor Ort sein kann. Denn überall präsent sein, können die Feuerwehrleute bei dieser Anzahl an Osterfeuern nicht. Wie in jedem Jahr gelten einige Regeln für das Abbrennen von Osterfeuern: Verbrannt werden dürfen nur unbehandelte pflanzliche Abfälle wie Baumreste, Schnittholz oder Kleinholz. Das Brennmaterial muss weitgehend trocken und frei von Verpackungen sein. Zum Entzünden sind lediglich Papier, Stroh, Reisig oder Ähnliches zu benutzen. Weht starker Wind, ist das Feuer sofort zu löschen. Gelöscht werden darf nur mit Wasser, Feuerlöscher oder vergleichbaren Löschmitteln. Ist das Osterfeuer vorbei, sind Verbrennungsrückstände sofort in den Boden einzuarbeiten oder mit Erde abzudecken.

Osterfeuer waren 2020 wegen der Corona-Pandemie generell verboten

Wegen des Kontaktverbots während der Coronavirus-Krise hatte die Landesregierung hat per Erlass noch einmal klargestellt, dass „jegliches Abbrennen von Osterfeuern“ verboten war. Das Verbrennen von Gegenständen wie auch Grünschnitt ist nach Paragraf 7 des Landesimmissionsschutzgesetzes (LImSchG) grundsätzlich verboten, was auch für privat abzubrennende Osterfeuer galt. Daher waren auf dem Gebiet der Stadt Dorsten alle öffentlichen Veranstaltungen untersagt. Das umfasste auch jegliche Osterfeuer.

Osterfeuer dürfen 2022 wieder stattfinden

2022 durften traditionelle Oster- und Brauchtumsfeuer wieder stattfinden. Dies hat das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz angekündigt. Allerdings gilt weiterhin, dass die jeweils aktuellen Vorgaben der Corona-Schutzverordnung zu beachten sind.

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Rund ums Geld (3): Die Inflation vor 100 Jahren – Vor dem Polizeikommissariat demonstrierten im September 1921 aufgebrachte Holsterhausener gegen die Preissteigerungen

50 Milliarden Mark – Geldschein aus em Jahr 1923

Von Wolf Stegemann

In den Radio- und TV-Sendungen sowie in den Zeitungen ist seit einiger Zeit die Inflation ein beherrschendes Thema. Die Menschen merken es am eigenen Portemonnaie, wie alles teurer wird. Die Inflationsrate ist aktuell mit rund 5 Prozent so hoch, wie zuletzt im Jahr 1999. Das Wort Inflation ist lateinisch und heißt soviel wie „Sich-Aufblasen“ oder „Aufschwellen“. Hier gemeint ist das Geld. Geldentwertung durch Geldvermehrung. Simpel erklärt: Der typische Verlauf geht so: weil der Staat mit seinen Einnahmen nicht auskommt, nimmt er Schulden bei der Zentralbank auf und diese druckt neues Geld. Das erinnert an die große Inflation vor rund 100 Jahren. Durch ständige Geldvermehrung stieg im Deutschen Reich ab 1921 die Geldentwertung bedenklich an. Während sich durch rapide Preiserhöhungen der Lebensstandard weiter Bevölkerungsschichten verschlechterte, häuften einige Unternehmer durch Spekulationsgeschäfte riesige Vermögen an. Die deutsche Wirtschaft war durch den verlorenen Ersten Weltkrieg in große Schwierigkeiten geraten: Die Umstellung auf Kriegswirtschaft und die fehlenden Investitionen im Bereich der zivilen Produktion bewirkten einen Stillstand der wirtschaftlichen Entwicklung. Zudem hatten die Gebietsabtretungen den Verlust wichtiger Wirtschaftszentren zur Folge. Die Überschuldung des Staates durch Kriegsanleihen verhinderte staatliche Aufträge an die Wirtschaft und die unternehmerischen Aktivitäten wurden durch den Währungsverfall behindert. Weiterlesen

