Dorstener Familien bestimmten die Geschicke der Stadt (I): Die de Weldiges – der Erste kam im 15. Jahrhundert als Patrizier, der Letzte ging 1958 als Bankrotteur

Dorstens Wappenstein

Von Wolf Stegemann

Über das Wohlergehen der Einwohner einer Stadt oder eines Dorfes befanden früher neben dem Landesherrn die patrizischen Bürger, die durch Abstammung oder durch Wohlstand und Grundbesitz zu Ämtern in Rat und Kirche und dadurch zu vermehrtem Ansehen gekommen waren. Jahrelang saßen sie als Sie waren oft jahrelang, manche Familien auch generationenlang im Rathaus gesessen, waren Bürgermeister oder Schöffen, Geistliche oder vermehrten ihren Wohlstand durch gute Handelsgeschäfte. Auch Ehen waren oft ein Geschäft, das Ansehen und Macht einbrachte. Daher schlossen sich die Alt-Dorstener patrizischen Familien zu einem Hochzeitkreis zusammen. Dazu gehörten die Familien Rive, Wesener, de Weldige-Cremer, Jungeblodt, Evelt, von Wieck. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Das Porträt, Geschichte, Zurückgeblättert | Verschlagwortet mit , , , , | 4 Kommentare

Postdirektor legte Bestandsaufnahme über die Post und die städtischen Verhältnisse der kgl.-preußischen Regierung vor – Eine Beschreibung aus dem Jahre 1890

Essener Straße um 1910

Von Wolf Stegemann

Wie heute Dorstern aussieht, weiß jeder, der hier lebt und mit offenen Augen durch die Stadt geht. Die Stadt hat ihre guten wie ihre weniger guten Seiten, ihre malerischen Winkel, schöne Postkartenmotive vor allem am Kanal und an der Lippe. Doch wie sah Dorsten vor rund 125 Jahren aus? Damals wurde kaum fotografiert, wenig über die Stadt geschrieben, und wenn, dann überaus schwülstig und meist nur kurz. Eine der wenigen längeren authentischen Bestandsaufnahmen über die Lippestadt des Jahres 1890 ist die Beschreibung des damaligen ersten kaiserlichen Militärpostdirektors Artur von Lattorff (Chronik- Beiheift zur Statistik des Kaiserlichen Beihefts zur Statistik des Kaiserlichen Postamts in Dorsten, Münster). Militärpostdirektor Artur von Lattorff war bereits im Ruhestand, als er die Bestandsaufnahme verfasste. Vermutlich hat er sie im Auftrag des damals amtierenden Militärpostdirektors von Hugo geschrieben. Das Dorstener Postamt wurde 1878 Militärpostamt und unterstand damit gewissen militärischen Reglements. Zu Direktoren wurden nur noch ehemalige Offiziere ernannt. – Diese von der königlich-preußischen Regierung geforderten Auskünfte über die Verhältnisse der Stadt Dorsten in Vergangenheit und damaliger Gegenwart sind hier nur in Auszügen, jedoch im Originaltext, wiedergegeben, die entweder etwas Neues berichten oder Bekanntes bewerten. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Geschichte, Zurückgeblättert | Verschlagwortet mit , , , | 2 Kommentare

Die Volksschule um 1900 – ein Bollwerk für Religion, Sittlichkeit und Prügelstrafe – Leitsätze der Lehrer-Konferenzen – Aus der Chronik der Antoniusschule

Prügelszene in der Schule vor 180 Jahren

Von Wolf Stegemann

In mehreren regionalen Lehrer-Konferenzen der Volksschulen, die in Dorsten um die Jahrhundertwende des letzten Jahrhunderts stattfanden, behandelten die Lehrer Themen wie Prügelstrafe und ihre Anwendung, oder Schulzucht und Sittlichkeit, die Trunksucht in den arbeitenden Klassen sowie das Glück der maßvollen Zurückhaltung. Es wurde aber auch der Kampf aufgenommen gegen die gottlosen Umstürzler und vaterlandslosen Gesellen, denen die Volksschule eine Barriere bilden müsse. Die Volksschulen traten ein für Kirche und Religion, die stets vor der Treue zu Kaiser und Staat genannt wurden. Lehrer aus Dorsten nahmen an diesen Konferenzen teil, die Bericht lieferten über das, was damals beschlossen wurde und das bei der Lektüre heute sicherlich Schmunzeln, Stirnrunzeln und Kopfschütteln verursacht. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Geschichte, Gesellschaft, Schulentwicklung, Schulpolitik | Verschlagwortet mit , , , | 1 Kommentar

Bürgermeisterwahl – Kandidaten ohne Konzept

Ein kritischer Blick auf die Bewerber von Helmut Frenzel

4. April 2014. – In wenigen Wochen finden Kommunalwahlen statt. Es ist eine Doppelwahl: neben dem Rat der Stadt wird auch der Bürgermeister neu gewählt. Die mit Abstand wichtigere Wahlentscheidung betrifft den Bürgermeister. Die Gemeindeordnung weist ihm eine überragende Machtfülle zu, er ist die bestimmende Figur der Kommunalpolitik. Welche Stärke die Kommunalparteien im Stadtrat haben, hat kaum Bedeutung. Sie haben sich in der Vergangenheit überwiegend als bequeme Vollstrecker der Vorschläge der Verwaltung gezeigt. Auf den Bürgermeister kommt es an.

