Dorsten-Essener abc-Gesellschaft baut seit 30 Jahren Schulen in Asien und Afrika und hat in Südamerika eine Universität für die Saraguro-Indianer errichtet

Franz-Josef Kuhn mit Schülern der neuen Schule in Malawi; Foto: abc-Gesellschaft

Von Wolf Stegemann

Die 1984 von dem Verleger Franz-Josef Kuhn (vormals Spectra-Verlag in Dorsten bzw. Wulfen) in Dorsten gegründete „abc-Gesellschaft zur Förderung des Lesen- und Schreibenlernens in der 3. Welt e. V.“ hat unter dem Motto „Lernen ist Leben – Bildung ein Menschenrecht“ drei Hauptaufgaben: Schulbau, Lehrer-Wanderakademien, Erwachsenenalphabetisierung. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten neben Kuhn der damalige Schulleiter Reichert (Lünen-Brambauer), Eva-Marie Clasen (Dorsten), Klaus Hermann (Unna), Erika Potthoff (Reken), Christel Requena (Raesfeld) und Annette Theis (Essen). Die Gesellschaft fördert/e vor allem in Ecuador, Nepal in den letzten Jahren in Afrika den Bau von Schulen. So konnte 1995 in Tenta (Ecuador) ein Schulzentrum mit Kita, Primar- und Sekundarschule sowie Werkstätten errichtet werden, für die Saraguro-Indianer 2001 die erste Indianer-Universität von Südamerika mit sieben Fakultäten, in Nepal eine Grundschule, auf Sri Lanka ein Schulzentrum mit Kindergarten und ein Lehrerfortbildungszentrum, in Afrika zwei Primarschulen in Malawi (mit Lehrerhäusern und Brunnen) errichtet und mit Lehrmitteln ausgestattet werden. Weiterlesen

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Blick in die Geschichte: Große Arbeitslosigkeit 1930/31 – Nach Zechenschließung „Baldur“ die höchste Quote. Tiefste Not in Holsterhausen und Hervest-Dorsten

Zeche Baldur in Holsterhausen um 1912

Von Wolf Stegemann

Die Arbeitslosigkeit während der Wirtschaftskrise stieg durch Stilllegungen großer Betriebe, durch den Preisverfall in der Landwirtschaft, wobei es den Familienbetrieben im Westen besser ging, denn ihre überwiegend viehwirtschaftlichen Erzeugnisse erzielten in der Regel noch bessere Preise. Die Masseneinkommen waren rückläufig, die Steuern stiegen und die öffentlichen Ausgaben wurden drastisch gekürzt. Auf dem Verordnungsweg wurden die tariflich festgelegten Löhne heruntergeschraubt, Industrie und Handel investierten nicht mehr. So stieg die Arbeitslosenzahl während Reichskanzler Brünings Amtszeit von 2,3 auf 6 Millionen. Seine exportorientierte Beschäftigungspolitik war fehlgeschlagen. Auch seine binnenmarktorientierte Beschäftigungspolitik hatte keinen Erfolg. Die vorgesehenen Notstandsarbeiten (Wegebau, Siedlungsbau) stellten aber einen Ausgleich für gewisse unpopuläre Sparmaßnahmen (drastische Kürzung der Arbeitslosenversorgung) dar. Nicht wirtschaftliche Ankurbelung, sondern die Beschäftigung von Arbeitslosen war das Ziel des im Mai beschlossenen Programms, das lediglich zusätzliche Ausgaben von 20 Reichsmark pro Arbeitslosen vorsah und somit nichts weiter als eine leere Geste war. Weiterlesen

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Wer weiß, wo einst die Einsstraße war? – Spurensuche nach dem Standort bislang erfolglos

Blick über die Lippe um 1910 zur Mühle Lorey und Circel (Wasserstraße). Ob dort die Einsstraße war?

Der „Ökumenische Geschichtskreis Holsterhausen“ zeigt Hartnäckigkeit. Seit Jahren ist er auf der Suche nach der Einsstraße, die noch 1914 im Holsterhausener Adressbuch stand, danach – wie es scheint – spurlos verschwand. Wohin? Das ist hier die Frage!

Anfangs dachten die Mitglieder des Geschichtskreises angesichts der vielen Personen, die in den beiden Häusern wohnten, dürfte es nicht schwer sein, die Namen mit denen in späteren Adressbüchern zu vergleichen. Mitarbeiter machten sich frohen Mutes an die Arbeit – allerdings ohne Erfolg. Keiner der Namen tauchte im darauf folgenden Adressbuch von 1926 wieder auf. Vielleicht lag es am Ersten Weltkrieg mit seinen Umwälzungen, der zwischen den Veröffentlichungen von 1914 und 1926 lag. Die Eigentümer der beiden Häuser in denen die Parteien zur Miete wohnten, sind bekannt. Ein Haus gehörte einem oder einer Angehörigen der großen Dorstener Familie Circel. Nachfragen brachten nur Schulterzucken. Auch „drei alte Tanten Circel“, die auf Grund ihres Alters eigentlich wissen mussten, wo die Circels Häuser hatten, waren ratlos. Eine Befragung der Nachkommen des anderen Hausbesitzers von 1914, Lorey, brachte kein Ergebnis.

