Das Schmuggeln hatte Hochkonjunktur an der holländischen Grenze – Rhader und Holsterhausener waren gut im Geschäft

Schmuggler-Denkmal im rheinischen Mützenich

Von Wolf Stegemann

Ein Pfarrer hat in den Niederlanden zwei Pfund Kaffee gekauft. Kurz vor der Grenze denkt er sich: Schmuggeln will ich nicht und lügen darf ich auch nicht. Also klemmt er sich den Kaffee unter die Arme. An der Grenze wird er gefragt: „Na, Hochwürden, haben Sie in Holland was eingekauft?“ – „Ja, zwei Pfund Kaffee, aber ich habe ihn unter den Armen verteilt!“

In Grenzgebieten gehörte das Schmuggeln zum Alltag und oft zum Überleben, manchmal auch zu einem besseren Leben. Für Dorstener und Bewohner der Herrlichkeit bot sich die nahe holländische Grenze zum Schmuggeln an. Doch schon bevor es Staatsgrenzen gab, wurde zwischen den Ländern der deutschen Vielstaaterei geschmuggelt. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) blühte der Kaffeeschmuggel aus Holland. Darum waren im Grenzgebiet zu Holland so genannte Kaffeeschnüffler eingesetzt. Das waren Zollbeamte, die dem Duft der aromatischen Schmuggelware nachspürten und diese an Ort und Stelle beschlagnahmten. Schmuggel war ein alltägliches Geschäft, wenn die Preisunterschiede der Schmuggelware entsprechend groß waren. Daher schmuggelte fast jeder. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg blühte der geschmuggelte Warentransport von Kaffee bis nach Dorsten. Weiterlesen

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Neue Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Projektentwicklers Herbert Krämer – dm dementiert Ansiedlung im „Mercaden“

Von Helmut Frenzel

5. November 2014. – Gestern fand die Grundsteinlegung des neuen Einkaufscenters am Lippetor statt. Der Druck, endlich mit der Sprache herauszurücken und zu sagen, welche Unternehmen sich schon für das neue Einkaufscenter entschieden haben, war offenbar groß. Krämer nannte, entgegen seiner bisher verfolgten Politik, über die bisher in der Öffentlichkeit gehandelten Mieter hinaus einige neue Namen, darunter die Drogeriemarktkette dm, außerdem die Handelskette Müller, die schwerpunktmäßig ebenfalls im Drogeriegeschäft unterwegs ist (Bericht in der Online-Ausgabe der Dorstener Zeitung vom 4. November 2014). Zwei Drogeriemärkte – das wirft Fragen auf, zumal dm in der Dorstener Innenstadt schon mit einer Filiale in bester Lage vertreten ist. Um Klarheit zu gewinnen, fragte DORSTEN-transparent bei der dm-Zentrale an, ob sie die Ansiedlung im neuen Einkaufscenter bestätigen könne. Die Antwort kam postwendend: „Wir können nicht bestätigen, dass dm Mieter im Einkaufscenter ,Mercaden’ sein wird.“ Es gebe keine Pläne in dieser Richtung. Weiterlesen

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Zuschriften auf den Artikel über das Landeserziehungsheim Kreskenhof – Prügel und Ausbeutung. Einer schreibt: „Ihr seid alles wertvolle Menschen und noch wertvoller, weil ihr gelitten habt!“

Anlage des früheren Landeserziehungsheims Kreskenhof in Holsterhausen 1965

Von Wolf Stegemann

31. Okt. 2014. – Heimkinder-Erziehung und Heim-Unterbringung  im Nachkriegsdeutschland bis in die 1980er-Jahre hinein sowie die damaligen Methoden und Alltäglichkeiten in diesen Heimen  stehen zunehmend in der Kritik und sind auch ein Forschungsgebiet von Universitäten. Die Träger der damaligen oft menschenunwürdigen Einrichtungen bemühen sich ebenfalls um Aufarbeitung. Aber es gibt auch Uneinsichtige, meist aus dem Kreis der damaligen Erzieher. Als der Artikel über das Erziehungsheim Kreskenhof in Dorsten-Holsterhausen als  Vorabveröffentlichung im Gemeindebrief „Kontakt“ der evangelischen Martin-Luther-Kirche in Holsterhausen stand, wurde der Autor telefonisch mit gerichtlichen Schritten bedroht. Der Artikel erschien dennoch am 15. März 2013 online in DORSTEN-transparent, vorher in dem Buch „Holsterhausener Geschichten“. Weiterlesen

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1,7 Millionen Euro für 250 Meter Kanalpromenade im Schatten – Aufwertung der Kanaluferzone oder Geldverschwendung?

von Helmut Frenzel

24. Oktober 2014. – In der nächsten Woche tagt der Umwelt- und Planungsausschuss und wird sich unter anderem mit der Umgestaltung der Kanaluferzone nördlich des Mercaden zur „Kanalpromenade“ befassen. Die Kosten sind mit 1,7 Millionen Euro veranschlagt; 80 Prozent sollen aus Mitteln des NRW-Stadterneuerungsprogramms finanziert werden. Ziel ist die städtebauliche, funktionale und gestalterische Einbindung des Raums als Teil des Stadtumbaus Lippetor. Die Kanalpromenade soll zeitgleich mit dem neuen Einkaufscenter fertig gestellt werden.