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Karl-Ingo Stoffel – Steuerberater, FDP-Lokalpolitiker in Ausschüssen und im Stadtrat, Schützenhauptmann, Orgelspieler in St. Agatha, Posaunist und vieles anderes

Oberst Ralf Kneflowski zeichnet Ingo Stoffel mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold aus

Von Wolf Stegemann

Geb. 1943 in Hohen Neuendorf, bis 2022 in Dorsten; Steuerberater und FDP-Lokalpolitiker. – Wird sein Name genannt, dann erinnern sich etliche Dorstener in erster Linie nicht an seinen Beruf als Finanzwirt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer mit eigener Kanzlei an der Alleestraße, sondern an ein langjähriges Vorstandsmitglied der FDP, einen Lokalpolitiker und ein Ratsmitglied, an einen Hauptmann der Altstadtschützen und an einen leidenschaftlichen Musiker. Denn Stoffel spielte gern Orgel und blies die Posaune, wo er konnte. Als Schüler besuchte er das katholische Internat in Vechta und wenn seine Schulklasse in der Wallfahrtskirche „Maria Frieden“ an Gottesdiensten teilnahm, spielte er nicht selten das Harmonium. Und in der Klosterkirche des Internats begleitete er die Schulgottesdienste an der Orgel. Daher war er gut vorbereitet, als er nach seinem Zuzug nach Dorsten von 1956 bis 2001 regelmäßig in St. Agatha und St. Johannes die Orgel spielte. In den letzten Jahren war er Mitglied der Blaskapelle St. Marien, mit der er jahrelang den Martinszug begleitete. Jahrzehntelang war er auch Mitglied im Altstadt-Schützenverein, in den er in den 1970er-Jahren eingetreten war. 18 Jahre lang war er Hauptmann der II. Kompanie (Foto unten) und marschierte bei Schützenfesten vorneweg, wo auch immer die Altstadtschützen Auftritte hatten, und machte auch hier Musik. Seine Frau Ute und seine Familie ließen ihm die Zeit, politisch und anderweitig zum Wohl der Stadt, seiner Partei und der Schützen öffentlich zu wirken. Im Stadtverband der Freien Demokratischen Partei (FDP), deren langjähriges Mitglied er war und sie lokalpolitisch nach außen vertrat, strebte er immer nach vorne und hatte auch etliche wichtige Parteiämter inne. Weiterlesen

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In wenigen Minuten machten am 22. März 1945 Bomben die alte Stadt Dorsten zum Trümmermeer – 319 Menschen kamen ums Leben, die Ruinen qualmten tagelang

Die bombardierte und noch qualmende Stadt zwei Tage danach

Von Wolf Stegemann

Bereits am 9. März 1945 bombardierten alliierte Flugzeuge die Stadt. Doch einige Tage später sollte die vollendete Zerstörung der heutigen Altstadt erfolgen. Am 22. März 1945, ein herrlicher Frühlingstag mit Sonne und blauem Himmel über Dorsten, starteten in High Wycomb (England) 100 Halifax-Bomber der Royal Airforce, 12 Lancaster und ebenso viele Mosquitos der 8. Pfadfindergruppe mit dem Auftrag, Dorsten um 14.30 Uhr englischer Sommerzeit in Schutt und Asche zu legen. In ihren Bombenschächten hatten sie Luftminen und Sprengbomben, darunter die berüchtigten „Wohnblockknacker“. Sie kamen von Norden her gestaffelt angeflogen und bildeten einen Kampfblock von 500 Metern Breite.Die Dorstener glaubten noch, die Maschinen flögen nach Westen ab ins Ruhrgebiet, bevor um 14.14 Uhr das Inferno begann, das die Stadt in fünf Minuten in einem pausenlosen Gebrüll von Detonationen und Feuerbällen zerstörte. Die Flugzeuge warfen 377 Tonnen Bomben und 6,3 Tonnen Zielmarkierungsbomben ab. Der Rauch über der Stadt stieg 2.440 m hoch. Als die letzten Brände nach Tagen gelöscht werden konnten, behinderte fast kein Haus mehr die Sicht von einem Ende der Stadt zum anderen. Über 319 Menschen fanden den Tod, 700 Familien wurden obdachlos, die gesamte Straßenbeleuchtung war zerstört, die Straßen zu 92 Prozent nicht mehr vorhanden, die Gasversorgung zu 70 Prozent und die Elektroversorgung zu 50 Prozent ausgeschaltet, die Kanalisation zu 39 Prozent funktionsunfähig. Auf jeden Bewohner der Innenstadt entfiel eine Trümmermenge von 43,5 cbm (Dresden 39,7 cbm, Köln 16,8 cbm, Essen 15 cbm, Leipzig 7,1 cbm). Am 29./30. März rückten Kampf verbände der 9. US-Armee in Dorsten ein. Dabei starben 29 deutsche Soldaten und fünf Zivilisten. Weiterlesen

