Wohin mit der Agathaschule? Wirtschaftliche Erwägungen der Stadtverwaltung rangieren offenbar vor einer vernünftigen schulbezogenen Lösung

Agathaschule am Voßkamp, wohin mit ihr? Foto: KaSaTech

Von Helmut Frenzel

7. September 2017. – In der bevorstehenden Sitzung des Schulausschusses am 11. September 2017 steht die Beschlussfassung über den künftigen Standort der St. Agatha-Grundschule am Voßkamp auf der Tagesordnung. Das Schulgebäude ist stark sanierungsbedürftig und muss hinsichtlich des Raumangebots an die heutigen Erfordernisse angepasst werden. Außerdem geht der Schulentwicklungsplan davon aus, dass die Schülerzahl von zuletzt 260 bis zum Schuljahr 2024/25 auf 330 steigt, wodurch sich der Raumbedarf zusätzlich vergrößert. In der Vorlage zur Sitzung stellt die Verwaltung drei „Möglichkeiten“ zur Wahl: (1) Errichtung eines Neubaus am bisherigen Standort Voßkamp, (2) Verlagerung an den Nonnenkamp und Übernahme des Gebäudes der Geschwister-Scholl-Hauptschule, deren Ende besiegelt scheint, und (3) Verlagerung zur Marler Straße und Einzug in die Gebäude der ehemaligen Johannesschule und Astrid-Lindgren-Schule, die aktuell leer stehen. Diese drei „Möglichkeiten“ haben jede für sich Vor- und Nachteile und sind mit verschieden hohen Kosten verbunden. Die Vorlage der Verwaltung vermittelt den Eindruck, dass der Ausschuss frei ist in seiner Entscheidung. Das ist aber nicht der Fall. Die Beschlussvorlage weist eine Schieflage auf, in der die Option Verbleib am Standort Voßkamp massiv benachteiligt wird. Sie fällt als realistische Wahlmöglichkeit faktisch aus. Weiterlesen

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Am 1. September 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus: Gedrückte Stimmung in der Stadt. Der Krieg dauerte 2.077 Tage und kostete 60 Millionen Menschen das Leben. – Ein Überblick

Flakbatterie “Cramer” zwischen Dorsten und Holsterhausen

Von Wolf Stegemann

Während beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 in den Dorstener Gaststätten und auf dem Marktplatz gejubelt wurde, nahmen die Dorstener den Beginn des Zweiten Weltkriegs in gedrückter Stimmung hin. Der Pfarrer von St. Agatha Ludwig Heming schrieb in die Chronik:
„Die letzten Augusttage waren voll unerhörter Spannung, immer dichteres Gewölk zog sich am politischen Horizont zusammen, bis am 1. September früh morgens der Krieg mit Polen begann. Bald folgte die Kriegserklärung Englands und Frankreichs – der 2. Weltkrieg hatte seinen Anfang genommen.“
Obwohl zu diesem Zeitpunkt Anfang September 1939, als Heming diese Zeilen schrieb, noch gar nicht bekannt war, dass sich der Überfall auf Polen und die Kriegserklärungen Englands und Frankreich zu einem Weltkrieg entwickeln würde, benutzte er dieses Wort – wohl in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Weiter schrieb er:
Während 1914 bei Kriegsausbruch die Kirchen gefüllt und Beichtstühle und Kommunionbänke umlagert waren, war jetzt derartiges nicht zu bemerken. Wohl fanden sich manche, die zu den Waffen gerufen wurden, ein, um ihre Rechnung mit dem Herrgott in Ordnung zu machen, im Ganzen aber hatte das große politische Geschehen ein schwaches religiöses Echo“. Weiterlesen

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Dorstens „patriotische Straßennamen“ (2) – Roonstraße in Holsterhausen: Seit 1910 kündet die Straße vom Militarismus und Ruhm des preußischen Feldmarschalls und Kriegsministers

Die Roonstraße im Holsterhausener “Patrioten-Viertel”; Foto: Wolf Stegemann

Von Wolf Stegemann

Vorbemerkung. 25. August 2015. – In Dorsten gibt es heute noch einige Straßen, die nach preußisch-ruhmbekleckerten Feldmarschällen benannt sind. – Im damaligen Wilhelminischen Kaiserreich liebdienerten sich Bürgermeister und Magistraten durch Straßenbenennungen den hohen Herrschaften an. So entstand in Holsterhausen die 1910 namentlich nach dem preußischen König genannte „Friedrichstraße“ (der III.), 1911 nach dem Bruder des Kaisers Wilhelm II. namentlich die „Heinrichstraße“, ebenso bekam der Preußen-Feldherr von Roon eine Straße; Goeben, Wrangel, Blücher und Bismarck auch; zudem Damen des Königshauses. Das sind neben Musiker-, Künstler-, Tier-, Pflanzen-, Heiligen- und anderen Straßen die „patriotischen Straßen“. Sie sind historische Denkmale. Und wie es mit Denkmalen so ist: sie werden abgerissen, wenn man den Geehrten nicht mehr ehren will oder sie bleiben. Die 1933 bis 1945 nach Hitler und anderen NS-Größen benannten Plätze und Straßen sind verschwunden. In Dorsten heißt beispielsweise dass Essener Tor wieder so, die „Adolf-Hitler-Straße“ in Holsterhausen ist nach 1945 dem heiligen Antonius gewidmet. Weiterlesen

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Kann eine höhere Wahlbeteiligung durch mehr Bürgerbeteiligung erreicht werden? Wohl kaum. Die Ursachen liegen tiefer – Eine Entgegnung auf Dirk Hartwich

