Dorstener Familien bestimmten die Geschicke der Stadt (II): Durch Kinderreichtum sind die Rives führend geworden: Ärzte, Juristen, Bürgermeister, Schöffen, Geistliche. Doch Blutschande in fast jeder Generation!

Von Wolf Stegemann

Name und Familie Rive (Ryve) waren sehr früh und am dichtesten im Raum Hellweg in Westfalen entlang der Lippe verbreitet. Dabei lassen sich zwei getrennte Familiengruppen unterscheiden, von denen die eine im östlichen Hellwegraum um Lippstadt und Werl beheimatet ist; während die andere Gruppe seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Recklinghausen ihren Stammsitz hatte. Der Stammbaum dieser Familie beginnt mit dem Recklinghäuser Bürgermeister Caesarius de Rype (geb. um 1370). Die Rives waren Bürgermeister, Ratsschöffen, Zunftmeister, Zolleinnehmer und  Kaufleute.

Familienwappen der Rives

Erster Rive kam aus Recklinghausen

Der erste Rive mit Dorstener Bezug war Johann, Sohn des Johann Ryve (um 1525 bis etwa 1599), der in Recklinghausen Landbesitzer und Rektor des Heilig-Geist-Spitals war. Sein Sohn Johann (gest. 1616) war in Dorsten Goldschmied und als solcher 1576 urkundlich erwähnt. In erster Ehe war er um 1576 mit der Recklinghäuserin Catharina Kremer verheiratet; die Ehe blieb kinderlos. In zweiter Ehe war er mit der Dorstenerin Sophia Bierboem vermählt. Auch diese Ehe blieb vermutlich kinderlos. Erst später siedelte sich in den 1680er-Jahren mit Johannes Rive (gest. 1731 in Dorsten) ein Zweig der Familie in Dorsten an und begründete die Dorstener Rive-Familien. Damit begann ein neuer Abschnitt in der Familiengeschichte.

Bei vielen Ehen päpstlicher Dispens nötig  

Johannes Rive studierte Rechtswissenschaft in Köln, promovierte, wurde Advocatus Fisci und Assessor am kurfürstl.-köln. Hohen Gericht in Dorsten. Von 1688 bis 1694 und von 1704 bis 1712 war er zweiter Bürgermeister in Dorsten, von 1712 bis 1731 erster Bürgermeister, dann Armenprovisor. Er besaß das Haus Markt Nr. 6, die Gastwirtschaft „Zum Löwen“, die er von seinem Schwiegervater Heinrich Deitermann übernahm. 1728 kaufte er den Fronhof bei Dorsten vom Stift Xanten. Das Ehepaar hatte zehn Kinder, die Richter, Kaufleute, Nonnen und Priester wurden. Dem Horneburger Familienstamm angehörig, begründete er den älteren Dorstener Unterstamm. Bedingt durch Kinderreichtum stiegen die Rive-Familien durch Verehelichungen rasch zu einer der führenden Familien in Dorsten auf. Doch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte schon keine Ehe mehr geschlossen werden, die nicht wegen Blutschande des kirchlichen Dispenses bedurft hätten.

