Zurückgeblättert: Blick in die Militärverhältnisse in und um Dorsten vom 15. bis zum 20. Jahrhundert. Früher wurden vornehmlich Nichtsnutze in Uniform gesteckt – Essay

Dorsten wurde Standort; Wehrmacht auf dem Dorstener Marktplatz 1939

Von Wolf Stegemann

10. Februar 2017. – Anfang des 15. Jahrhunderts wählte der Rat zwei Rittmeister (1 Reitmeister und 1 Kluchtmeister = Führer zu Fuß), die rechtzeitig informiert werden mussten, wenn „man von Stadt wegen ausreiten oder ausziehen sollte“. Wenn durch Anschlagen der Glocke Alarm gegeben wurde und der Rat zum Kampf auszog, mussten alle Bürger und Einwohner, Herren und Knechte dem Glockenschlag folgen. Wurde jemand zu Pferd oder zu Fuß zum Militärdienst ausgehoben, dann übernahm die Stadt die Schutzherrschaft, d. h. die Stadt haftete für Schäden und die Versorgung der Hinterbliebenen. Desertierte ein Ausgehobener, musste er Strafe zahlen und verlor den Schutz der Stadt. War er aber vom Felde flüchtig, nachdem der Rat den Kampf beschlossen hatte, der verlor seinen gesamten Besitz und wurde aus der Stadt verbannt. Wurde ein Pferd durch Kriegsdienst beschädigt oder verdorben, zahlte der Rat entweder das Pferd ganz oder die Wertminderung. Weiterlesen

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Bürgerbegehren gegen die Schließung der Wichernschule scheiterte an fehlendem Interesse – Lügen, Fehlinformationen und Beleidigungen zeugten vom niedrigen Niveau der politischen Auseinandersetzung. Eine Rückschau

Von Wolf Stegemann

3. Februar 2017. – Beim Rückblick auf das vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen Jahres fällt ein Ereignis auf, das wegen seiner bisherigen Einmaligkeit in die Annalen der Dorstener Geschichte eingehen dürfte, wenn auch der Anlass nicht unbedingt spektakulär war. Einmalig deshalb, weil es in Dorsten bis dahin noch keine Bürgerbegehren gegeben hat. Das ist Grund genug, diese Geschichte in seiner Gesamtheit im Rückblick darzustellen. – Am Anfang stand das Wort, besser gesagt der Antrag der CDU, den mehrheitlichen Beschluss des Stadtrates vom 17. Juni 2015, die Wichernschule, Grundschule im Marienviertel, auslaufen zu lassen. Dieser Beschluss wurde mit 24:19 Stimmen angenommen und sah vor, ab 2016 keine Eingangsklassen mehr zu bilden, und die Wichernschule in absehbarer Zeit zu schließen. Kinder sollten nunmehr in der Augustaschule an der Halterner Straße eingeschult werden.  Bereits seit dem Schuljahr 2013/14 arbeitet die Wichernschule als Teilstandort mit der Augustaschule als Hauptstandort zusammen. Damit war die Schule als Auslaufmodell bereits 2013 bekannt und die Schließung absehbar. Verwaltung und Politik verwirrten und besänftigten die Eltern und andere Interessierte zugleich mit immer wieder über die Lokalzeitung neu veröffentlichten Plänen und Vorhaben, die Dorstener Schullandschaft zu reorganisieren. Schließen, dann nicht schließen, dann wieder schließen. Der Leser hatte den Eindruck, dass durch solche Meldungen getestet wurde, wie die Eltern, Lehrer und andere auf die Lektüre der Zeitung reagierten. Erst nach dem Ratsbeschluss zur Schließung der Wichernschule im Sommer 2015 kochten die Wogen hoch. Weiterlesen

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Internationaler Auschwitz-Gedenktag: Der Dorstener Ernst Metzger hat die Hölle von Auschwitz überlebt – 1983 besuchte er seine Heimatstadt, der er sich nicht mehr annähern konnte

