Der Rat muss sich mit der Eingabe eines Bürgers befassen, die belegt, dass Entscheidungen zum Center-Neubau am Lippetor anhand von Gutachten getroffen wurden, die auf falschen Voraussetzungen beruhen

Von Wolf Stegemann

Das „Mercaden“-Einkaufscenter wird gebaut, obwohl es hundert gute Gründe gibt, es nicht so zu tun, wie es geplant ist. Die Ausmaße des Einkaufsgiganten am Lippetor sind weder städtebaulich noch innenstadtverträglich. Dagegen steht die durch ähnliche Projekte in Nachbarstädten zersplitterte Kaufkraft und wegen des demografischen Wandels die fehlende Kundschaft. Das weiß eigentlich jeder. Und weil das so ist, wäre das Projekt dieses Ausmaßes abzulehnen. Da die Verwaltungsspitze dies einvernehmlich mit dem Projektentwickler aber nicht will, wurde vom Projektentwickler ein passendes Gutachten vorgelegt, das die Verträglichkeit des Vorhabens bestätigt, und in Teilen von der Verwaltung für ihre städtebauliche Begründung herangezogen. Weiterlesen

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Dorstener Hitlerjugend, SA und SS verwüsteten vor 75 Jahren die Synagoge in der Wiesenstraße

Wiesenstraße: Das helle Giebelhaus im Hintergrund war die Dorstener Synagoge

Von Wolf Stegemann

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen, jüdische Bürger wurde aus ihren Wohnungen gezerrt, geschlagen und getötet, andere in Konzentrationslager gebracht. Gesuchter Anlass war die Erschießung des deutschen Legationssekretärs Rath in Paris durch den 17-jährigen Herschel Grynszpan, einen Juden. Mit dieser Tat wollte er sich dafür rächen, dass Ende Okto­ber 17.000 in Deutschland lebende polnische Juden, darunter auch seine Eltern, über die polnische Grenze abgeschoben worden waren. Am 9. November erlag der deutsche Diplomat seinen schweren Verletzungen.  Gauleiter und Parteiführer wiesen nach einer Hetzrede von Propagandaminister Josef Goebbels ihre Dienststellen, die SA und SS sowie die Hitlerjugend an, gegen die Juden vorzugehen. Weiterlesen

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Die WAZ geht. Leider! Eine Schlappe für die Pressefreiheit. Blick in die Dorstener Zeitungslandschaft: Vom „Argus“ bis zur „Sonntagszeitung“

Ohne Worte

Von Wolf Stegemann

Zum 1. November stellte die Funke-Mediengruppe aus Essen die Dorstener Lokalausgabe ihrer „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ) ersatzlos ein. Seit 1968 war die Zeitung für das angestammte Heimatblatt „Dorstener Zeitung“ (DZ; früher „Ruhr-Nachrichten“, RN, noch früher „Dorstener Volkszeitung“) eine qualitativ ausgezeichnete und aktuelle Konkurrenz. Allerdings hatten die Ruhr-Nachrichten aufgrund ihrer traditionellen Verwurzelung auflagenmäßig immer die Nase vorn. Graf Merveldt meinte bei einem Gespräch in den 1980er Jahren zum Verfasser, der damals der RN-Redaktion angehörte, dass dies aber nur so lange gelten würde, wie die Dorstener in den „Ruhr-Nachrichten“ die Todesanzeigen aus dem Stadtgebiet lesen könnten. Sie konnten. Die WAZ schaffte es nicht, diesen für eine Zeitung wichtigen „Informationsmarkt“ auch nur annähernd zu knacken. Um diesen Gedanken augenzwinkernd weiter zu spinnen, mag dies vielleicht daran gelegen haben, dass die in Barkenberg stark gewesene WAZ die wünschenswerte Auflage des Überlebens nicht erreicht hatte. An der Berichterstattung, deren Qualität und Ideen der WAZ-Kollegen lag es nicht. Weiterlesen

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„Ein feste Burg ist unser Gott!“ – Reformationstag erinnert an Martin Luther. In Dorsten wurde der Aufenthalt evangelischer Christen 300 Jahre lang verboten. Der erste Gottesdienst im Gerichtssaal

Von Wolf Stegemann

Am 31. Oktober ist das Reformationsfest. Für die evangelische Kirche ein besonderer Tag, in manchen Bundesländern sogar ein gesetzlicher Feiertag. Seit der deutschen Wiedervereinigung in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Baden-Württemberg ist lediglich schulfrei, in Niedersachsen dürfen Schüler, die in den Gottesdienst gegen wollen, für diese Zeit dem Unterricht fernbleiben. In Bundesländern mit einem größeren evangelischen Bevölkerungsanteil hat der Tag oft eine besondere gesetzliche Stellung, die mit der der „Stillen Tage“ vergleichbar ist. Nur: Halloween-Fans feiern nach amerikanischem Vorbild an diesem Tag seit etlichen Jahren zunehmend kostümiert das gruselige Fest. Die evangelische Kirche erinnert mit diesem Tag an das Anschlagen der Thesen des Mönchs Martin Luther an das Tor der Wittenberger Kirche. Ob das tatsächlich so war, oder nur ähnlich, darüber streiten sich die Gelehrten. Letztlich mag es ohne Belang sein, denn der 31. Oktober ist der festgelegte Tag der Erinnerung an Luthers mutige Tat des Protestes gegen unhaltbare Zustände und den Pomp in der katholischen Kirche des 16. Jahrhunderts sowie gegen das Fehlen einer bereits lange geforderten Reform der Kirche. Dies ist Anlass für uns, diesen Tag mit einem Rückblick auf die Dorstener Verhältnisse der Reformation zu werfen, wie in einer absolut katholischen Stadt und einem solchem Umfeld die Lutheraner trotz Verfolgung und Verboten Fuß fassten. Von einem einzigen Menschen, der Anfang des 16. Jahrhunderts unter dem Verdacht stand, Lutheraner zu sein, zieht sich dieser Weg bis zu 21.480 Protestanten in der Stadt von heute. Diese machen einen Anteil von 27,9 Prozent aus (lt. Zensus 2011: röm.-kath. 52,8 Prozent, andere 19,5 Prozent). Weiterlesen