Von der Bevölkerung direkt gewählt, ist er unabhängig von den im Rat vertretenen Parteien. Er leitet die Stadtverwaltung. Er gehört dem Verwaltungsvorstand an, hat dessen Vorsitz inne und entscheidet bei Meinungsverschiedenheiten. Er ist Mitglied des Rates mit Stimmrecht und führt dessen Vorsitz. Er vertritt  und repräsentiert den Rat nach außen. Er setzt die Tagesordnung fest,  beruft den Rat ein, leitet die Sitzungen und führt die Ratsbeschlüsse aus. Der Bürgermeister kann Beschlüssen des Rates widersprechen. Auch im wichtigsten Ausschuss des Rates, dem Hauptausschuss, hat er den Vorsitz inne und auch Stimmrecht. In allen örtlichen und überörtlichen Gremien und Organisationen, in denen die Stadt Mitglied ist, hält der Bürgermeister das Mandat. In Dorsten geschieht nichts ohne die Zustimmung des Bürgermeisters. Kommunalpolitische Entscheidungen werden in der Regel auf Initiative und Vorschlag der Verwaltung getroffen, deren Chef eben der Bürgermeister ist. Er bestimmt, wohin die Stadt sich entwickelt.

Deswegen ist es nicht gleichgültig, wer in das Amt des Bürgermeisters gewählt wird. Dorsten steckt  bekanntlich in einer Abwärtsspirale. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Rat und Verwaltung | Verschlagwortet mit , | 7 Kommentare

Industrialisierung der Stadt (IV) – Der Bergbau: Zeche „Fürst Leopold“ in Hervest und „Baldur“ in Holsterhausen

Bergwerk "Fürst Leopold" in Hervest-Dorsten um 1960

Von Wolf Stegemann

Mitte der 1990er-Jahre wurden Pläne bekannt, nach denen der Bergbau aus Kostengründen und im Hinblick auf gemeinsames europäisches Handeln nicht mehr staatlich subventioniert, ihm somit die Wirtschaftsgrundlage entzogen werden soll. Am 17. August 2001 fuhr die letzte Förderschicht auf Fürst Leopold ein. Im dritten Quartal 2002 wurde in Dorsten die Kohleförderung endgültig eingestellt. 2001 förderte das Bergwerk Fürst Leopold noch 107 Mio. Tonnen Kohle. Allerdings hatte sich das Bergwerk vorbehalten, über den Schacht Polsum ab 2009 ein weiteres Dorstener Abbaufeld zu erschließen. Bis 2004 wurden die Bergbauflächen der Zeche Fürst Leopold aus dem Bergrecht entlassen und neuer Nutzung zugeführt, die Flächen in Wulfen schon bis 2002. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Energiepolitik, Geschichte, Industrie und Handel, Zurückgeblättert | Verschlagwortet mit , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

In wenigen Minuten machten Bomben die alte Stadt Dorsten zum Trümmermeer – 319 Menschen kamen ums Leben, die Ruinen qualmten tagelang

Das brennende Dorsten zwei Tage nach der Bombardierung; Lippe und Kanal sind deutlich zu erkennen

Von Wolf Stegemann

Am 22. März jährt sich die totale Bombardierung der Innenstadt von Dorsten zum 69. Mal. Bereits am 9. März 1945 bombardierten alliierte Flugzeuge die Stadt. Doch einige Tage später sollte die vollendete Zerstörung der heutigen Altstadt erfolgen. Am 22. März 1945, ein herrlicher Frühlingstag mit Sonne und blauem Himmel über Dorsten, starteten in High Wycomb (England) 100 Halifax-Bomber der Royal Air Force, 12 Lancaster und ebenso viele Mosquitos der 8. Pfadfindergruppe mit dem Auftrag, Dorsten um 14.30 Uhr englischer Sommerzeit in Schutt und Asche zu legen. In ihren Bombenschächten hatten sie Luftminen und Sprengbomben, darunter die berüchtigten „Wohnblockknacker“. Sie kamen von Norden her gestaffelt angeflogen und bildeten einen Kampfblock von 500 Metern Breite. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Geschichte, Nationalsozialismus, Zurückgeblättert | Verschlagwortet mit , , | 4 Kommentare

Parkgebührenfreie Innenstadt wäre bürgerfreundlich und würde mehr Umsatz bringen. Doch die Stadt beschließt das Gegenteil. Holsterhausen bleibt (noch) verschont

Parkscheinautomat am Südwall; Foto: Stegemann

Von Wolf Stegemann

Holsterhausen wird als Stadtteil des guten Einkaufs immer beliebter. Stets begegnet man jenseits der Lippe, die einst als „Jordan“ von Dorstenern nur ungern Richtung Holsterhausen und Hervest überschritten wurde, heutigen Altstädtern. Fragt man sie, warum sie in Holsterhausen sind, dann kommen als Argumente die guten Einkaufsmöglichkeiten in Verbindung mit kostenlosem und zeitunbegrenztem Parken. Bestrebungen der Stadt, auch in Holsterhausen Parkuhren einzuführen, wurden auf Proteste hin bis jetzt immer wieder eingestellt. Das hinderte die Verwaltung aber nicht daran, immer wieder die Parker in Holsterhausen zur Kasse bitten zu wollen. Insgesamt sollte das Parken in der Stadt und in Holsterhausen in den folgenden Jahren rund 206.000 Euro pro Jahr in die Kasse spülen. Der letzte Versuch des Zugriffs auf deren Portemonnaies wurde erst wieder in diesen Tagen verhindert. Die Mitglieder des Umwelt- und Planungsausschusses der Stadt lehnten für Holsterhausen die städtische Park-Piraterie ab. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Rat und Verwaltung, Städtischer Haushalt | Verschlagwortet mit , | Hinterlasse einen Kommentar