Zurückgeblättert: Völlerei verboten, Peitschenhiebe für Bettler. Katholische Zustände der Pfarreien im Vest Recklinghausen am Ende des 18. Jahrhunderts – ein Visitationsbericht

Visitation des Geistlichen in einer Schule im 18. Jahrhundert

Von Wolf Stegemann

29. Juli 2016. – Mit der Visitation verfolgten die Fürsten und Räte der Städte das Ziel, die Pfarrer und Prediger hinsichtlich ihrer Qualifikation für geistliche Aufgaben zu überprüfen, sich über die sittlich-religiösen Zustände der Gemeinden zu informieren und den kirchlichen Besitz aufzuzeichnen. Der Visitation unterlagen kirchliche Personen, Sachen, Orte und Anstalten. Seit dem 15. Jahrhundert wurden die Visitationen zunehmend von Beauftragten des Landesherrn durchgeführt. In der Reformationszeit waren die landesherrlichen Visitationen durchweg das Mittel zur Einführung der neuen Kirchenordnung. Vier Jahre vor der Säkularisierung des Fürstentums Köln, zu dem Dorsten gehörte, und Absetzung des letzten Fürstbischofs als Landesherr, sandte Kurfürst Maximilian Franz aus dem Hause Österreich, Kurfürst seit 1784, im Jahr 1797 einen „Commissarius Vestanus“ in das Vest Recklinghausen, um nachzusehen, wie die kirchlichen Zustände in den Gemeinden waren. Visitator war Pfarrer Johann Heinrich Wesener (1755 bis 1822), gebürtig in Dorsten. Weiterlesen

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Dorstens Kino-Vergangenheit: „Weibsteufel“, Amtsinspektor spielte Geige, Hitlers Geburtstag, Mozarts „Zauberflöte“ und ein missglückter Überfall auf die Kinokasse – Ein Rückblick

Central-Theater an der Borkener Straße in Holsterhausen in den 1950er-Jahren

Von Wolf Stegemann

Schon früh kamen die Dorstener in den Genuss der von den Gebrüdern Lumière in Paris erstmals 1895 vorgestellten bewegten Film-Bilder. In der Gaststätte Nuyken an der Lippestraße wurden mittels eines mobilen Kinematographen Stummfilme vorgeführt. Mit der schnellen Entwicklung des Films kamen in Dorsten auch fest eingerichtete Lichtspielhäuser auf. In der Lippestraße befanden sich von 1950 bis 1965 die Schlüssel-Lichtspiele, die Bernhard Brüggemann 1981 im alten Lippetor-Center wieder aufleben ließ, bis er sie 1993 wieder schloss, um sich seinem von Grund auf neu und für 6,5 Millionen DM ausgebauten Central-Kino in Holsterhausen zu widmen. Mittlerweile gibt es eine recht gut angenommene Konzeption, um das Kino in Zeiten des alltäglichen Fernsehens wieder in das Blickfeld zu rücken: Kino für Senioren, Kinder, Kirche und andere. Weiterlesen

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„Hollandgänger“ aus Westfalen arbeiteten jenseits der Grenze. Wen das Auswanderungsfieber packte, blieb, um ein besseres Leben zu haben: ob im Wilden Westen oder in Südamerika

Notgeld der Stadt Freren 1922 (Emsland Lingen Museum)

Von Wolf Stegemann

15. Juli 2016. – Wie sich doch so manches gleicht! Wir erinnern uns an die Gastarbeiter aus Italien, Jugoslawien, Griechenland, Spanien und der Türkei, die in den 1960er-Jahren nach Deutschland kamen, weil sie hier gebraucht wurden. Heute sind es u. a. Polen, die als Saisonarbeiter nach Deutschland kommen, beispielsweise während der Spargelzeit. Meist ist beiden geholfen, den Spargelbauern, denen Arbeitskräfte fehlen, und den Arbeitskräften, die Geld verdienen. So war es auch im 17. bis 20. Jahrhundert, als deutsche Saisonarbeiter im Ausland Geld verdienten, um ihre Familien in der Heimat zu versorgen. Denn bereits seit dem 17. Jahrhundert bestand ein Wohlstandsgefälle zwischen Holland / Westfriesland und dem armen und von Missernten und Steuerlasten bedrückten Westfalen. So waren die westfälischen und emsländischen Saisonarbeiter aus sozialer Not getrieben. Hauptmerkmal dieser Arbeit war die jahreszeitlich beschränkte Saisonarbeit. Weiterlesen

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Robert Schulte Hemming komponierte die Filmmusik für die Mordkommission Istanbul, Oberinspektor Derrick, Commissario Brunetti, den Bergdoktor und viele andere

Robert Schulte Hemming (r.) mit seinem Musik-Partner Jens Langbein im Off Beat Studio Hamburg