Stolpersteine in Dorsten

Von Wolf Stegemann

27. Januar 2017. – An diesem Freitag jährt sich zum 72. Mal die Befreiung des größten Vernichtungslagers der Nationalsozialisten. Auschwitz wurde weltweit zum Symbol für den Holocaust. Über eine Million Menschen verloren hier auf grausame Weise ihre Würde und ihr Leben. Seit 1996 ist der 27. Januar offizieller deutscher Gedenktag, 2005 erklärten ihn die Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“. Auch Dorstener Bürger jüdischen Glaubens wurden in Auschwitz und in anderen Todeslagern ermordet. Das waren Angehörige der Familien Bendix, Cohn, Joseph, Lebenstein, Metzger, Minkel, Neuberg, Perlstein, Reifeisen, Schöndorf. Ihnen gilt besonders heute unser aller Gedenken. Es gab auch Juden, die Auschwitz überlebt haben. Dazu gehört Ernst Metzger, geboren 1912, ein Dorstener Jude, der nach seiner Befreiung in die USA auswanderte. Nur noch einmal besucht er seine Heimatstadt . Weiterlesen

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Bergbauschäden – Die Zeche ging, die Schäden bleiben: dicke Risse, abgesackte Flächen, klemmende Türen, Versumpfungen

Dicke Risse an Häusern und in der Landschaft

Von Wolf Stegemann

19. Januar 2016. – Solange es den intensiven Bergbau gab, wie auch in der Dorstener Region, solange gab es intensive Schäden an Häusern, Gärten, Straßen, Wäldern und Wasserläufen sowie Absackungen ganzer Gebiete. Der Bergbau ist gegangen. In Dorsten 2001. Nicht nur die Halden – in Altendorf-Ulfkotte die Hürfeld-Halde – erinnern an den verschwindenden Bergbau, es sind auch die Schäden, die er hinterlassen hat, und die, welche er immer wieder neu produziert. Die Erde bebt, wenn untertage die verlassenen Stollen einbrechen. Dann ziehen Risse durch Hauswände, innen wie außen, Türen und Fenster klemmen. Seit Januar 2015 sind in den folgenden 20 Monaten aus Dorsten 1226 Schadensmeldungen bei der Ruhrkohle AG (RAG) eingegangen. Schäden an Wohnhäusern. Bis sich die Erde untertage beruhigt haben wird, werden noch etliche Jahrzehnte ins Land gehen. So lange wird es auch Schäden geben.
Zu Zeiten, als der Bergbau gut saturiert durch staatliche Subventionen am Leben erhalten wurde, zeigte er sich bei Zahlung von Entschädigungen im Schadensfall oft knauserig. Wo sich der Bergbau nach Gesetz und Situation vor Entschädigungen drücken konnte, versuchte er es auch. Erinnert sei an den verstorbenen Rechtsanwalt Ax in Altendorf-Ulfkotte, durch dessen Garten hinterm Haus in den 1980er-Jahren plötzlich eine Abbruchkante verlief. Jahre benötigte der rechtlich versierte Mann, um ein Übereinkommen mit dem Bergbau zu finden. Andere Geschädigte, mit Gesetzen und Verordnungen nicht so bewandert, standen häufig auf verlorenem Posten gegen die oft wie eine Behörde auftretenden Gutachter des Bergbaus. Klagen von Dorstener Eigenheimbesitzern häuften sich in den 1980er- und 90er-Jahren. Weiterlesen

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Vor 500 Jahren Reformation: In den Dörfern wurde lutherisch gepredigt, doch Dorsten blieb ein Bollwerk des katholischen Glaubens – Verfolgung, Scheiterhaufen und Kriege

Martin Luther-Denkmal in Worms - für ihn galt das Wort Gottes und nicht das des Papstes

