„Die Kette“ – Kunstwerk Antonio Filippins machte in den 1980er-Jahren Furore – Skulpturen regten an, sich mit Gewalt, Einsamkeit, Unterdrückung und Folter auseinanderzusetzen

Wohlstand und Elend – eine der Skulpturen an der „Kette“

Von Wolf Stegemann

Einer der rührigsten, bekanntesten, erfolg- und ideenreichsten Künstler in Dorsten war Antonio Filippin, der 1996 mit Sack und Pack sowie einigen seiner Kunstskulpturen auf die Seychellen auswanderte. Da war er  55 Jahre alt. Viele Dorstener der 1960er- bis Mitte der 1990er-Jahre und noch mehr Schülerinnen und Schüler sowie Lehrer des St. Ursula-Gymnasiums kannten und kennen ihn, denn am Marktplatz, gleich neben dem Alten Rathaus Ecke Wiesenstraße, hatte Antonio Filippin seine Eisdiele, zugleich sein Künstlerdomizil, denn im Keller machte er nicht nur Eis, sondern schnitzte und bildhauerte auch. Seine Eisdiele war daher ein „Künstlertreff“ für Maler und Literaten. Antonio Filippin wirkte aber nicht nur in Dorsten, sondern als Aktionskünstler im gesamten Ruhrgebiet. Dass er auch darüber hinaus gefragt war, war nicht zuletzt seinem angesehenen  Künstlerprojekt „Die Kette“ zu verdanken, die er ab 1984 entwickelte und das aufwändige Projekt in den folgenden Jahren in Ruhrgebietsstädten bei besonderen Anlässen zeigte – auch bis ins Siegerland –  und dort stets für Gesprächsstoff sorgte. Weiterlesen

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Städtisches Kulturamt: „Einverleibung“ in den Lernbetrieb der Volkshochschule scheiterte 1982, doch 1997 klappte es! Nicht gerade zum Vorteil der Kultur – ein Politikum

Haupteingang zum Bildungszentrum – versteckt, schäbig und dunkel; Fotos (2): Wolf Stegemann

Von Wolf Stegemann

29. Juni 2018. – Schlagzeilen der beiden Lokalzeitungen beherrschten im August des Jahres 1982 überwiegend kulturpolitische „Denkmodelle“, die das politische Klima im Rathaus anreizte. Der Kulturamtsleiter Ludger Heyming und sein Stellvertreter Wilzek hatten in anderen Städten bessere Angebote gefunden. Mit Weggang der beiden gab es kein Kulturamtspersonal mehr. Die Verwaltung musste das Kulturamt mit der Leiterstelle und Personal neu besetzen. Wie aus den damals veröffentlichten Zeitungsberichten hervorgeht, wollte der Volkshochschulleiter im Bildungszentrum Maria Lindenhof, in dem auch das Kulturamt untergebracht war, auch Chef des Kulturamts werden und machte sich stark, dass das jetzt verwaiste Kulturamt der Volkshochschule eingegliedert werde. Dabei ginge es weniger um  Kultur als um Geld. Denn der Volkshochschule standen Finanzkürzungen bevor. Daher käme der Volkshochschule der Kulturetat gerade zu recht, welcher der Volkshochschule im Falle der Eingliederung zur Verfügung gestanden hätte. Weiterlesen

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14 Jahre lang leitete Wolfgang Müller das Kulturamt und war mit seinem Team auffallend erfolgreich, so dass man rückblickend und vergleichend von einer Ära Müller sprechen kann

Wolfgang Müller (Mitte) bei der gemeinsamen Buchvorstellung der Forschungsgruppe Dorsten unterm Hakenkreuz mit Sr. Johann Eichmann und Wolf Stegemann 1987; Foto: Steffe (RN)