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Flakgruppe Dorsten: Pennäler des Gymnasium Petrinum mussten als Flakhelfer klassenweise Geschützdienst leisten und hatten Unterricht in den Flakstellungen

Flakhelfer in der Geschützstellung 1943

Von Wolf Stegemann

Bereits am 9. März 1945 bombardierten alliierte Flugzeuge die Stadt. Doch einige Tage später sollte die vollendete Zerstörung der heutigen Altstadt erfolgen. Am 22. März 1945, ein herrlicher Frühlingstag mit Sonne und blauem Himmel über Dorsten, starteten in High Wycomb (England) 100 Halifax-Bomber der Royal Airforce, 12 Lancaster und ebenso viele Mosquitos der 8. Pfadfindergruppe mit dem Auftrag, Dorsten um 14.30 Uhr englischer Sommerzeit in Schutt und Asche zu legen. Flakgruppen rund um Dorsten standen zur Abwehr bereits. Letztlich ohne Erfolg. Auch Schüler waren eingesetzt.
Nach der Verordnung zur „Heranziehung von Schülern zum Kriegshilfseinsatz der deutschen Jugend in der Luftwaffe“ vom 26. Januar 1943 wurden in einer ersten Auswahl 11.503 Flakhelfer (offizielle Bezeichnung: Luftwaffenhelfer) schulklassenweise eingezogen und zum Teil kaserniert. Sie erhielten regelmäßig Unterricht, der aber zunehmend eingeschränkt wurde und schließlich ganz ausfiel. Die Flakhelfer ersetzen Flaksoldaten, die für die Front gebraucht wurden. Die Formel 100 Flakhelfer für 70 Soldaten erwies sich bald als falsch. Die etwa 16 Jahre alten Jungen kämpften oft fanatischer als die desillusionierten Landser, da die Schüler von ihren Lehrern meist propagandistisch ideologisiert waren. Die Flakhelfer übernahmen sämtliche Funktionen selbst an schweren Flugabwehrkanonen vom Richtschützen bis zum Geschützführer und erhielten dafür 50 Pfennig Tagessold. Im Juni 1944 betrug ihre Zahl bereits 56.000. Offiziell waren sie Mitglieder der Hitlerjugend; dadurch hatten die Flakhelfer keinen Kombattantenstatus, was bei Gefangennahme dazu führen konnte, dass sie wie Partisanen behandelt wurden. Diese Gefahr wuchs, als die Flakhelfer in der letzten Kriegsphase auch zum Erdkampf herangezogen wurden. Ihre Verluste sind nicht bekannt. Doch lassen Berichte von zahlreichen Volltreffern in Flakstellungen hohe Opferzahlen vermuten (nach Barth/Bedürftig: Taschenlexikon Zweiter Weltkrieg, Pieper München 2000). Weiterlesen

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