GRabstätte der Familie Rive in Dorsten; Foto: Wolf Stegemann

Großes Vermögen und erheblicher Grundbesitz – Familienstiftung

Heute gibt es in Dorsten zwar keine Rives mehr, aber noch die von Ignaz Rive gegründete Rive-Familienstiftung. Das Vermögen des Stifters muss recht groß gewesen sein. Noch heute verfügt die „Ignaz Rive’sche Familienstiftung“ über erheblichen Grundbesitz. Viele Jahre wurde die Stiftung von der Stadt Dorsten verwaltet. Heute wird sie – gemäß der aktuellen Rechtslage in NRW – als selbstständige Stiftung geführt und von der Kirchengemeinde St. Agatha betreut. Familienmitglieder, die ihre Verwandtschaft nachweisen können, haben die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen Beihilfen und Zuschüsse z. B. für ein Studium zu erhalten. Beispielsweise hat die Stiftung 2004 Überschüsse in Höhe von über 26.200 Euro ausgeschüttet. Bedacht wurden dabei vor allem Vereine, die Dorstener Kinder fördern und versorgen. 1996 erwirtschaftete die Stiftung zum ersten Mal in der langen Stiftungsgeschichte einen solch hohen Überschuss, dass selbst nach Ausschöpfen aller Möglichkeiten noch ein Betrag von etwa 11.000 DM übrig blieb. Die Summe wollte die Stadt dem nachrangigen Stiftungszweck zufolge (Armenfonds) einem Wohlfahrtsverband zur Verfügung stellen. Dem stimmte der Familienrat nicht zu, sondern wollte mit allen Mitteln das Geld in der Familie belassen. Weil das Geld noch im Jahre 1997 ausgegeben werden musste, um nicht die steuerlichen Vorteile zu verlieren, stimmte der Familienrat dann doch zu, den Überschuss zu gleichen Teilen an die Lebenshilfe und die Caritas auszuschütten.

Zwei weitere Rive-Stiftungen

Daneben gehen noch zwei andere Stiftungen auf Mitglieder der Familie Rive zurück: Die älteste Stiftung ist die 1687 gegründete „Rive’sche Hausarmenstiftung“ (Eberhard Rive, Köln), die bis ins 20. Jahrhundert bestanden hatte, und die 1856 in Düsseldorf gegründete „Joseph Rive’sche Familien-Stipendien-Stiftung“, die immer noch besteht.

Familienzweig war auch als „Rive von Westen“ geadelt

Rive-Familien sind noch im Rheinland, in Freiburg und in den Niederlanden zu finden. Ein Sohn des Dorsteners Joseph Anton Rive, Friedrich Rive (1786 bis 1866), begründete die österreichische Linie, meist Militärs, und erhielt das erbliche Adelsprädikat „Rive von Westen“. Diese Familie erlosch Anfang des 19. Jahrhunderts in Graz und im ungarischen Hermannstadt (heute Rumänien).

Stets Hochzeiten mit Blutsverwandten

Das Heiraten innerhalb der Blutsverwandten war in der Familie Rive (wie in anderen Dorstener patrizischen Familien) keine Seltenheit, wie einige Beispiele zeigen: Maria Susanna, die Tochter von Wilhelm Rive, heiratete 1794 mit Dispens Adolf von Wieck, einen Blutsverwandten 2. Grades. – Wilhelm Rive heiratete 1808 seine Blutsverwandte 4. bzw. 3. Grades, Mechthild Wehling, und benötigte dazu einen Dispens. – Maria Catharina Rive heiratete mit Dispens in zweiter Ehe 1779 Bernhard Gahlen, einen Blutsverwandten 3. Grades. – Bernhard Rive benötigte einen Dispens, weil er 1788 die Blutsverwandte 3. und 4. Grades, Carolina Reckmann, heiratete.

Dr. Johann Goswin Rive – Keine Hochzeit wegen Blutsverwandtschaft

1696 bis 1762 Dorsten. – Sein in Horneburg geborener Vater Johann Rive kam 1681 nach Dorsten und heiratete Elisabeth Deitermann. Der Sohn besuchte das Gymnasium Petrinum in den Jahren, studierte Jura in Duisburg, promovierte und wurde Advokat in Dorsten. Seit 1730 war er mehrmals Bürgermeister und dann Stadtrentmeister. Somit ist er auch in die politischen Fußstapfen seines Vaters getreten, der ebenfalls mehrmals Bürgermeister in Dorsten gewesen war. Er wohnte in Dorsten am Markt 6 im Hause der Gastschänke „Zum Löwen“. 1726 wollte er die Blutsverwandte 3. bzw. 4. Grades, Maria Clara Antoinetta Koel, heiraten. Deshalb beantragte er beim Papst Dispens. Zur Ehe kam es allerdings nicht. Stattdessen heiratete er acht Jahre später Maria Anna Heyer. Das Ehepaar hatte zehn Kinder. Zwei von ihnen benötigten zur Verheiratung wegen Blutsverwandtschaft wiederum einen kirchlichen Dispens.