Von Wolf Stegemann

Von 1982 bis 1996 leitete Wolfgang Müller, der vom Bottroper Bauamt ins Dorstener Rathaus kam, das Kulturamt. Die Kulturpolitik war Anfang der 1980er-Jahre ein Stiefkind im Rathaus. Wolfgang Müller brachte durch Planung, Umsicht und neue städtische Kulturangebote, Unterstützung der Kulturvereine und Kulturprojekte Dorstens zaghaftes „Kulturpflänzchen“ in den 1980er-Jahren zur Blüte. Beispielsweise waren die jährlich stattfindenden Altstadtfeste mit einem umfassenden Kulturprogramm begleitet und beschränkte sich nicht nur auf Alkoholkonsum und Fressbuden wie heute. Die 14 Jahre  Wolfgang Müller in der Dorstener städtischen Kultur kann man im vergleichenden Rückblick durchaus als „Ära Müller“ bezeichnen. Weiterlesen

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Geplante Garagenhöfe in den Gärten der Zechensiedlung in Hervest lösten 1985 heftigen Streit zwischen Stadt und Bewohnern aus, den Ministerialrat Ganser mit einem Satz beendete

Bei der Planung  Zwischenbebauung kam es zum Garagen-Streit; Foto: Baukunst NRW

Von Wolf Stegemann

15. Juni 2018 – Bevor die Zechensiedlung Hervest-Dorsten 1986 eine Gestaltungssatzung bekam und 1987 als „Gartenstädtische Arbeitersiedlung“ unter Denkmalschutz gestellt und saniert wurde, fanden ab 1984 immer wieder heftige Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern, Planern, Stadt, Hoesch-Wohnungsgesellschaft statt, der auch über die Lokalpresse ausgetragen wurde. Die anhaltende Kritik und die Berichterstattung darüber veranlasste die Hoesch-Wohnungsgesellschaft zu einer langen Stellungnahme, die in der Lokalpresse – am 17. März 1984 in den „Ruhr-Nachrichten“ – veröffentlicht wurde. „Während die Berichterstattung zumeist sachlich und richtig ausfiel, waren die Kommentare und Leserbriefe häufig emotional geladen und gaben die Tatsachen nicht immer korrekt wieder.“ Die Hoesch-Wohnungsgesellschaft behauptete, dass die meisten Kritiker der Planungsabsichten außerhalb der Bergmannsiedlung wohnten und gar nicht zum Kreis der Betroffenen gehörten. Wenn sich aber betroffene Mieter ihre Interessen von den von ihnen gewählten Ratsmitgliedern und vom Betriebsrat der Zeche Fürst Leopold vertreten lassen, „kann eine ungerechte Einmischung sehr schnell zu einer unerwünschten Bevormundung werden“. Und an anderer Stelle heißt es: „Aus unseren Gesprächen mit vielen Mitarbeitern wissen wir, dass nur wenige noch einen großen Garten bewirtschaften wollen. Die meisten möchten lieber einen kleinen Individualbereich, im dem sie sich an Sonntagen zusammensetzen können. … Die Kinder können auf den neuen Spielplätzen, die von der Stadt Dorsten angelegt werden, nach Herzenslust herumtollen …“ Weiterlesen

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War es Kulturkampf, als die preußische Regierung 1914 anordnete, dass nichtkatholische Mädchen das Lyzeum der Dorstener Ursulinen verlassen mussten?

Schülerinnen in der Turnhalle der Urulinenschule in Dorsten; Foto: St. Urula-Archiv

Von Wolf Stegemann

Im so genannten Kulturkampf (Trennung von Kirche und Staat) zwischen dem preußischen Königreich bzw. dem späteren Deutschen Kaiserreich unter Reichskanzler Otto von Bismarck und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. wurden in der Eskalationsphase ab 1871 u. a. auch Ordenseinrichtungen geschlossen und Ordensgemeinschaften mussten Preußen bzw. Deutschland verlassen. Die Dorstener Franziskaner und die Ursulinen gingen nach Holland bzw. Belgien ins Exil und konnten nach Beendigung des Kulturkampfes 1878 bzw. der diplomatischen Beilegung 1887 zurückkehren. Dieser Teil der Dorstener Kirchengeschichte ist hinlänglich bekannt und in mehreren Publikationen veröffentlicht. Weiterlesen

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Abwertung des Schweizer Franken bringt der Stadt jetzt einen Millionengewinn – doch davon erfahren die Dorstener Bürger nichts … warum?