Im Hause des Eigentümers Lorey wohnten: Karl Stoffel (Händler), Otto Häbisch (Maurer), Erich (unleserlich)Meyer (Maurer), Wilhelm Wenige (Händler), Ernst Schroeder (Gemüsehändler), Albert Friedrich (Maurer), Franz Schantz (Bergmann), Gustav Gräfe (Maurer), Fritz Drees (Arbeiter), Stephan Maron (Hauer), Paul Zdrzalek (Bergmann), Julius Kröger (Arbeiter), Anton Klöpper (Bergmann) und Viktor Kunz (Maschinenbauer). Im Hause Circel ist als Mieter lediglich der Maschinist Dominiko Bau angegeben.

Auszug aus dem Adressbuch von 1914 unter "Einsstraße"

Die Straße in alten Karten zu finden? Nicht schwierig, dachte nun auch Ulrich Brenscheidt,  Vermessungsoberamtsrat a. D. Die Katasterämter werden wohl Auskunft geben können, wo die Einsstraße war und wann und warum sie nicht mehr aufzufinden ist. Wiederum gefehlt – in Dorsten wie auch in Recklinghausen und Coesfeld. Zumindest bislang. Bliebe noch das Landesarchiv in Münster, um in alten Karten und Akten über das Zusammenlegungsverfahren, also die Grenzänderungen im Zuge der Verkoppelung (Flurbereinigung) zwischen den Gemeinden Hervest und Holsterhausen (ab 1921) eine Spur der Einsstraße zu finden. Dieses Zusammenlegungsverfahren mit den beteiligten Grundbesitzern wurde 1916 begonnen und endete in den 1930er-Jahren. Auch der 1915 begonnene Kanalbau wischte so manches Sträßchen einfach weg.

Noch keine Hinweise auf die Einsstraße in den Achivakten

Wiederum mit Optimismus und viel Zeit ausgestattet, sind sodann Ulrich Brenscheidt und Wolf Stegemann nach Münster gefahren und haben einen Tag lang Akten und Karten studiert. Fixiert auf den Namen Einsstraße brachte das Studium der Archivalien zwar keinen nachweisbaren Erfolg, bestärkte aber die Thesen, dass die „Einsstraße“ im Holsterhausener Adressbuch eine auf den Karten eingetragene Ziffern-Nummerierung für Straßen im Planungsverfahren war, die von den Gemeinden noch keine Widmung hatten. Der Adressbuchverlag hat, das ist Spekulation, wohl aus einer „1. Straße“ oder „Straße Nr. 1“ die Schreibweise „Einsstraße“ gemacht. Auch dürfte nach Ansicht der beiden Straßensucher des Geschichtskreises die „Einsstraße“ in den Jahren nach 1916 im Bereich der heute verlaufenden Halterner Straße in Richtung Wasserstraße, Katenberg, Lippe bzw. Kanal bis zum Bereich Maria Lindenhof von Holsterhausen zur Gemeinde Hervest gekommen und danach aus unbekannten Gründen aufgehoben worden sein. Wo die Holsterhausener Einsstraße mit den zwei Häusern und insgesamt 15 Mietern verblieben ist, das nachweisbar zu klären, wird sich der Geschichtskreis weiter bemühen.

Umlegungsakte aus dem Landesarchiv Münster

Die auf der Halterner Straße Nr. 14 wohnende Witwe des Invaliden Circel, Josefine geborene Tiehoff zu Hervest, legte zusammen mit ihrem Sohn Heinrich Circel bei der Umlegungskommission in dem seit etlichen Jahren andauernden Rezeßstreit 1929 Beschwerde ein, bereits im 2. Rechtsgang.

Es ging um einen Weg von der Halterner Straße zur Wasserstraße, die in der damaligen Planung als „Weg Nr. 116“ geführt wurde. Der dem Rechtsstreit zugrunde liegende Wirtschaftsweg mit der Nr. 119 führte zu dem Circel-Gehöft, das früher an der Lippe, 1929 aber am Kanal lag.  Dieser Zuweg war etwa 30 Meter lang, hatte eine Steigung von zehn Prozent und lag drei Meter höher als die Wasserstraße. Zur Auflage gehörte, dass die Witwe ihren rampenartigen Weg auf eigene Kosten befestigt. Die Spruchkammer des federführenden Landeskulturamtes Coesfeld für die preußische Provinz Westfalen erkannte in seiner Sitzung vom 20. Dezember 1930, dass der Witwe Circel 100 Mark Beihilfe zum erfolgten Ausbau der Weges zugestanden werden müssen (Rezess in der Umlegungssache Hervest, H. 746, Akte Nr. 5595, Landesarchiv Münster).

Aus anderen Akten der Umlegungskommission (Legitimationsstelle) geht hervor, dass ein Kaufmann namens Franz Loren in Holsterhausen Nr. 8 wohnte, er später in der Halterner Straße Nr. 8 zu Hervest-Wenge wohnte (Landesarchiv Münster, Akten Zusammenlegung Holsterhausen, Nr. 5885, Landesamt für Agrarordnung).