Seit Jahrzehnten lenkt eine Handvoll Parteipolitiker im Rathaus die Geschicke der Stadt

Von Helmut Frenzel

18. August 2017. – Kürzlich veröffentlichte die ,,Dorstener Zeitung“ ein Interview mit Dirk Hartwich, Mitglied des SPD-Ortsvereins Rhade und früher Mitglied im Rat der Stadt Dorsten. Er sorgt sich um die sinkende Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen, die manche als ein Zeichen für die schwindende Akzeptanz unseres Demokratie-Modells verstehen. Einen Weg, dem entgegenzuwirken, sieht er in mehr Beteiligung der Bürger an Entscheidungen der Politik. Die bisherigen Formen der Bürgerbeteiligung reichen ihm nicht. Er sagt: ,,Was allgemein Bürgerbeteiligung genannt wird ist in der Regel eine nicht repräsentative Meinungsabfrage von Bürgern, die den Weg zu einer Info-Veranstaltung gefunden haben und dort mitdiskutieren dürfen. Das hat mit echter Beteiligung ziemlich wenig zu tun.“ Dirk Hartwich macht Vorschläge, wie die Bürger in Dorsten über das vorhandene Maß hinaus noch besser an der politischen Meinungsbildung beteiligt werden könnten. Seine Vorschläge zielen auf eine Wiederbelebung des Interesses der Bürger an politischen Themen und letztlich darauf, dass sich auf diese Weise mittelfristig eine Erhöhung der Wahlbeteiligung erreichen lasse. Weiterlesen

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Franziskanerpater Gossler erklärte 1846 Theresia Winter als stigmatisiert, gewann damit die Dorstener, von denen sich einige gegen die ablehnende Obrigkeit mit Äxten bewaffneten

Stigmatisierte Bauernmagd Therese Neumann (1898-1962) von Konnersreuth, 2005 Seligsprechungsverfahren eingeleitet.  So könnte auch Theresia Winter 1846 vorgeteigt worden sein

Von Wolf Stegemann

Ein Ereignis in dem kleinen, Mitte des 19. Jahrhunderts noch recht verschlafenen westfälisch-preußische Landstädtchen Dorsten war 1846 – nicht übertrieben gesagt – „in aller Munde“. Es beschäftigte die damaligen Tages- und Wochenblätter zwischen Kiel bis Kempten, von Sachsen bis  ins Rheinland genauso wie die preußische Regierung und den König in Berlin und den Papst in Rom. Die Artikel über dieses Ereignis waren im Geist des damaligen Katholizismus noch überwiegend positiv bzw. neutral, doch einige auch negativ. In der  „Sächsischen Dorfzeitung – Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann“ mit einer in Empörung gekleidete Frage: „Giebt’s denn in dem preußischen Dorsten keine Polizei?“ Vorher informierte das Blatt über das Ereignis: „Der bekannte Pater Gossler in Dorsten lässt eine Nonne mit einer Dornenkrone, d. h. mit den Wundmaalen einer auf die Stirn gedrückten Dornenkrone sehen; auch betheuert er auf der Kanzel, er habe die Nonne über ihrem Bett schweben sehen. Die Gläubigen staunen und – zahlen.“ Dann kommt der Ruf nach der Polizei. Weiterlesen

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Zurückgeblättert: Französische Flüchtlinge „überschwemmten“ vor 215 Jahren die Herrlichkeit – Meist adelige Asylbewerber fanden hier Unterkunft. Einer charakterisierte die Bevölkerung

Französische Emigranten 1795 vor Münster, Aquarell von 1800 (Landesarchiv Münster)

Von Wolf Stegemann

Vergleiche hinken fast immer, sagt der Volksmund. Vergleicht man dennoch die „Flüchtlingswelle“ von 2015 mit der von vor 215 Jahren, die französische Asylanten und Exilanten nach Westfalen und auch nach Dorsten brachte, dann zwängen sich wohl Parallelen auf, wenngleich es Ende der 18. Jahrhunderts meist Adelige, Geistliche und andere Ordensangehörige waren, die vor dem Schafott der Revolutionäre flüchteten. Die französische Nationalversammlung komplettierte innerhalb weniger Monate die Verfolgungsgesetze, wonach die Emigranten in Ewigkeit verbannt, bei Rückkehr mit der Todesstrafe bedroht waren (1772) und die Emigration in Kriegszeiten ein Verbrechen war, das mit der Todesstrafe geahndet wurde (1793). Zugleich wurde eine Liste von über 30.000 Emigranten veröffentlicht. Jede Hilfe für sie und sogar der Briefverkehr zogen die Todesstrafe nach sich. Etliche der Emigranten kamen auch nach Dorsten. In der Chronik Terlunen steht darüber: Weiterlesen

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Mais! Soweit das Auge reicht, überall Mais – Die Energiewende lässt grüßen

Maisfeld an Maisfeld – in und rund um Dorsten; Foto: Helmut Frenzel

Von Helmut Frenzel

21. Juli 2017. – Wer in diesen Tagen durch die Landschaft streift, der kann sein grünes Wunder erleben. Überall Mais. Auf riesigen Flächen. Mais dominiert das Landschaftsbild. Dazu mag beitragen, dass er inzwischen hoch gewachsen und schon deswegen nicht zu übersehen ist. Gleichgültig auf welcher Straße man Dorsten verlässt: man fährt an Maisfeldern entlang oder besser: durch Maisfelder. Manche Wege abseits der Hauptstraßen wirken wie Schneisen, die man in die Maiswüste geschlagen hat. Es drängt sich der Eindruck auf, dass auf dem überwiegenden Teil der Ackerflächen Mais angebaut wird. Weiterlesen

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