Eine Rückkehr in die Erinnerung mit Gänsehaut – Stephanie Lenz, die unvergessliche „Medea“ nach 30 Jahren wieder am Theaterort in Dorsten

Stephanie Lenz, einstige “Medea”, erinnert sich an das “Sommertheater”; Foto: Wolf  Stegemann

28. September 2017. – Sie stand da, blickte sich um, schüttelte leicht den Kopf, als würde sie nicht glauben, was sie sah. So stand sie inmitten des Rasenrondells am inzwischen überwucherten Freilufttheater in der Grünanlage Maria Lindenhof. Jetzt ist es dort still, fast tot. Doch vor rund 25 Jahren war es dort lebendig. Eine Bühne, auf der sie und die anderen Ensemblemitglieder des „Sommertheaters“ mit antiken Theaterstücken brillierten. Das waren Julia Friedrich Anderseck, Thomas Boos, Katja Podszuweit, Thomas Brandt, Frieder Kornfeld, Christoph Wink, Katharina Joss, Bernd Helle, Rolf Puschnig und wie sie alle hießen. Sie spielten Aristophanes‘ „Lysistrata“, Senecas „Thyestes“, Sophokles‘ „König Ödipus“ und „Philoklet“, Euripides‘ „Die Bacchen“ und „Medea“, aber auch Tabori- und Dario Fo-Stücke. Das alles war einmal. Danach ging das Ensemble auseinander. Stephanie Lenz, damals noch Schülerin und unvergessliche „Medea“, wohnt heute am Tegernsee. Wolf Stegemann, damals bei den Ruhr-Nachrichten (heute DZ) zuständig für Kultur, begleitete das Ensemble zehn Jahre lang journalistisch, wobei es ihm die „Medea“ besonders angetan hatte. Für ihn Grund genug, Medea in persona Stephanie Lenz, die gerade ihre Eltern in Bottrop-Grafenwald besuchte, nach nahezu drei Jahrzehnten an den Ort zwischen Lippe und Kanal einzuladen und sich der alten Zeiten zu erinnern.

Austausch von Erinnerungen an zehn Jahre Sommertheater

Und da stand sie dann, Stephanie Lenz. Von Erinnerungen und Gänsehaut überwältigt, als sie sich umblickte und die Kulissen, die Zuschauer, ihre Freunde und das Theater vor ihrem geistigen Auge wieder lebendig wurden. „Dort“, sagte sie, und deutete auf einen Platz, „dort saß Dr. Zahn!“ Der inzwischen verstorbene Stadtdirektor hatte seinerzeit das „Sommertheater“ als Kulturprojekt gefördert. „Und da stand immer unser Schmink- und Garderobe-Wagen und hier die Kulissenwand.“ Und während sie erregt erzählte, kamen zwei Männer auf einem Fahrrad über den Rasen gefahren. Als sie näher gekommen waren, erstarrte Stephanie Lenz. „Bernd? Bist du das?“ fragte sie ungläubig. Der Angesprochene schaute sie ebenso ungläubig an und nickte nur. Er war es. Bernd Heller, damaliges Ensemblemitglied des Sommertheaters, kam zufällig mit einem Freund aus Schermbeck des Wegs daher. Gemeinsame Erinnerungen wurden ausgetauscht.
Natürlich folgten diesem Besuch am alten Freilufttheater Maria Lindenhof noch weitere Gespräche. Der Tag endete erst nach 23 Uhr bei einem Glas Wein am Dorstener Marktplatz. Was nahm Stephanie Lenz alias Medea und Furie mit an den Tegernsee? Die Idee, die alte Truppe des „Sommertheaters“ zusammenzutrommeln, um dort, am alten Freilufttheater zwischen Lippe und Kanal, nach 30 Jahren wieder ein Stück zu spielen. Vielleicht Euripides „Medea“? Dazu Stephanie Lenz leicht schmunzelnd: „Jetzt hätte ich eigentlich das richtige Alter für die Medea!“ Und die 34 Seiten Text, meinte sie, die sie vor 30 Jahren lernen musste, könnte sie heute sicherlich auch noch über die Lippen bringen.

“Wachküssen” heißt die Devise

Das würde zu dem im Rahmen „Wir machen Mitte“ geplanten Konzept der Stadt passen, den Freizeitpark Maria Lindenhof mit Leben und Kunst zu füllen, zumindest in den nächsten zwei Jahren. Die kreative „Stadtentdeckerin“ Marion Taube, welche die Grünanlage für die „Leben und Kunst“ neu entdeckt hat, meinte dazu in der Zeitung: „Wir wollen Maria Lindenhof wachküssen!“ Sicherlich könnten ihr die Mimen des „Sommertheaters“, die das Stückchen Dorstener Erde schon vor 30 Jahren sogar ganze zehn Jahre lang wach gehalten haben, ihre Lippen zu Kuss reichen – sinnbildlich gesprochen.

Siehe auch: Sommertheater
Siehe auch: Was macht eigentlich … Stephanie Lenz

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