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Der Innenminister muss intervenieren, um die Stadt Dorsten zur Einhaltung von Gesetzen zu zwingen

Kommentar von Helmut Frenzel

18. Oktober 2013. – Die Gemeindeverwaltungen nehmen sich Rechte heraus, die einem Unternehmen und auch Bürgern nicht zugestanden werden. Ein aktuelles Beispiel liefert Dorsten bei den Jahresabschlüssen seit 2009, mit denen die Stadt im Verzug ist.

Große Kapitalgesellschaften, dem Umfang nach der Stadt Dorsten vergleichbar, sind nach dem Handelsgesetzbuch verpflichtet, den Jahresabschluss innerhalb von drei Monaten nach Ende des Geschäftsjahres aufzustellen. Die gleiche Verpflichtung trifft auch die Kommunen. Zigtausende Unternehmen in diesem Land kriegen das hin, die Stadt Dorsten nicht. Dass die Einhaltung der Drei-Monats-Frist auch für Unternehmen eine Herausforderung ist, besonders wenn sie zahlreiche Tochterunternehmen haben, die konsolidiert, das heißt im Abschluss integriert werden müssen, davon hat Bürgermeister Lambert Lütkenhorst vielleicht noch nichts gehört. Auch Unternehmen kennen Personalengpässe und Umstellungsprobleme in der Buchhaltung, aber dass ihnen deswegen ein Zeitnachlass eingeräumt würde, davon ist nichts bekannt. Es liegt in der Verantwortung der Führungsspitze, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Gesetze eingehalten werden können. Weiterlesen

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Staub, Lärm, Behinderungen, Verkehrschaos. Bis Jahresende soll das alte Lippetor gänzlich abgerissen sein. Bürgermeister informierte über die Gestaltung der „Mercaden“-Umgebung

Eine Schilderung von Wolf Stegemann

Augenscheinlich eine lockere und gelöste Stimmung auf der Bühne, in den Stuhlreihen davor mehr eine abwartende gedämpfte Stimmung. Oben saßen Bürgermeister Lambert Lütkenhorst mit den Herren seiner Verwaltung und dem Mercaden-Entwickler Herbert Krämer. „Wenn es so weiter geht, wie es angefangen hat“, so Bürgermeister Lütkenhorst sichtlich aufatmend, „dann liegt bald alles flach.“ Er meinte damit den Abriss des alten Lippetor-Einkaufscenters und der drei daneben stehenden Häuser. Um darüber und über die anstehenden verkehrlichen Veränderungen (bzw. das Verkehrschaos) während der Bauzeit des monumentalen Mercaden-Bauwerks zu informieren, folgten am Mittwoch (9. 10.) rund 100 Zuhörer und Zuhörerinnen der Einladung der Stadtverwaltung in die Aula des Petrinum. Weiterlesen

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Es sind immer dieselben Versprechungen, mit denen Projektentwickler den Bau von Einkaufscentern durchsetzen. Ob die sich am Ende erfüllen, prüft niemand nach. Hier das Beispiel Koblenz

Einkaufs-Center "Forum Mittelrhein, seit 2012 auf dem Zentralplatz in Koblenz

Von Helmut Frenzel

4. Oktober 2013. – Wenn es die Ruine am Lippetor nicht gegeben hätte, wäre wahrscheinlich kein Mensch auf die Idee gekommen, Dorsten mit einem überdimensionierten Einkaufscenter zu beglücken. Aber da die Ruine nun mal vorhanden und für jedermann ein Ärgernis war, musste eine Nutzung gesucht werden und die fand man im Neubau eines Einkaufscenters. Den Bedarf für die zusätzliche Verkaufsfläche ließ der Projektentwickler sich in einem Gutachten bescheinigen. Mit dieser Art Stadtentwicklung ist Dorsten nicht allein. Ein ganz ähnlicher Fall trug sich in Koblenz zu. Auch dort gab es ein großes Grundstück mit einem verlassenen Gebäude. Und auch dort bestand die Lösung des Problems in der Bebauung mit einem Einkaufscenter, für das die Koblenzer Bevölkerung keinen Bedarf sah. Wie in Dorsten wünschten sich viele Koblenzer eine andere Nutzung des exponierten Standorts. Aber anders als in Dorsten, wo die Gegner nicht die Kraft hatten, sich zu organisieren, kam es in Koblenz zu einer heftigen Auseinandersetzung über das Projekt. Geändert hat das nichts. Am Ende setzte sich das Kartell der Befürworter durch und das Center wurde gebaut – so wie es in Dorsten geschehen wird. Die Parallelen in den beiden Fällen sind erstaunlich. Weiterlesen

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