Ignaz Goswin Rive

Ignaz Goswin Rive – 1815 huldigte er dem preußischen König in Berlin

1764 bis 1841 Dorsten. – Sohn des kurfürstlich-kölnischen Postmeisters Ignaz Wilhelm Hermann Rive (1727 bis 1773) in Dorsten. Er besuchte das Gymnasium Petrinum, trat in die Dienste der kurkölnischen Regierung und wurde kürfürstlich-kölnischer Hofkammerrat und vestischer Zolldirektor in Dorsten. Als das Vest preußisch wurde, reiste er 1815 zur Erbhuldigung des Königs nach Berlin. Danach bekam er den Posten des preußischen Steuereinnehmers und 1818 den des Domänenrentmeisters, wurde königlicher Kommissar des Dorstener Ursulinenklosters und erhielt den Roten Adlerorden IV. Klasse. Seine 1780 geheiratete Frau Clara Cremer starb 1818. Die Ehe blieb kinderlos. 1826 heiratete er Isabelle de Weldige-Cremer (1800 bis 1852). Auch diese Ehe blieb ohne Kinder. Daher gründete der Witwer die heute noch bestehende „Iganz Rive’sche Familienstiftung“.

Bernhard Rive – Während des Kulturkampfes nach Holland verbannt

1824 in Dorsten bis 1884 in Gemmenich (NL). – „Pater Rive war von gewaltiger, hünenhafter Gestalt, sein Wort schneidig und kraftvoll fesselte mit unwiderstehlicher Gewalt, ein Mann von tiefem Ernst und unbeugsamen Willen.“ Liest man diese Zeilen aus seinem Nachruf in den „Stimmen aus Maria Laach“ von 1884, meint man, eine Beschreibung Martin Luthers vor sich zu haben. Gemeint ist aber der Jesuiten-Pater Bernhard Aloys Rive, der sich durch die Veröffentlichung mehrerer Schriften einen Namen gemacht hatte. Er war der Sohn des Dorstener Bankiers Bernhard Joseph Franz Rive (1779 bis 1848) und dessen Frau aus 2. Ehe, Elisabeth Radhoff. Bernhard Rive jun. hatte noch drei Geschwister und einen Bruder sowie einen Halbbruder aus der ersten Ehe seines Vaters mit Johanna Rappart. Bernhard Rive besuchte das Gymnasium in Recklinghausen, studierte Theologie in Münster, erhielt 1848 die Priesterweihe in Münster, trat 1851 in das Noviziat des Jesuitenordens auf der Friedrichsburg in Münster ein. Danach predigte er in Trier und Aachen, wurde Domprediger in Paderborn und Münster und 1859 am Dom zu Köln. Im Zuge des Kulturkampfes wurde Pater Bernhard Rive 1872 aus Deutschland nach Belgien bzw. Holland verbannt, wo er starb. – Sein Halbbruder Franz Bernhard starb bereits im Alter von einem Jahr, seine drei Schwestern blieben unverehelicht und sein Bruder Rudolf Ignaz wurde ebenfalls Jesuit. Zu dieser Zeit konnten wegen Blutschande Rive-Ehen in Dorsten kaum noch geschlossen werden. Beispielsweise war Bernhard Rives Mutter eine geborene Rive.

Bernhard Rive mit Carolina Reckmann (Besitz: Fam. Werne, Recklinghausen)

Bernhard Ignaz Rive – Kaufhändler, Landwirt, Mühlenpächter und Rentier

1762 bis 1849 Dorsten. – Er war auch ein Sohn von Ignaz Wilhem Rive (1727 bis 1773), besuchte das Gymnasium, wurde danach Kaufhändler und Mühlenpächter sowie Kirchenprovisor in Dorsten, dann Landwirt auf dem Albershof in Gahlen. Er hatte den Status eines Rentiers, lebte in Dorsten und war verheiratet mit Carolina Reckmann. Wegen Blutsverwandtschaft des 3. und 4. Grades benötigten die Brautleute vor ihrer Hochzeit im Jahre 1788 einen kirchlichen Dispens. Wegen seiner Verdienste bekam Bernhard Ignaz Rive den Roten Adlerorden IV. Klasse. Zum seltenen 60-jährigen Ehejubiläum richtete die Stadt dem Ehepaar 1848 ein Fest aus. Das Paar hatte zehn Kinder. Ein Sohn, Carl Ignaz Rive, war Korporal im 4. westfälischen Infanterie-Regiment, das mit Napoleons Großer Armee nach Russland zog. Er wurde nach der Schlacht an der Beresina 1912 vermisst.