  • Hat jemand aus der geneigten Leserschaft Informationen zur Einsstraße?
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Hans-Pfitzner-Straße im Stadtsfeld: Der Komponist war ein glühender Nationalsozialist, ein ausgewiesener Antisemit und ein begeisterter Verehrer Adolf Hitlers über 1945 hinaus

Hans-Pfitzner-Straße im Stadtsfeld; Foto: Hemut Frenzel

Hitler wollte Europa „einen großen Dienst leisten,
indem er alle Juden aus ihm vertriebe.“
Hans Pfitzner, 1946

Zusammengestellt von Wolf Stegemann

3. Juli 2015. – Was hat die Hans-Pfitzner-Straße mit dem Tillessen-See zu tun? Beide haben einen ausgewiesenen Nationalsozialisten als Namensgeber. Unlängst hat der Bauausschuss des Rates der Stadt Dorsten für eine Umbenennung des Tillessen-Seees votiert. Für die Umbenennung der Hans-Pfitzner-Straße aber nicht. Hans Pfitzner war Komponist und Dirigent und lebte von 1869 bis 1949. Weiterlesen

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Das Porträt: Die Künstlerin Christa Nienhaus-Rekers aus Rhade – Textil-Designerin, Werbegrafikerin, Radiererin und Malerin

Christa Nienhaus-Rekers bei der Vernissage am 21. Juni; Fotos (5): Wolf Stegemann

Von Wolf Stegemann

„Farbe und Form spielen heute eine Hauptrolle in meinem Leben“, sagt die Rhaderin Christa Nienhaus-Rekers, die Ende des letzten Jahres in der Lohnhalle der ehemaligen Zeche Fürst Leopold in Hervest-Dorsten ein Atelier bezogen hat. Bilder der Künstlerin sind noch bis zum 23. August im Restaurant „Capannina“ (früher Wulfener Hof) an der Dülmener Ecke Hervester Straße in Altwulfen zu sehen. Unter dem Titel „SüdLichter“ gibt die Künstlerin dort einen Einblick in ihr voluminöses und künstlerisch vielfältiges Werk, vor dem der Besucher sich nicht nur mit den erwähnten Formen und Farben auseinandersetzen kann sondern auch mit den weit gefächerten Motiven, welche die Künstlerin mit handwerklichem Können auf die Leinwand oder auf das Papier bringt. Die Vernissage war am 21. Juni (siehe Fotos). Weiterlesen

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Unwissende Ratsmitglieder am Gängelband der Verwaltung – Diese tut wenig dafür, dass sich das ändert

Rathaus Dorsten am Gemeindedreieck

Kommentar von Helmut Frenzel

19. Juni 2015. – In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses des Rates am 29. April 2015 stand unter anderem die Frage auf der Tagesordnung, wie mit einem im Mai 2015 fälligen Kredit von 15 Millionen Schweizer Franken verfahren werden solle: Verlängerung in Schweizer Franken oder Ablösung und Rücktausch in Euro. Die Verwaltung hatte dazu eine Beschlussvorlage vorbereitet, in der die Problematik für jeden einigermaßen verständlich dargestellt war. In der Aussprache im Ausschuss konnte das Ausschussmitglied Susanne Fraund in der Sache nichts beitragen. Statt dessen tat sie sich mehrmals mit der Bemerkung hervor, dass sie von dem Sachverhalt gar nichts verstünde. Als es um die Beschlussfassung ging, befürwortete sie den Vorschlag der Verwaltung mit der Begründung: diese habe immer gute Vorschläge gemacht und deshalb stimme sie zu. Im Protokoll steht dazu: „Frau Fraund hielt die Vorgehensweise der Finanzverwaltung in der Vergangenheit für positiv.“ Weiterlesen

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Bildstöcke – Glaubenszeugnisse und Ausdruck ländlicher Volksfrömmigkeit

Bildstock am Anfang des Polsumer Wegs in Altendorf-Ulfkotte; Fotos (9 ): Wolf Stegemannang Polsumer Weg

Von Wolf Stegemann

Bildstöcke sind wichtige Belege einer anhaltenden wenn auch nachlassenden Volksfrömmigkeit und len­ken die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den ursprünglichen und alltäglichen Umgang mit Religion und Glauben. Kreuze und Bild­stöcke laden Gläubige zum Verweilen, zur Besinnung und zur Andacht ein. Der Errichtung der Wegebilder und Hof­bildstöcke lagen oft verschiedene Intentio­nen zugrunde: Dank für die Errettung von Krankheiten, für Überwindung von Notsituationen, für unversehrte Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft. Ein reges Wiederaufleben von Bild­stocksetzungen ist in ländlichen Stadtteilen wie Rhade und Altendorf-Ulfkotte festzustellen. Ihre Aufstellung erfolg­t(e) fast ausnahmslos aufgrund einer Fürbitte, eines Gelübdes oder eines Dankes. Weiterlesen

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