Von Wolf Stegemann

8. Juli 2016. – „Die hohe Kunst des Seitensprungs“ hat er vertont – musikalisch, versteht sich. Auch den mit dem Grimme-Preis gekrönten Film „Das Urteil” von Oliver Hirschbiegel und „Ein Engel schlägt zurück”, Regie Angelina Maccarone. Wer sein Werksverzeichnis liest, glaubt, ein TV-Programmheft vor sich zu haben: „Hilfe, ich bin ein Junge“, „Der Bergdoktor“, „Geld, Macht, Liebe“,  „Der Staatsanwalt“, „Amokläufer“, „Familie Sonnenfeld“, „Ein Ferienhaus in Marrakesch“, „Mordkommission Istanbul“, „Das Paradies am Ende der Welt“, „Donna Roma“, „Ein starkes Team“, „Lisa Falk – Eine Frau für alle Fälle“, „Die Männer vom K3“, „Derrick“, „Freunde fürs Leben“, „Utta Danella – Das Familiengeheimnis“, „Sturzflug ins Glück“, „Und plötzlich war alles anders“, „Wenn zwei sich trauen“ und „Wiedersehen auf Palma“. Dabei sind auch die Folgen der TV-Filme Donna Leons in Venedig. Denn wenn Commissario Brunetti durch die Lagunenstadt schlendert, begleitet ihn die Musik von Robert Schulte Hemming. Weiterlesen

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Sex and the City: Über Bordsteinschwalben an der Stadtgrenze, Etablissements in der Stadt, Sexsteuer für den Stadtsäckel und ein enttäuschtes Gesicht des Stadtkämmerers

Straßenstrich, Foto: dpa

Von Wolf Stegemann

Wer wissen will, in welchen Städten „Bordsteinschwalben“, wie Frauen auf dem Straßenstrich auch genannt werden, stehen oder nicht stehen dürfen, der findet im Internet reichlich Auskunft. Neben Hamburg, Düsseldorf und Rom ist auch Dorsten als Straßenstrich-Standort verzeichnet. An der B 225 zwischen Abfahrt Marl-Frentrop (A 52) und Ortseingang Dorsten stehen tagsüber selten, doch abends immer wieder einige Lust-Anbieterinnen. Weiterlesen

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Was war der Nationalsozialismus im „neuen“ Reich? Joseph Wiedenhöfer, Direktor des Gymnasium Petrinum bis 1932, wusste schon 1934 die Antwort: Eine Forderung der Religion!

Von Wolf Stegemann

17. Juni 2016. – Eine Vorbemerkung zu dem folgenden wörtlich wiedergegebenen Text ist notwendig. Er steht unter dem Titel „Der deutsche Schicksalsweg zur Höhe“ (S. 90) als letztes Kapitel im Nachspann der 90-seitigen Broschüre „Der erste Hammerschlag. Unsern Befreiern aus Spartakistengewalt. Zum Weihetag des Freikorpsehrenmals“ 1934 veröffentlichte. Mit Höhe meint der Autor den Nationalsozialismus. Das erste Kapitel heißt entsprechend „Der deutsche Schicksalsweg zur Tiefe“, das ist nach dem Kaiserreich die Weimarer Republik. Autor ist der in Dorsten bestens bekannte Dr. Joseph Wiedenhöfer, der von 1905 bis 1932 Direktor des Gymnasium Petrinum in Dorsten war. Das Heft erschien anlässlich der Einweihung des Freikorps-Ehrenmals am Kanal am 24. Juni 1934 durch die Nazis im Verlag Josef Weber, in dem auch die „Dorstener Volkszeitung“ (heute Dorstener Zeitung) erschien. Das Freikorps Lichtschlag hatte 1919 die kommunistischen Spartakisten aus Dorsten mit Gewalt vertrieben, wobei sie auch Morde begangen haben. Das Denkmal stand etwa da, wo sich heute die Rückfront des Einkaufscenters Mercaden befindet. Die Engländer kippten das Denkmal 1945 in den Kanal. Der Pädagoge, Humanist und Heimatforscher Dr. Wiedenhöfer biederte sich sofort nach der Machtübernahme den neuen Herren an, war strammer Nationalsozialist, was aus seinen Veröffentlichungen hervorgeht. So auch aus dem hier nachveröffentlichten Text mit seinen Erklärungen, wie wichtig der Nationalsozialismus für die Rassenart und das Volk sei, weil natur- und gottgegeben. Am heutigen Freitag wird vermutlich das Urteil gegen einen ehemaligen SS-Wachmann vom Landgericht Detmold gesprochen. Er war an der Todesmaschinerie der Nationalsozialisten in Auschwitz beteiligt. Vermutlich eines der letzten Urteile gegen Schuldige dieser Verbrechen, wenn nicht das letzte. Weiterlesen

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Mercaden im Stresstest: Bilanz nach hundert Tagen – erste Veränderungen in der Altstadt – „Eigenattraktivität“ zu gering

Mercaden - Blick in die 1. Etage, Montag, 6. Juni 2016, 14 Uhr; überklebte Leerstände links und rechts; Fotos (6): Wolf Stegemann

Von Helmut Frenzel

10. Juni 2016. – Als Anfang März das Mercaden seine Pforten öffnete, wurde von allen Seiten die Bereicherung hervorgehoben, die Dorsten mit dem neuen Einkaufszentrum erfahre. Die örtliche Kaufkraft werde stärker gebunden; Kunden aus der Umgebung würden angezogen und der innerstädtische Einzelhandel von einer höheren Besucherfrequenz profitieren. Viele Dorstener freuten sich auf die neuen Einkaufsmöglichkeiten. Dazu kam die allgemeine Erleichterung über das Ende der Großbaustelle und die damit verbundenen Einschränkungen im Straßenverkehr. Auch an die äußeren Dimensionen gewöhnten sich die Dorstener überraschend schnell. Es hätte schlimmer kommen können, hört man. Eine positive und erwartungsvolle Grundstimmung begleitete die Eröffnung. Entsprechend groß war das Interesse. Weiterlesen

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