Was macht eigentlich Michael Grau? Bogotá, Algier, Paris, New York, Nowosibirsk, Panama, Almaty – Ein Lebenslauf im Drei-Jahres-Rhythmus

Michael Grau am Schreibtisch in seiner Botschaft in Panama; Fotos: privat

Von Wolf Stegemann

Seine Schulkameraden des Abiturjahrgangs 1974 kennen ihn noch gut, außerdem die Ruderriege des Gymnasium Petrinum. Noch heute besucht er ein- bis zweimal jährlich seine Geburtsstadt. Dann ist er Gast im Hause seiner Eltern. Die könnten ihn mit Janosch fragen: „Panama, kennst du Panama…“, und der Sohn würde mit Ja antworten. Denn der Dorstener Michael Grau vertritt in Panama als Botschafter die Bundesrepublik Deutschland.

Geboren 1955 in Dorsten, aufgewachsen an der Marler Straße, ist er ein echter Feldmärker. Er  besuchte die Martin-Luther-Volksschule und danach den altsprachlichen Zweig des Gymnasium Petrinum und verzog mit seinen Eltern in die Miere, Feldmark II. Nach dem Abitur 1974 war er Soldat auf Zeit in Borken und in Rendsburg, studierte von 1976 bis 1979 Rechtswissenschaft in Tübingen, setzte danach sein Studium des Europa- und Völkerrechts in Freiburg fort, schloss es mit dem Ersten Juristischen Staatsexamen ab und entschied sich 1982 für den Staatsdienst im Auswärtigen Amt in Bonn. Seine „Lehrzeit“ verbrachte er in der Abteilung für Auswärtige Beziehungen des Bundeskanzleramts, bevor er 1985 an die Botschaft nach Bogotá kam. In der Folgezeit sollte sich sein Leben, ähnlich wie das eines Berufssoldaten, in einen Drei-Jahres-Rhythmus einpendeln. Drei Jahre da, drei Jahre dort, drei Jahre dies.

1985 stürmten Guerillas in Bogotá den Justizpalast, und die durch den Ausbruch des Vulkans Nevado del Ruiz verursachte Schlammlawine begrub die kolumbianische Stadt Armero mit  der Mehrzahl ihrer 30.000 Bewohner. Nach dieser ersten Erfahrung im südamerikanischen Ausland ging Michael Grau 1988 nach Bonn zurück und arbeitete in der Wirtschaftsabteilung des Auswärtigen Amtes, bevor er 1991 Leiter des Wirtschaftsdienstes an der deutschen Botschaft in Algier (Algerien) wurde. Dort brach 1992 eine politisch spannende Zeit an, als der bevorstehende Wahlsieg der islamistischen Heilsfront-Partei durch deren Verbot abgewendet wurde und, was Michael Grau persönlich betraf, er die aus Troyes in der Champagne stammende Marie Guillot kennen lernte, die als Französin in Algerien deutsche Firmenbüros leitete. Nach dem Umzug des Auswärtigen Amts von Bonn nach Berlin kreuzten sich ihre Wege in Charlottenburg erneut. 2005 führte er sie in zweiter Ehe zum Traualtar.

Michael Grau mit Frau Marie in Panama

Botschafter in Panama

Von 1993 bis 1997 war er Mitglied der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der OECD in Paris, arbeitete danach drei Jahre lang in der Rechtsabteilung des Auswärtiges Amtes, nunmehr in Berlin, und wurde drei Jahre später Mitglied in der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen in New York (USA). Der Anschlag auf das World Trade Center vom 11. September 2001 verursachte bei Familie und Freunden bis zur Wiederherstellung der Telefonverbindungen bange Momente. Wiederum nach drei Jahren packte er am East River in Manhattan die Koffer, um als Generalkonsul im kalten russischen Nowosibirsk deutsche Interessen zu vertreten. Von 2006 bis 2009 arbeitete er erneut in  Berlin, diesmal als Referatsleiter in der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts. 2009 packte er die Koffer und zog von der Spree an den Panamakanal. Dieses Mal als Botschafter. Seit August 2012 ist er als Generalkonsul in Almaty, der ehemaligen Hauptstadt Kasachstans tätig.

Denkt Michael Grau an das sich inzwischen stark veränderte Dorsten, ist er, um mit Heine zu reden, keinesfalls „um den Schlaf gebracht“. Gerne erinnert er sich an die Konfirmation durch Pfarrer Glauert in der evangelischen Johanneskirche in Dorsten-Altstadt (1969) oder an den inzwischen verstorbenen Musiklehrer Norbert Sieberg, bei dem er Violin- und Bratschenunterricht hatte, an das Jugendorchester Wesel-Dorsten und an den Petrinum-Lehrer Jürgen Voß, bei dem er damals aktiv in der Schülerruderriege des Gymnasiums (SRR) war und zu dem er heute noch Kontakt hat.

Michael Graus Töchter aus erster Ehe sind – wie ihr Vater es ihnen vormacht – ebenso international. Ainhoa (geb. 1985 in Madrid) ist Eventmanagerin in London, Maite (geb. 1989 in Bonn) ist Studentin der Betriebswirtschaft und bei Merrill Lynch in London beschäftigt.

  • Entnommen dem demnächst erscheinenden Dorsten-Lexikon (online); Quelle: Gespräche mit Michael Grau 2011
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Ein Kommentar zu Was macht eigentlich Michael Grau? Bogotá, Algier, Paris, New York, Nowosibirsk, Panama, Almaty – Ein Lebenslauf im Drei-Jahres-Rhythmus

  1. Marion Vallèe sagt:

    Hallo, sehr gefreut habe ich mich von Michael Grau zu lesen. Ich hatte damals das grosse Glueck unter seiner Leitung in der Wirtschaftsabteilung der Botschaft Algier zu arbeiten. Bei unseren morgendlichen Kaffeerunden teilte er mit uns sein reichhaltiges Wissen. Er war ein toller Chef und ich habe sehr viel von ihm gelernt. Seine beiden Herzdamen kannte ich auch. Die spanische Dame war seeeehr temperamentvoll. Mir war schon damals klar, dass Michael Grau es sehr weit bringen wuerde. Schon die Art, wie er seine Berichte auf den Knieen verfasste war einfach genial. Diesem wundervollen Menschen wuensche ich weiterhin alle Liebe und Schoene. Sollte er je Bundeskanzler werden, gehe ich auch wieder waehlen.
    Ganz herzliche Gruesse
    Marion Vallèe aus Zeven (zwischen Hamburg und Bremen)

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