Postmeister Franz Wilhelm Rive

Franz Wilhelm Rive – Als Postmeister diente er vielen Landesherren

1776 bis 1847 in Dorsten. – Er gehörte dem Wilhelminischen Hauptast der Dorstener Rives an und besuchte das Gymnasium Petrinum. Bis 1802 war er kürfürstlich-kölnischer und fürstbischöflich-münsterscher Postmeister, von Juni 1803 bis Oktober 1806 kgl.-preußischer Postwärter, dann diente er bis 1813 als Großherzoglich-Bergischer Postmeister den Franzosen, danach bis 1816 wieder den Preußen und bis 1840 war er kgl.-preußischer Postmeister mit Haus und Posthalterei auf der Lippestraße 298. Am 18. Oktober 1815 war er Deputierter des Vestes Recklinghausen für die Erbhuldigung an den König von Preußen. Verheiratet war er mit Anna Mechthild Colestina Magdalena Wehling. Für diese Heirat erhielt er wegen Blutsverwandtschaft 3. Grades päpstlichen Dispens. Seine Frau galt als „eine wahre Mutter der Armen“ und war die Tochter des Dorstener Assessors am Stadtgericht, Bernhard Wehling und dessen Frau Sophia Peus. Das Ehepaar hatte sechs Kinder, darunter Johann Goswin Rive, geistlicher Kommissar des Ursulinenklosters in Dorsten. Nebenbei betrieb Franz Wilhelm Rive, der mit 40 Postpferden aufwarten konnte, die familieneigene Gastwirtschaft „Zum Löwen“ am Markt 6. Im Alter von 71 Jahren starb er. – Das von ihm überlieferte Bildnis stammt aus dem Jahre 1828 und war im Besitz eines Enkels des Abgebildeten, P. M. Rive, Unterstaatssekretär in München. 1928 wurde auf Kosten der Stadt Dorsten eine Reproduktion angefertigt.

Johann Goswin Rive, Ursulinen-Direktor

Joh. Goswin Rive – Monströses Grabmal erinnerte an sein geistliches Leben

1765 bis 1830 Dorsten. – Er war der Sohn des Kaufmanns Johann Wilhelm Rive (1736 bis 1788) und dessen Ehefrau Anna Susanna Elisabeth Peus. Die Familie gehörte dem Wilhelminischen Hauptast an. Er hatte noch vier Brüder und vier Schwestern. Nach Schulbesuch auf dem Petrinum und dem Studium erhielt er 1787 die Priesterweihe in Köln und war Vikar und Kaplan in Dorsten. 1819 wurde er „Direktor und geistlicher Kommissar der weiblichen Erziehungsanstalt der Ursulinen zu Dorsten“. Zu dieser Zeit erstarkte das Bürgertum und Wohlhabende schickten ihre Töchter zur höheren Ausbildung in gut angesehene Schulen, zu denen die Ursulinenanstalt in Dorsten gehörte. Ausgezeichnet war er mit dem Roten Adlerorden der IV. Klasse.

Grabmal und gedruckte Grabrede für Johann Goswin Rive

Grabdenkmal zuerst im Binnenhof des Ursulinenklosters

Rive starb 1830. Kloster, Stadt und Regierung beklagten den schweren Verlust. Einen ausführlichen Nachruf als vortrefflicher Pädagoge erhielt er im Amtsblatt der Regierung. Die Ursulinen beauftragten den Bildhauer Stracke mit der Schaffung eines monströsen Denkmals, das am 5. Mai 1831 im Binnenhof des Klosters aufgestellt wurde. Das Geld dafür wurde unter Zöglingen und ehemaligen Schülerinnen gesammelt. Während des „Kulturkampfes“ wurde das Rive-Denkmal 1876, als die Schwestern das Haus verlassen mussten, auf sein Grab im öffentlichen Friedhof an der Bovenhorst überführt.

