Wahlen im Kaiserreich, Weimar Republik, NS-Zeit und Bundesrepublik. Das demokratische Wahlrecht musste erst erkämpft werden – Ein Überblick

Veröffentlichung in der Dorstener Volkszeitung 1929

Von Wolf Stegemann

Vorbemerkung zu diesem Artikel und Nachbemerkung zur Wahl: Wieder einmal konnten wir vor wenigen Tagen unserer demokratischen Pflicht nachkommen und die Partei wählen, der wir entweder angehören, ihr nahe stehen, sie wählen, weil wir sie als das „kleinere Übel“ empfinden. Oder wir haben gar nicht gewählt. Alles dies ist in einer Demokratie legal und legitim. Das war nicht immer so. Es bedurfte einen langen Kampf vom Untertan zum Bürger. Doch mittlerweile darf man getrost der Meinung sein, die Bürger werden von diesen oder jenen der politischen Kaste wieder als Untertanen betrachtet.

Es ist das Recht, bei einer Wahl frei mit eigener Stimme mitzuwirken (aktives Wahlrecht) bzw. sich wählen zu lassen (passives Wahlrecht). Das aktive wie das passive Wahlrecht ist jeweils an bestimmte Bedingungen geknüpft, beispielsweise an ein Mindestalter, Wahlalter oder an die Staatsangehörigkeit. Das allgemeine gleiche Wahlrecht ist eine institutionelle Voraussetzung der Demokratie und hat sich erst allmählich und nach heftigen Kämpfen durchgesetzt. Wahlrecht, Parteien und Parlament sind in ihrer Entwicklung eng miteinander verbunden. Mit dem Übergang von den indirekten Wahlen zu den direkten Wahlen entstand ein näheres Verhältnis zwischen Wahlberechtigten und Abgeordneten bzw. Fraktionen. Weiterlesen

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Einkaufszentren dominieren das Stadtbild – und zerstören es. Eine kommentierende Betrachtung (Teil 2)

Die Leerstände, die es jetzt schon in Dorsten gibt (Foto), werden sich nach Eröffnung von “Mercaden” vermehren

Von Wolf Stegemann

„Immer gleich anmutende Einkaufszentren dominieren das Stadtbild und zerstören genau das, was doch erhalten werden soll: die lebendige Stadt.“ Zu dieser Ansicht gelangte Gert Kähler in der „Süddeutschen Zeitung“. In seinem Artikel setzt er sich mit der „Diktatur der Shopping-Malls“ in deutschen Innenstädten auseinander. Doch nicht nur Kähler in der „Süddeutschen“ oder Dankward Duratzsch in „Die Welt“ (unser Artikel von letzter Woche: „Tyrannei der Einkaufstempel – Jetzt sind die kleineren Städte das Hauptobjekt der Begierde“) befassen sich mit dem Thema, über das auch in „Die Zeit“, in den „Stuttgarter Nachrichten“, im „Der Spiegel“ und anderen Veröffentlichungen geschrieben wurde. Auch das NRW-Wirtschaftsministerium hatte eine Arbeitshilfe für Städte mit dem Titel „Zum Umgang mit großen innerstädtischen Einkaufszentren“ herausgegeben, in der Bürgermeister und Räte vor gigantischen Bauvorhaben gewarnt werden (wir berichteten). Weiterlesen

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Tyrannei der Einkaufstempel – Jetzt sind die kleineren Städte das Hauptobjekt der Begierde – NDR-Umfrage: 72 Prozent der Bevölkerung lehnen Shopping-Center ab, weil sie dem Einzelhandel schaden (Teil 1)

Mitten in der Stadt Recklinghausen zwischen Markt und Rathaus: das entstehende gigantomanische Einkaufszentrum "Arkaden"; Fotos: Helmut Frenzel

W. St. – Nach einer aktuellen Umfrage des NDR, so berichtet die Tageszeitung „DIE WELT“, hätten nur 14 Prozent mit „Gut“ auf die Frage geantwortet: „Wie finden Sie Shopping-Center in kleineren Städten?“. 72 Prozent dagegen antworteten mit der Feststellung: „Lehne ich ab, weil es dem lokalen Einzelhandel schadet.“ 14 Prozent reagierten neutral. Weiterlesen

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Die Lippebrücke: Der strategisch wichtige Übergang bei Dorsten weckte jahrhundertelang Begehrlichkeiten auf allen Seiten

Lippebrücke um 1905 mit Blick auf Maria Lindenhof; neben der Brücke im Wasser sind deutlich die Eisbrecher-Pfähle zu sehen, damit das Eis im Winter die Brücke nicht beschädigt.