Von Wolf Stegemann

13. Januar 2017. – Das vor wenigen Tagen begonnene Jahr 2017 ist nicht nur für die evangelische Welt ein besonderes Jahr. Zum 500 Mal jährt sich das reformatorische Ereignis Martin Luthers. Daher wird 2017 als das Martin Luther-Jahr bezeichnet, in dem sich die katholische und evangelische Kirchen versuchen, sich wieder anzunähern. Zumindest medial und in Veranstaltungen. In diesem Jahr vor 500 Jahren legte am 31. Oktober der Provinzialvikar des Augustineordens, Martin Luther, in einem Brief an den Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Albrecht von Brandenburg, seine „Disputatio pro declaratione virtutis indulgentarum“ bei, in denen er gegen Missbräuche beim Ablass und besonders gegen den geschäftsmäßigen Handel mit Ablassbriefen auftratt. Die Historizität des Anschlags dieser „95 Thesen“ an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg ist umstritten. Ein Einblattdruck (Folioblatt in zwei Spalten) des lateinischen Textes erschien noch im gleichen Jahr bei Hieronymus Höltzel in Nürnberg. Vermutlich noch vor Weihnachten übersetzte der Nürnberger Kaspar Nützel Luthers 95 Thesen ins Deutsche. Damit begann die Reformation der Protestanten, der eine Gegenreformation der Papisten folgte. Weiterlesen

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Steckrübenwinter vor 100 Jahren – Mit der Kohlrüben-Suppe morgens, dem Kohlrüben-Kotelett mittags und dem Kohlrüben-Kuchen abends die Hungersnot von 1916/17 überwunden

Von Wolf Stegemann

In die Geschichte eingegangen ist die Steckrübe durch den so genannten deutsche „Steckrübenwinter“ während des Ersten Weltkriegs 1916/1917 („Früh Kohlrübensuppe, mittags Koteletts von Kohlrüben, abends Kuchen von Kohlrüben.“) In diesem Winter spitzte sich der Mangel an Lebensmittelversorgung dramatisch zu. Die Kartoffelernte im Herbst 1916 war eine Missernte gewesen. In vielen Städten kam es daher zu Unruhen. Die Steckrübe wurde zum Hauptnahrungsmittel und gab diesem Winter den Namen. Sie waren zuvor hauptsächlich als Schweinefutter angebaut worden. Weiterlesen

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„Kinder, wie die Zeit vergeht!“ Launige Gedanken über das Wort und die Bedeutung der „Zeit“, die allgegenwärtig ist, uns wegläuft, wir sie gewinnen und auch totschlagen können

Salvator Dalis bekanntestes Gemälde "Die zerinnende Zeit" von 1931 - auch "Die weichen Uhren" genannt

Von Wolf Stegemann

Liebe Leserinnen und Leser von Dorsten-transparent!
Das Jahr geht zu Ende und ein neues beginnt. 2017 ist das fünfte Jahr, in dem Dorsten-transparent gelesen, kommentiert, kritisiert und gelobt wird. Bewusst mischen wir uns mit manchmal kritischen Texten medial in die Kommunalpolitik ein, um sie für unsere Leser transparenter zu machen. Wir schauen aber auch mit Geschichten, Reportagen, Porträts und Essays auf die kulturelle, wirtschaftliche und soziale Gegenwart sowie die große Vergangenheit unserer Stadt. Für Ihre Zustimmung und kritischen Anmerkungen, die wir brauchen, danken wir Ihnen herzlich! Wenn Sie wollen, dann nehmen Sie sich bitte Zeit, weiterzulesen.

Das kleine Wörtchen Zeit durchzieht auch unseren gesamten Alltag

30. Dezember 2016. – Der Jahreswechsel ist immer eine Zeit für ein paar betrachtende, launige, schnurrige oder auch tiefer schürfende Gedanken. Mit Ende des Jahres sind wir alle 366 Tage älter geworden und hoffentlich auch etwas gescheiter. Und der Endlichkeit des Lebens sind wir zwölf Monate näher gerückt. Das Jahr ist strukturiert mit den Jahreszeiten, und der „Gang der Sonne“, wie es früher hieß, und war schließlich der Beginn der Zeitrechnung der Menschen je nach Klima und Gegend zu verschiedenen Zeitpunkten. Denken wir über „Zeit“ nach, dann stellen wir fest, dass dieses kleine Wörtchen unser ganzes Leben, unsere Begrifflichkeiten und unser philosophisches und religiöses Denken, Reden und Schreiben, auch unsere gesamte Alltagskommunikation durchzieht. Weiterlesen

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