Dr. Joseph Rive – Ehrenbürger in Dorsten und Landgerichtsdirektor in Trier

1771 in Dorsten bis 1864 in Düsseldorf. – Auch er war Jurist, wie es sich für einen Rive gehörte, der nicht Priester werden wollte. Die Stadt Dorsten machte den hochverdienten Juristen zu seinem 50. Dienstjubiläum 1846 zum Ehrenbürger und die Universität Bonn verlieh ihm den Ehrendoktortitel; 1851 wurde er mit dem Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub geehrt. Er gehörte dem Ignazschen Hauptast der Rives an. Seine Eltern waren Ignaz Rive und Maria Antoinette de Weldige-Cremer. Der Vater war Kurfürstlich-kölnischer Postmeister und 1762/73 Bürgermeister in Dorsten. Er hatte noch vier Brüder. Der älteste gründete testamentarisch 1831 die „Ignatz Rive’sche Familienstiftung (siehe dort). Joseph Rive studierte Rechtswissenschaft und wurde 1806 Kürfürstlich-kölnischer Hof- und Regierungsrat in Dorsten, 1822 Königlich-preußischer Appelationsrat in Köln und danach Geheimer Oberjustizrat und Landgerichtspräsident in Trier.

Fassade des Landgerichts Trier, an dem Josef Rive tätig war

Er hinterließ ein beträchtliches Vermögen

Ihm gehörte der Hof Eppe in der Bauerschaft Frentrop (Marl). Der hochgeehrte Jurist heiratete dreimal – und wurde dreimal Witwer. Danach blieb der neunfache Vater Witwer und starb 1864 in Düsseldorf. Ein Jahr vor seinem Tod wurde die von ihm gegründete „Joseph Rive’sche Familien-Stipendien-Stiftung“ genehmigt. Er war zwar nah mit Ignatz Rive verwandt, gehörte aber nicht zu den Begünstigten dessen älteren Stiftung. Joseph Rive erwarb mit seinem nicht unbeträchtlichen Vermögen Immobilien, Zechenanteile (u. a. Kuxe der Zeche „Helene Amalie“ in Berge-Borbeck) und Wertpapiere durch Immobilien. Die Stiftung existiert noch. Joseph Rive veröffentlichte zwei bemerkenswerte Schriften zur Rechtsgeschichte: „Über die Aufhebung der Fideicommisse als Folge der Einführung des Französischen Civil-Gesetzbuchs. Eine juridische Untersuchung“, Köln, Bachem 1822, 132 Seiten. – „Beiträge zur Deutschen Rechtsgeschichte und zum Deutschen Privatrecht. 1. Teil. Über das Bauerngüterwesen in den Grafschaften Mark, Recklinghausen, Dortmund und Hohen-Limburg, in dem vormaligen Stift Essen, Herzogthum, Cleve (an östl. Rheinseite) und in den Herrschaften Broich und Wertherbruch“, Paderborn, Wesener 1827.

Dr. Franz Rive und Margaretha Fuch, Amsterdam

Dr. Franz Rive – Spezialist der Cholera-Bekämpfung in Amsterdam

1804 in Dorsten bis 1873 in Amsterdam. – Durch seine Niederlassung in Amsterdam begründete er den Niederländischen Hauptzweig der Familie Rive, von dem sich der  s’Gravenhager und der Utrechter Zweig abspalteten. Franz Rive besuchte das Gymnasium in Dorsten in den Jahren 1816 bis 1821, studierte anschließend Medizin in Bonn und von 1831 bis 1833 in Utrecht (Niederlande). Schon 1832, als er das Studium noch nicht beendet hatte, wurde der Dorstener zu einer Cholera-Bekämpfung nach Amsterdam gerufen. Ein Jahr später promovierte Franz Rive in Utrecht zum Dr. med. Seine Dissertation widmete er dem Thema „De cholera asiatica“. Danach übersiedelte er nach Amsterdam und ließ sich in der Herengracht 364 als praktischer Arzt nieder. Franz Rive heiratete 1840 in Köln Margaretha Fuchs (1819 in Paramaribo in Suriname bis 1899 in Bonn). Sie verfasste 1896 ihre Lebensgeschichte und vermachte im gleichen Jahr die umfangreiche Bibliothek ihres Mannes der Stadtbibliothek Amsterdam. Das Ehepaar hatte sieben Kinder, von denen zwei Söhne Mediziner wurden, ein anderer Staatsrechtler an der Universität Utrecht und wiederum ein anderer Pianist in Utrecht.