Davids, Terfrüchte + Partner, Kanalpromenade Lippetor

Die Stadt muss einen Eigenanteil von 20 Prozent aufbringen. Das sind immerhin 340.000 Euro. Dorsten steckt in der Haushaltssanierung und die Stadtoberen weisen unaufhörlich daraufhin, dass die Stadt kaum noch handlungsfähig ist. Überall fehlt das Geld. Da erstaunt es schon, dass der Eigenanteil offenbar problemlos aufgebracht werden kann, wobei auch Folgekosten zu berücksichtigen sind. In der Vorlage zur Sitzung heißt es lapidar: die Maßnahme dürfe zu keiner Erhöhung des Budgets des Fachamtes führen und der damit gegebenenfalls verbundene Mehraufwand müsse ohne Erhöhung des Zuschussbedarfs gedeckt werden. Was das genau heißt, bleibt im Dunkeln. Entweder ist so viel „Luft“ im städtischen Haushalt oder die Gelder müssen durch Umschichtungen frei gemacht werden. Bei der Höhe des Betrages dürfte das nicht ganz so leicht sein und so stellt sich die Frage, welche anderen geplanten Maßnahmen für die Kanalpromenade geopfert werden. Die Bürger haben ein Recht darauf, das zu erfahren. Weiterlesen

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Dorstener Familien bestimmten die Geschicke der Stadt (III): Die „Schürhölzer“ – Blaufärber, Kaufleute, Fabrikanten, Kommunalpolitiker und Bürgermeister

Textilhaus Schürholz am Marktplatz 1958

Von Wolf Stegemann

Die Familie Schürholz gehört zu den bekanntesten in Dorsten. Im Gegensatz zu etlichen der bedeutenden Familien, die entweder ausgestorben sind oder heute nicht mehr in Dorsten sind, leben die Mitglieder der Schürholz-Familien noch mitten in der Stadt. Das große Konfektionsgeschäft der Brüder Schürholz am Markt ist noch vielen in Erinnerung – und die Teppichwirkerei DekoWe in Hervest-Dorsten ebenfalls. Wir stellen hier die Familiengeschichte in Einzelporträts vor und hoffe, dass die Auswahl der Personen und ihrer Geschichte das breite Spektrum dieser bemerkenswerten Familie wiedergibt. Weiterlesen

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Erster Weltkrieg: Wilhelm Pepperhoff verteidigte als Seesoldat 1914 im deutschen Pachtgebiet Kiautschou an der Küste von China sein deutsches Vaterland

Deutsche Marinesoldaten in Kiautschou-Tsingtau 1912

Von Wolf Stegemann

Über den Hardter Seesoldaten Wilhelm Pepperhoff ist wenig bekannt. Angehörige der Familie, die noch in Dorsten wohnen, wissen nichts über ihn, wissen nicht einmal, dass es ihn gab. Daher gibt es von ihm bislang auch keine Fotografie. Auch die Stadt Dorsten konnte ihn nicht identifizieren, auch nicht das Standesamt Schermbeck. Aufgrund seines Dienstgrades könnte er zwischen 1887 und 1892 geboren sein. Vermutlich gehören er und sein Kamerad Wilhelm Nies, der nach Rückkehr in den 1920er-Jahren in Hervest wohnte, zu den Soldaten, die – am weitesten von Dorsten entfernt – vor 100 Jahren in China ihr deutsches Vaterland verteidigten, eine Strategie, die sich offensichtlich nicht bewährt hat, aber vor Jahren am Hindukusch in Afghanistan wieder belebt wurde. Diesmal hieß die Losung: „Unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt!“ Damals war es China! Weiterlesen

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Kratzer an der Erfolgsgeschichte der Shopping Center. Das „Palais Vest“ hat ein Leerstandsproblem

Palais Vest: Sieht nicht so aus, ist aber zugeklebter Leerstand. Fotos (3): Wolf Stegemann

von Helmut Frenzel

5. Oktober 2014. – Wenn ein neues Shopping Center eröffnet wird, dann dreht sich alles darum, welche Auswirkungen das auf den bestehenden innerstädtischen Einzelhandel hat. Im Vordergrund steht die Sorge, ob Geschäfte abwandern oder schließen und so die Innenstadt von zunehmenden Leerständen betroffen sein wird, was einer Schwächung ihrer Attraktivität gleichkommt. Demgegenüber wird bei Shopping Centern die vollständige Vermietung als eine Selbstverständlichkeit angesehen. Leer stehende Flächen gelten als der Anfang vom Ende eines Centers und dementsprechend arbeitet der Betreiber nach Kräften daran, dass alle Flächen vermietet sind und es nicht zu Leerständen kommt – das gilt während der gesamten Lebensdauer eines Centers, vor allem natürlich zu Beginn. Weiterlesen

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