Von Wolf Stegemann

Die Lippebrücke in Dorsten war nicht nur ein friedvolles und für die Wirtschaft und den Reiseverkehr förderliches Bauwerk, das der Stadt mit dem Brückengeld jahrhundertelang den Säckel füllte, es war auch stets der casus für prozessuale und Austragsort für kriegerische Streitigkeiten und weckte immer wieder Begehrlichkeiten auf allen Seiten. Denn es gab nicht viele Übergänge an der Lippe, die damals viel breiter war als heute und etliche Untiefen hatte. Die Land- und Poststraße von Düsseldorf über Kirchhellen nach Münster und die Straße von Paris nach Berlin führten durch die Stadt und über die Dorstener Lippebrücke. Weiterlesen

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Fast hätten die Scientologen in Dorsten Fuß gefasst. Protest der Politiker und Bürger brachte 1992 das geplante „Kult & Magie“-Projekt zu Fall

Transformation des Bewusstseins; Foto aus der Ausstellung "Kult & Magie"

Von Wolf Stegemann

Viel fehlte nicht, dann hätte die Stadt Anfang des Jahres 1992 die „Scientology Church“ derart „am Bein“ gehabt, dass es sicherlich schwierig wenn nicht unmöglich gewesen wäre, sie wieder los zu werden. Die Scientologen hatten Dorsten ausersehen, hier die große Magie-Ausstellung „Kult & Magie – Eine Reise durch die Welt des geheimen Wissens” mit einem Millionen-Aufwand zu errichten, die bundesweit Besucher anziehen sollte. Allerdings gab sich die Scientologen-Sekte mit ihrer „ausgeprägten totalitären Ideologie“ (Staatsanwaltschaft München), die als „korrupt, sinister und gefährlich“ (High Court London) eingestuft wurde, nicht sofort als Veranstalter zu erkennen, sondern schoben das österreichische Unternehmen „Pyramid“ vor. Weiterlesen

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Wirtshäuser im alten Dorsten – Dichterfürst Goethe trank 1792 ein Glas Rotwein am Markt

Café Maus, 1920 in der Essener Straße, später Recklinghäuser Straße

Von Wolf Stegemann

Wer heute das alte Zechengelände an der Halterner Straße besucht, vorbei an den beiden Torhäusern das Gelände betritt, den Weg zwischen alten Bäumen weitergeht, stößt auf die gerade in diesen Tagen des sonnigwarmen Wetters gut besuchten Restaurants, Kneipen oder wie man dazu sagen will. Da gibt es „den Italiener“ der Gastronomiekette „Mezzomar“ mit Bar-Theke im Innern und einem ansprechenden Außenbetrieb unter großen Schirmen mit derzeit vielen Wespen überall. Schräg gegenüber einen Betrieb, ebenfalls eine Kette, „Factory“, wo es mehr amerikanisch zugeht, mit Sparerips und großen Breitwandfernsehern im Innern. In beiden Lokalen viele Besucher, kaum noch Platz zu bekommen. Das und ein alter Baumbestand zwischen ehemaligen Zechengebäuden mit roten Backsteinen, bunt beleuchtet, bieten dem Besucher das gewisse Extra – oder anders gesagt – eine gute Atmosphäre. Diese sucht man ansonsten in der Stadt vergebens. Das war nicht immer so. Weiterlesen

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Geldfälscherring 1952 aufgeflogen – Dorstener stellte fast perfekte Fünf-Mark-Scheine her und betrog seine Kumpane

Solche Fünf-Mark-Banknoten von 1950 wurden gefälscht und in den Umlauf gebracht

Von Wolf Stegemann

Bis 1952 kursierten in Dorsten, Gelsenkirchen, Dortmund, Recklinghausen, Münster, Borghorst und Bad Godesberg falsche Fünf-Mark-Scheine. Nach dem Hinweis eines Dortmunder Kneipenwirts in der Münsterstraße konnte die Polizei einen Falschmünzerring sprengen, der damals von der Polizei als „eine der gefährlichsten Falschmünzerbanden der Nachkriegszeit“ bewertet wurde. Der Grafiker, der die Druckstöcke dazu herstellte und das Geld druckte, Waldemar K. aus Dorsten, von dessen Familie noch Angehörige in seiner Geburtsstadt wohnen, war früher bei der Reichsdruckerei in Berlin beschäftigt und befasste sich dort legal mit diesem Handwerk. Weiterlesen

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