Betrachtung von Helmut Frenzel

1. Juni 2018. – Der Haupt- und Finanzausschuss (HFA) befasst sich in den ersten Monaten eines Jahres routinemäßig mit dem Schuldenmanagement der Stadt, so auch im Februar dieses Jahres. Und da geht es immer auch um die unsäglichen Währungsgeschäfte der Stadt. Wer sich für das Thema interessiert und Ausschau nach wichtigen Entwicklungen hält, der kann sich in den Dokumenten zur Sitzung informieren, die im Rats- und Bürgerinformationssystem der Stadt veröffentlicht sind. In der Vorlage der Verwaltung, unterschrieben vom Bürgermeister, liest er zu den Liquiditätskrediten in Schweizer Franken: „Die Kreditverbindlichkeiten stehen zum 30. 12. 2016 zum Wechselkurs CHF /EUR von 1,0739 in der Bilanz. Der Wechselkurs zum 29. 12. 2017 betrug 1,1702. Ein neuer Wertberichtigungsbedarf ergibt sich somit nicht.“ Das klingt erfreulich. Noch schnell ein Blick in das Ergebnisprotokoll, vielleicht sind ja in der Sitzung selbst noch wissenswerte Vorgänge zur Sprache gekommen. Dieses ist wie immer äußerst spartanisch abgefasst mit der Aussagekraft eines leeren Blattes. Dort heißt es: „Herr Bürgermeister Stockhoff machte zunächst Erläuterungen zur Vorlage. Herr Schwane war der Auffassung, dass die Entwicklung des Zinsniveaus zu beachten sei. Daher seien Schuldentilgungen besonders wichtig. Herr Baune stimmte Herrn Schwane hinsichtlich der Entwicklung des Zinsniveaus zu. Viele Annahmen seien jedoch zur Zeit noch spekulativ.“ Das war’s. Nichts außer Selbstverständlichkeiten. Weiterlesen

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Was macht eigentlich … Barbara Lehmann? Essayistin, Journalistin, Reporterin in Tschetschenien. In ihrem erfolgreichen Roman erinnert sie sich an ihre Dorstener Kindheit

Von Wolf Stegemann

Sie schreibt Reportagen und Essays für die Wochenzeitung „Die Zeit“, die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) sowie Features für Rundfunksender. Auch Romane. Sie übersetzt Theaterstücke und Prosa aus dem Russischen. An der Volksbühne Berlin arbeitete sie 2008 mit bei der Inszenierung des Romans „Fuck Off, America“ von Edward Limonow. Als Reporterin reiste sie wiederholt nach Tschetschenien. Die ersten elf Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Dorsten. Zu ihrer Geburtsstadt hat Barbara Lehmann seit ihrem Wegzug als elfjährige Schülerin keine Beziehungen mehr, wohl aber Erinnerungen. Vermutlich besuchte sie die Agatha-Grundschule, woran sie sich aber nicht genau erinnert, doch an das Mädchengymnasium der Ursulinen schon, das sie anschließend besuchte. Schmunzelnd und augenzwinkernd erzählt sie, dass Cornelia Funke mit ihr in der Sexta war und sie diese nicht mochte, weil Cornelia genauso gut schreiben konnte wie sie. Den jungen Lehrer Günther Vonhoff, bei dem sie Deutsch hatte, mochte sie sehr. In ihn war sie als kleine Schülerin richtig verschossen. Weiterlesen

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