Prof. Dr. jur. Friedrich Rive, Breisgau

Prof. Friedrich Rive – Rechtswissenschaftler in Breslau Freiburg

1831 in Dorsten bis 1907 in Essen-Kettwig. – Der Sohn von Hermann Rive und dessen Ehefrau Josepha Rive, auch eine geborene Rive, begründete durch seine Niederlassung in Freiburg im Breisgau den Freiburger Zweig der Dorstener Familie. Er studierte Rechtswissenschaft in Bonn, promovierte 1856, wurde drei Jahre später Privatdozent an der Universität Breslau und darauf ordentlicher Professor für Deutsches Recht und Steuerrecht. 1868 wechselte er zur Universität Freiburg im Breisgau und heiratete ein Jahr später die aus Minden stammende Anna Freiin von Elmendorff. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Friedrich Rive verfasste mehrere Schriften, darunter „De popillorum et mulierum tutela in antiquo Scandinaviorum jure“ (Habilitationsschrift, Breslau 1859. – Geschichte der Deutschen Vormundschaft“, Band I, II, 1., 2: Braunschweig 1862, 1866 und 1875. – Über den Freistaat Dithmarschen im Mittelalter“, Festschrift, Freiburg im Breisgau 1871. .

Prof. Rudolf Rive – Jesuit in Paderborn, Bombay, Ahmednuggur, Kendel

1830 in Dorsten bis 1905 in Valkenburg (NL). – Rudolf Ignaz Rive war der Sohn des Dorstener Bankiers Bernhard Joseph Franz Rive (1779 bis 1848) und dessen Frau aus 2. Ehe, Elisabeth Radhoff. Er hatte noch drei Geschwister und einen Bruder sowie einen Halbbruder aus der ersten Ehe seines Vaters mit Johanna Rappart. Sein Bruder Bernhard Aloys war ebenfalls Jesuit. Sein Halbbruder Franz Bernhard starb bereits im Alter von einem Jahr, seine drei Schwestern blieben unverehelicht. – Zu dieser Zeit waren die Familien Rive in Dorsten untereinander schon so versippt, dass Ehen in Dorsten kaum noch geschlossen werden konnten, ohne sich der Blutschande auszusetzen. Beispielsweise war Bernhard Rives Mutter eine geborene Rive. Rudolf Rive trat 23-jährig 1853 in die Gesellschaft Jesu in Münster ein, studierte Philosophie und Theologie, wurde Priester in Paderborn und wurde 1872 im Zuge des Kulturkampfes aus Deutschland verbannt. P. Rudolf Rive ging daraufhin in die Mission nach Indien, wurde 1880 Studienpräfekt und Professor in Bombay, später Professor der Physik. 1885 kam er als Superior und Pfarrer der Militärstation Ahmednuggur und Missionar nach Kendel, ebenfalls Indien. Aus der Mission zurückgekehrt, war P. Rudolf Rive seit 1886 Pater-Minister in großen Studienhäusern des Ordens in Exaten, Blijenbeck und zuletzt in Valkenburg/Holland, wo er als Prokurator des Ordens 1905 starb.

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Quelle: Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 173, 181. 184, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1976. – Informationen vom Landesarchiv Münster zu Rive. – Wolf Stegemann / Maria Frenzel „Lebensbilder aus sechs Jahrhunderten Dorstener Stadtgeschichte“, Dorsten 1997  M. Maria Victoria Hopmann „Geschichte des Ursulinenklosters Dorsten“, Münster 1949.
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